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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Von dem Hause.
ches der allgemeinen Liebe zuwieder ist, die
ein Mensch gegen den andern haben sol (§.
775 Mor.); so muß doch ein jedes Mitt-
Glied in einer Gesellschafft (§. 2. 4.), und
also auch ein jeder Hausgenosse (§. 192.),
alles dasjenige von seiner Seite willig bey-
tragen, was zum Besten der Gesellschafft
gereichen kan. Damit nun aber dadurch
nicht unter dem Gesinde Zwiespalt und Un-
einigkeit entstehe; so hat der Haus-Vater
solches nicht allein zu verschweigen, sondern
auch darauf zu sehen, wie er ohne andere
solches erfahren, oder wenigstens glaublich
machen kan, daß er es ohne des anderen
Hinterbringen erfahren. Es ist aber diese
Wachsamkeit um so viel nöthiger, weil die
Unordnungen unvermerckt einschleichen
und, wenn sie ausbrechen, gemeiniglich
schon sehr groß sind, daß ihnen übel abzu-
helffen stehet, nicht anders wie das Geträn-
cke nicht auf einmal sauer und zu scharffem
Eßige wird, sondern nach und nach. De-
rowegen gielt auch hier, daß man gleich
dem Anfange vorbeugen müsse, weil dem
Ubel, das einmahl eingerissen, nicht anders
als auf eine beschweerliche Weise abgeholf-
fen wird.

§. 204.

Weil es wegen anderer Verrich-Was die
Haus-
Mutter
hierbey
zu thun
hat.

tungen, die dem Haus-Vater obliegen,
ihm nicht anders als unbequem fallen kan,
wenn er sich um alles im Haus-Wesen be-

küm-
K 2

Von dem Hauſe.
ches der allgemeinen Liebe zuwieder iſt, die
ein Menſch gegen den andern haben ſol (§.
775 Mor.); ſo muß doch ein jedes Mitt-
Glied in einer Geſellſchafft (§. 2. 4.), und
alſo auch ein jeder Hausgenoſſe (§. 192.),
alles dasjenige von ſeiner Seite willig bey-
tragen, was zum Beſten der Geſellſchafft
gereichen kan. Damit nun aber dadurch
nicht unter dem Geſinde Zwieſpalt und Un-
einigkeit entſtehe; ſo hat der Haus-Vater
ſolches nicht allein zu verſchweigen, ſondern
auch darauf zu ſehen, wie er ohne andere
ſolches erfahren, oder wenigſtens glaublich
machen kan, daß er es ohne des anderen
Hinterbringen erfahren. Es iſt aber dieſe
Wachſamkeit um ſo viel noͤthiger, weil die
Unordnungen unvermerckt einſchleichen
und, wenn ſie ausbrechen, gemeiniglich
ſchon ſehr groß ſind, daß ihnen uͤbel abzu-
helffen ſtehet, nicht anders wie das Getraͤn-
cke nicht auf einmal ſauer und zu ſcharffem
Eßige wird, ſondern nach und nach. De-
rowegen gielt auch hier, daß man gleich
dem Anfange vorbeugen muͤſſe, weil dem
Ubel, das einmahl eingeriſſen, nicht anders
als auf eine beſchweerliche Weiſe abgeholf-
fen wird.

§. 204.

Weil es wegen anderer Verrich-Was die
Haus-
Mutter
hierbey
zu thun
hat.

tungen, die dem Haus-Vater obliegen,
ihm nicht anders als unbequem fallen kan,
wenn er ſich um alles im Haus-Weſen be-

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[147/0165] Von dem Hauſe. ches der allgemeinen Liebe zuwieder iſt, die ein Menſch gegen den andern haben ſol (§. 775 Mor.); ſo muß doch ein jedes Mitt- Glied in einer Geſellſchafft (§. 2. 4.), und alſo auch ein jeder Hausgenoſſe (§. 192.), alles dasjenige von ſeiner Seite willig bey- tragen, was zum Beſten der Geſellſchafft gereichen kan. Damit nun aber dadurch nicht unter dem Geſinde Zwieſpalt und Un- einigkeit entſtehe; ſo hat der Haus-Vater ſolches nicht allein zu verſchweigen, ſondern auch darauf zu ſehen, wie er ohne andere ſolches erfahren, oder wenigſtens glaublich machen kan, daß er es ohne des anderen Hinterbringen erfahren. Es iſt aber dieſe Wachſamkeit um ſo viel noͤthiger, weil die Unordnungen unvermerckt einſchleichen und, wenn ſie ausbrechen, gemeiniglich ſchon ſehr groß ſind, daß ihnen uͤbel abzu- helffen ſtehet, nicht anders wie das Getraͤn- cke nicht auf einmal ſauer und zu ſcharffem Eßige wird, ſondern nach und nach. De- rowegen gielt auch hier, daß man gleich dem Anfange vorbeugen muͤſſe, weil dem Ubel, das einmahl eingeriſſen, nicht anders als auf eine beſchweerliche Weiſe abgeholf- fen wird. §. 204.Weil es wegen anderer Verrich- tungen, die dem Haus-Vater obliegen, ihm nicht anders als unbequem fallen kan, wenn er ſich um alles im Haus-Weſen be- kuͤm- Was die Haus- Mutter hierbey zu thun hat. K 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/165>, abgerufen am 24.11.2024.