man zu dem Ende Schulen und Academi- en aufzurichten, das ist, an dazu bequemen Oertern Leute zu bestellen, welche ge- schickt und fleißig sind dergleichen Er- käntnis denen, die es nöthig haben, beyzu- bringen. Cs sind demnach die Schulen Oerter, wo man junge Leute zu nützlicher Erkäntnis anführet; die Academien hin- gegen Oerter, wo man die Wissenschaff- ten lehret, und zu nützlichen Künsten und Leibes - Ubungen anführet. Daher bekommen sie auch ihre besondere Nah- men von den Wissenschafften, Kün- sten und Leibes-Ubungen, die daselbst tra- ctiret werden. Z. E. man nennet eine Mahler - Academie, wenn alles zu dieser Kunst nöthige daselbst gelehret wird; eine Baumeister-Academie, wenn man daselbst lehret, was einem Baumeister zu wissen nöthig ist. Eben so nennet man gemeine Schulen, wo man nur von dem jenigen Unterricht ertheilet, was einem je- den gemeinen Manne zu lernen nöthig ist, als lesen, schreiben, die Grundlehren der Re- ligion etc. Rechen-Schulen, wo man nö- thigen Unterricht von dem Rechnen giebet für die jenigen, welche es gründlich verste- hen müssen, als da sind, die Kaufleute wer- den oder weitläufftige Landwirthschafft treiben wollen.
§. 285.
O
des gemeinen Weſens.
man zu dem Ende Schulen und Academi- en aufzurichten, das iſt, an dazu bequemen Oertern Leute zu beſtellen, welche ge- ſchickt und fleißig ſind dergleichen Er- kaͤntnis denen, die es noͤthig haben, beyzu- bringen. Cs ſind demnach die Schulen Oerter, wo man junge Leute zu nuͤtzlicher Erkaͤntnis anfuͤhret; die Academien hin- gegen Oerter, wo man die Wiſſenſchaff- ten lehret, und zu nuͤtzlichen Kuͤnſten und Leibes ‒ Ubungen anfuͤhret. Daher bekommen ſie auch ihre beſondere Nah- men von den Wiſſenſchafften, Kuͤn- ſten und Leibes-Ubungen, die daſelbſt tra- ctiret werden. Z. E. man nennet eine Mahler ‒ Academie, wenn alles zu dieſer Kunſt noͤthige daſelbſt gelehret wird; eine Baumeiſter-Academie, wenn man daſelbſt lehret, was einem Baumeiſter zu wiſſen noͤthig iſt. Eben ſo nennet man gemeine Schulen, wo man nur von dem jenigen Unterricht ertheilet, was einem je- den gemeinen Manne zu lernen noͤthig iſt, als leſen, ſchreiben, die Grundlehren der Re- ligion ꝛc. Rechen-Schulen, wo man noͤ- thigen Unterricht von dem Rechnen giebet fuͤr die jenigen, welche es gruͤndlich verſte- hen muͤſſen, als da ſind, die Kaufleute wer- den oder weitlaͤufftige Landwirthſchafft treiben wollen.
§. 285.
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des gemeinen Weſens.
man zu dem Ende Schulen und Academi-
en aufzurichten, das iſt, an dazu bequemen
Oertern Leute zu beſtellen, welche ge-
ſchickt und fleißig ſind dergleichen Er-
kaͤntnis denen, die es noͤthig haben, beyzu-
bringen. Cs ſind demnach die Schulen
Oerter, wo man junge Leute zu nuͤtzlicher
Erkaͤntnis anfuͤhret; die Academien hin-
gegen Oerter, wo man die Wiſſenſchaff-
ten lehret, und zu nuͤtzlichen Kuͤnſten und
Leibes ‒ Ubungen anfuͤhret. Daher
bekommen ſie auch ihre beſondere Nah-
men von den Wiſſenſchafften, Kuͤn-
ſten und Leibes-Ubungen, die daſelbſt tra-
ctiret werden. Z. E. man nennet eine
Mahler ‒ Academie, wenn alles zu
dieſer Kunſt noͤthige daſelbſt gelehret wird;
eine Baumeiſter-Academie, wenn man
daſelbſt lehret, was einem Baumeiſter zu
wiſſen noͤthig iſt. Eben ſo nennet man
gemeine Schulen, wo man nur von dem
jenigen Unterricht ertheilet, was einem je-
den gemeinen Manne zu lernen noͤthig iſt,
als leſen, ſchreiben, die Grundlehren der Re-
ligion ꝛc. Rechen-Schulen, wo man noͤ-
thigen Unterricht von dem Rechnen giebet
fuͤr die jenigen, welche es gruͤndlich verſte-
hen muͤſſen, als da ſind, die Kaufleute wer-
den oder weitlaͤufftige Landwirthſchafft
treiben wollen.
§. 285.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/227>, abgerufen am 16.02.2025.
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