Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 3. Von der Einrichtung
nicht ohne Unterscheid Leute ins Land zu zie-
hen; die nach diesem dem Lande zur Last
und Beschweerde werden, weil sie von an-
dern suchen müssen, was sie vor sich nicht
erlangen können (§. 770 Mor.) sondern
man muß bedencken, welche man nöthig hat
und welche wegbleiben können.

Mittel
dazu.
§. 275.

Die Anzahl der Jnnwohner
wird vermehret entweder durch Erzeugung
der Kinder, durch Niederlassung der Frem-
den im Lande, und durch Fristung des Le-
bens aller zusammen. Derowegen wo man
darauf zu sehen hat, daß die Anzahl der
Jnnwohner gemehret werde; hat man für
allen Dingen davor zu sorgen, daß Manns-
Personen bald in den Stand kommen,
Weib und Kinder zu ernähren, und dieje-
nigen, so in dem Stande sind, dazu angehal-
ten werden, daß sie bey Zeiten heyrathen.
Und weil es nicht genung ist, daß Kinder
gebohren werden; so hat man auch davor
zu sorgen, daß ihr Leben und Gesundheit in
der Auferziehung nicht verwahrloset werde.
Wenn Fremde in unser Land kommen und
sich darinnen niederlassen sollen; so jst es ge-
wiß, daß, da sie solches freywillig thun
müssen, sie nicht anders als durch gute An-
stalten im Lande angelocket werden können
(§. 496 Met.). Wo es wohl zugehet und
man gutes Leben findet, da will ein jeder
gerne seyn: hingegen wo man gedrucket

wird

Cap. 3. Von der Einrichtung
nicht ohne Unterſcheid Leute ins Land zu zie-
hen; die nach dieſem dem Lande zur Laſt
und Beſchweerde werden, weil ſie von an-
dern ſuchen muͤſſen, was ſie vor ſich nicht
erlangen koͤnnen (§. 770 Mor.) ſondern
man muß bedencken, welche man noͤthig hat
und welche wegbleiben koͤnnen.

Mittel
dazu.
§. 275.

Die Anzahl der Jnnwohner
wird vermehret entweder durch Erzeugung
der Kinder, durch Niederlaſſung der Frem-
den im Lande, und durch Friſtung des Le-
bens alleꝛ zuſammen. Derowegen wo man
darauf zu ſehen hat, daß die Anzahl der
Jnnwohner gemehret werde; hat man fuͤr
allen Dingen davor zu ſorgen, daß Manns-
Perſonen bald in den Stand kommen,
Weib und Kinder zu ernaͤhren, und dieje-
nigen, ſo in dem Stande ſind, dazu angehal-
ten werden, daß ſie bey Zeiten heyrathen.
Und weil es nicht genung iſt, daß Kinder
gebohren werden; ſo hat man auch davor
zu ſorgen, daß ihr Leben und Geſundheit in
der Auferziehung nicht verwahrloſet werde.
Wenn Fremde in unſer Land kommen und
ſich darinnen niederlaſſen ſollen; ſo jſt es ge-
wiß, daß, da ſie ſolches freywillig thun
muͤſſen, ſie nicht anders als durch gute An-
ſtalten im Lande angelocket werden koͤnnen
(§. 496 Met.). Wo es wohl zugehet und
man gutes Leben findet, da will ein jeder
gerne ſeyn: hingegen wo man gedrucket

wird
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0222" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 3. Von der Einrichtung</hi></fw><lb/>
nicht ohne Unter&#x017F;cheid Leute ins Land zu zie-<lb/>
hen; die nach die&#x017F;em dem Lande zur La&#x017F;t<lb/>
und Be&#x017F;chweerde werden, weil &#x017F;ie von an-<lb/>
dern &#x017F;uchen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie vor &#x017F;ich nicht<lb/>
erlangen ko&#x0364;nnen (§. 770 <hi rendition="#aq">Mor.</hi>) &#x017F;ondern<lb/>
man muß bedencken, welche man no&#x0364;thig hat<lb/>
und welche wegbleiben ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
              <note place="left">Mittel<lb/>
dazu.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 275.</head>
              <p>Die Anzahl der Jnnwohner<lb/>
wird vermehret entweder durch Erzeugung<lb/>
der Kinder, durch Niederla&#x017F;&#x017F;ung der Frem-<lb/>
den im Lande, und durch Fri&#x017F;tung des Le-<lb/>
bens alle&#xA75B; zu&#x017F;ammen. Derowegen wo man<lb/>
darauf zu &#x017F;ehen hat, daß die Anzahl der<lb/>
Jnnwohner gemehret werde; hat man fu&#x0364;r<lb/>
allen Dingen davor zu &#x017F;orgen, daß Manns-<lb/>
Per&#x017F;onen bald in den Stand kommen,<lb/>
Weib und Kinder zu erna&#x0364;hren, und dieje-<lb/>
nigen, &#x017F;o in dem Stande &#x017F;ind, dazu angehal-<lb/>
ten werden, daß &#x017F;ie bey Zeiten heyrathen.<lb/>
Und weil es nicht genung i&#x017F;t, daß Kinder<lb/>
gebohren werden; &#x017F;o hat man auch davor<lb/>
zu &#x017F;orgen, daß ihr Leben und Ge&#x017F;undheit in<lb/>
der Auferziehung nicht verwahrlo&#x017F;et werde.<lb/>
Wenn Fremde in un&#x017F;er Land kommen und<lb/>
&#x017F;ich darinnen niederla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen; &#x017F;o j&#x017F;t es ge-<lb/>
wiß, daß, da &#x017F;ie &#x017F;olches freywillig thun<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie nicht anders als durch gute An-<lb/>
&#x017F;talten im Lande angelocket werden ko&#x0364;nnen<lb/>
(§. 496 <hi rendition="#aq">Met.</hi>). Wo es wohl zugehet und<lb/>
man gutes Leben findet, da will ein jeder<lb/>
gerne &#x017F;eyn: hingegen wo man gedrucket<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wird</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0222] Cap. 3. Von der Einrichtung nicht ohne Unterſcheid Leute ins Land zu zie- hen; die nach dieſem dem Lande zur Laſt und Beſchweerde werden, weil ſie von an- dern ſuchen muͤſſen, was ſie vor ſich nicht erlangen koͤnnen (§. 770 Mor.) ſondern man muß bedencken, welche man noͤthig hat und welche wegbleiben koͤnnen. §. 275.Die Anzahl der Jnnwohner wird vermehret entweder durch Erzeugung der Kinder, durch Niederlaſſung der Frem- den im Lande, und durch Friſtung des Le- bens alleꝛ zuſammen. Derowegen wo man darauf zu ſehen hat, daß die Anzahl der Jnnwohner gemehret werde; hat man fuͤr allen Dingen davor zu ſorgen, daß Manns- Perſonen bald in den Stand kommen, Weib und Kinder zu ernaͤhren, und dieje- nigen, ſo in dem Stande ſind, dazu angehal- ten werden, daß ſie bey Zeiten heyrathen. Und weil es nicht genung iſt, daß Kinder gebohren werden; ſo hat man auch davor zu ſorgen, daß ihr Leben und Geſundheit in der Auferziehung nicht verwahrloſet werde. Wenn Fremde in unſer Land kommen und ſich darinnen niederlaſſen ſollen; ſo jſt es ge- wiß, daß, da ſie ſolches freywillig thun muͤſſen, ſie nicht anders als durch gute An- ſtalten im Lande angelocket werden koͤnnen (§. 496 Met.). Wo es wohl zugehet und man gutes Leben findet, da will ein jeder gerne ſeyn: hingegen wo man gedrucket wird

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/222
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/222>, abgerufen am 19.04.2024.