Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Cap. 3. Von der Einrichtung
andern, welche die natürliche Verbindlich-
keit aus den Augen setzen, dazu angehalten
werden, daß sie wenigsten die äusserlichen
Handlungen vollziehen, die das Gesetze der
Natur erfordert, und diejenigen unterlassen,
welche ihm zuwieder sind (§. 227). Da nun
jeder Mensch verbunden ist, so wohl den
Zustand seines Gemüths, als des Leibes
und den äussern so vollkommen zu machen
als möglich ist (§. 12 Mor.); so sind der-
gleichen Anstalten zu machen, daß ein jeder
dazu alle nöthige Gelegenheit und Mittel
finde. Hingegen wo die natürliche Ver-
bindlichkeit nicht zureichet, die Unterthanen
von solchen Handlungen abzuhalten, wo-
durch die gemeine Wohlfahrt und Sicher-
heit gestöhret wird, da müssen sie von neu-
em dazu verbunden werden.

Woraus
die guten
Anstal-
ten er-
funden
werden.
§. 273.

Damit nun erhelle, was für An-
stalten in einem gemeinen Wesen zu machen
sind, wenn es den Unterthanen an nöthigen
Mitteln und Gelegenheit, ihre Wohlfahrt zu
befördern, nicht fehlen soll; so muß man mit
Bedacht alles dasjenige durchgehen, was
von den Pflichten des Menschen (Part 2. &
seqq. Mor.) ausgeführet worden. (§. 228).
Weiß man, was für Anstalten in einem
gemeinen Wesen zu Beförderung der ge-
meinen Wohlfahrt zu machen; so wird
man auch leichter begreiffen, wie dabey ei-
ner von andern kan gehindert werden, und

was

Cap. 3. Von der Einrichtung
andern, welche die natuͤrliche Verbindlich-
keit aus den Augen ſetzen, dazu angehalten
werden, daß ſie wenigſten die aͤuſſerlichen
Handlungen vollziehen, die das Geſetze der
Natur erfordert, und diejenigen unterlaſſen,
welche ihm zuwieder ſind (§. 227). Da nun
jeder Menſch verbunden iſt, ſo wohl den
Zuſtand ſeines Gemuͤths, als des Leibes
und den aͤuſſern ſo vollkommen zu machen
als moͤglich iſt (§. 12 Mor.); ſo ſind der-
gleichen Anſtalten zu machen, daß ein jeder
dazu alle noͤthige Gelegenheit und Mittel
finde. Hingegen wo die natuͤrliche Ver-
bindlichkeit nicht zureichet, die Unterthanen
von ſolchen Handlungen abzuhalten, wo-
durch die gemeine Wohlfahrt und Sicher-
heit geſtoͤhret wird, da muͤſſen ſie von neu-
em dazu verbunden werden.

Woraus
die guten
Anſtal-
ten er-
funden
werden.
§. 273.

Damit nun erhelle, was fuͤr An-
ſtalten in einem gemeinen Weſen zu machen
ſind, wenn es den Unterthanen an noͤthigen
Mitteln und Gelegenheit, ihre Wohlfahrt zu
befoͤrdern, nicht fehlen ſoll; ſo muß man mit
Bedacht alles dasjenige durchgehen, was
von den Pflichten des Menſchen (Part 2. &
ſeqq. Mor.) ausgefuͤhret worden. (§. 228).
Weiß man, was fuͤr Anſtalten in einem
gemeinen Weſen zu Befoͤrderung der ge-
meinen Wohlfahrt zu machen; ſo wird
man auch leichter begreiffen, wie dabey ei-
ner von andern kan gehindert werden, und

was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0220" n="202"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 3. Von der Einrichtung</hi></fw><lb/>
andern, welche die natu&#x0364;rliche Verbindlich-<lb/>
keit aus den Augen &#x017F;etzen, dazu angehalten<lb/>
werden, daß &#x017F;ie wenig&#x017F;ten die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen<lb/>
Handlungen vollziehen, die das Ge&#x017F;etze der<lb/>
Natur erfordert, und diejenigen unterla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
welche ihm zuwieder &#x017F;ind (§. 227). Da nun<lb/>
jeder Men&#x017F;ch verbunden i&#x017F;t, &#x017F;o wohl den<lb/>
Zu&#x017F;tand &#x017F;eines Gemu&#x0364;ths, als des Leibes<lb/>
und den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;o vollkommen zu machen<lb/>
als mo&#x0364;glich i&#x017F;t (§. 12 <hi rendition="#aq">Mor.</hi>); &#x017F;o &#x017F;ind der-<lb/>
gleichen An&#x017F;talten zu machen, daß ein jeder<lb/>
dazu alle no&#x0364;thige Gelegenheit und Mittel<lb/>
finde. Hingegen wo die natu&#x0364;rliche Ver-<lb/>
bindlichkeit nicht zureichet, die Unterthanen<lb/>
von &#x017F;olchen Handlungen abzuhalten, wo-<lb/>
durch die gemeine Wohlfahrt und Sicher-<lb/>
heit ge&#x017F;to&#x0364;hret wird, da mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie von neu-<lb/>
em dazu verbunden werden.</p><lb/>
              <note place="left">Woraus<lb/>
die guten<lb/>
An&#x017F;tal-<lb/>
ten er-<lb/>
funden<lb/>
werden.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 273.</head>
              <p>Damit nun erhelle, was fu&#x0364;r An-<lb/>
&#x017F;talten in einem gemeinen We&#x017F;en zu machen<lb/>
&#x017F;ind, wenn es den Unterthanen an no&#x0364;thigen<lb/>
Mitteln und Gelegenheit, ihre Wohlfahrt zu<lb/>
befo&#x0364;rdern, nicht fehlen &#x017F;oll; &#x017F;o muß man mit<lb/>
Bedacht alles dasjenige durchgehen, was<lb/>
von den Pflichten des Men&#x017F;chen (<hi rendition="#aq">Part 2. &amp;<lb/>
&#x017F;eqq. Mor.</hi>) ausgefu&#x0364;hret worden. (§. 228).<lb/>
Weiß man, was fu&#x0364;r An&#x017F;talten in einem<lb/>
gemeinen We&#x017F;en zu Befo&#x0364;rderung der ge-<lb/>
meinen Wohlfahrt zu machen; &#x017F;o wird<lb/>
man auch leichter begreiffen, wie dabey ei-<lb/>
ner von andern kan gehindert werden, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">was</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0220] Cap. 3. Von der Einrichtung andern, welche die natuͤrliche Verbindlich- keit aus den Augen ſetzen, dazu angehalten werden, daß ſie wenigſten die aͤuſſerlichen Handlungen vollziehen, die das Geſetze der Natur erfordert, und diejenigen unterlaſſen, welche ihm zuwieder ſind (§. 227). Da nun jeder Menſch verbunden iſt, ſo wohl den Zuſtand ſeines Gemuͤths, als des Leibes und den aͤuſſern ſo vollkommen zu machen als moͤglich iſt (§. 12 Mor.); ſo ſind der- gleichen Anſtalten zu machen, daß ein jeder dazu alle noͤthige Gelegenheit und Mittel finde. Hingegen wo die natuͤrliche Ver- bindlichkeit nicht zureichet, die Unterthanen von ſolchen Handlungen abzuhalten, wo- durch die gemeine Wohlfahrt und Sicher- heit geſtoͤhret wird, da muͤſſen ſie von neu- em dazu verbunden werden. §. 273.Damit nun erhelle, was fuͤr An- ſtalten in einem gemeinen Weſen zu machen ſind, wenn es den Unterthanen an noͤthigen Mitteln und Gelegenheit, ihre Wohlfahrt zu befoͤrdern, nicht fehlen ſoll; ſo muß man mit Bedacht alles dasjenige durchgehen, was von den Pflichten des Menſchen (Part 2. & ſeqq. Mor.) ausgefuͤhret worden. (§. 228). Weiß man, was fuͤr Anſtalten in einem gemeinen Weſen zu Befoͤrderung der ge- meinen Wohlfahrt zu machen; ſo wird man auch leichter begreiffen, wie dabey ei- ner von andern kan gehindert werden, und was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/220
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/220>, abgerufen am 26.04.2024.