schickt werden, Lehrmeister anderer abzu- geben. Z.E. Wenn man in einer Hoff- stadt eine Mahler-Academie hat; so werden darauf vortrefliche Mahler erzo- gen, die geschickt sind, alles, was ihnen vorkommet, nach ihrer rechten Aehnlichkeit vorzustellen. Dergleichen Mahler kön- nen nach diesem an andern Orten, wo man keine dergleichen Academien hat, wiederumb andere gründlicher zu dieser Kunst anführen.
Verrich- tungen der Aca- demie der Künste.
§. 312.
Damit diese Absicht erhalten werde, so muß man 1. auf den Acade- mien der Künste Unterricht ertheilen von allem demjenigen, was man aus andern Wissenschaften zu besserem Verstande der Kunst nöthig hat, worinnen die Zu- bereitung zur Kunst bestehet: 2. die U- bungen in Wercken der Kunst dergestalt anstellen, daß alles nach Regeln gerecht- fertiget und die Regeln selbst durch rich- tige Gründe erhärtet werden. Z.E. Wer die Mahler-Kunst gründlich verstehen will, der muß verschiedenes aus der Mathema- tick, als aus der Arithmetick von der Pro- portion, aus der Geometrie die in der Perspectiv nöthigen Aufgaben, wissen, ja zum Verstande der Perspectiv auch eini- ge Erkäntniß von der Optick haben. De- rowegen muß man auf der Mahler-Aca- demie aus der Mathematick so viel Un-
ter-
Cap. 3. Von der Einrichtung
ſchickt werden, Lehrmeiſter anderer abzu- geben. Z.E. Wenn man in einer Hoff- ſtadt eine Mahler-Academie hat; ſo werden darauf vortrefliche Mahler erzo- gen, die geſchickt ſind, alles, was ihnen vorkommet, nach ihrer rechten Aehnlichkeit vorzuſtellen. Dergleichen Mahler koͤn- nen nach dieſem an andern Orten, wo man keine dergleichen Academien hat, wiederumb andere gruͤndlicher zu dieſer Kunſt anfuͤhren.
Verrich- tungen der Aca- demie der Kuͤnſte.
§. 312.
Damit dieſe Abſicht erhalten werde, ſo muß man 1. auf den Acade- mien der Kuͤnſte Unterricht ertheilen von allem demjenigen, was man aus andern Wiſſenſchaften zu beſſerem Verſtande der Kunſt noͤthig hat, worinnen die Zu- bereitung zur Kunſt beſtehet: 2. die U- bungen in Wercken der Kunſt dergeſtalt anſtellen, daß alles nach Regeln gerecht- fertiget und die Regeln ſelbſt durch rich- tige Gruͤnde erhaͤrtet werden. Z.E. Wer die Mahler-Kunſt gruͤndlich verſtehen will, der muß verſchiedenes aus der Mathema- tick, als aus der Arithmetick von der Pro- portion, aus der Geometrie die in der Perſpectiv noͤthigen Aufgaben, wiſſen, ja zum Verſtande der Perſpectiv auch eini- ge Erkaͤntniß von der Optick haben. De- rowegen muß man auf der Mahler-Aca- demie aus der Mathematick ſo viel Un-
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Cap. 3. Von der Einrichtung
ſchickt werden, Lehrmeiſter anderer abzu-
geben. Z.E. Wenn man in einer Hoff-
ſtadt eine Mahler-Academie hat; ſo
werden darauf vortrefliche Mahler erzo-
gen, die geſchickt ſind, alles, was ihnen
vorkommet, nach ihrer rechten Aehnlichkeit
vorzuſtellen. Dergleichen Mahler koͤn-
nen nach dieſem an andern Orten, wo
man keine dergleichen Academien hat,
wiederumb andere gruͤndlicher zu dieſer
Kunſt anfuͤhren.
§. 312.Damit dieſe Abſicht erhalten
werde, ſo muß man 1. auf den Acade-
mien der Kuͤnſte Unterricht ertheilen von
allem demjenigen, was man aus andern
Wiſſenſchaften zu beſſerem Verſtande
der Kunſt noͤthig hat, worinnen die Zu-
bereitung zur Kunſt beſtehet: 2. die U-
bungen in Wercken der Kunſt dergeſtalt
anſtellen, daß alles nach Regeln gerecht-
fertiget und die Regeln ſelbſt durch rich-
tige Gruͤnde erhaͤrtet werden. Z.E. Wer
die Mahler-Kunſt gruͤndlich verſtehen will,
der muß verſchiedenes aus der Mathema-
tick, als aus der Arithmetick von der Pro-
portion, aus der Geometrie die in der
Perſpectiv noͤthigen Aufgaben, wiſſen, ja
zum Verſtande der Perſpectiv auch eini-
ge Erkaͤntniß von der Optick haben. De-
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demie aus der Mathematick ſo viel Un-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/266>, abgerufen am 22.11.2024.
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