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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Das 3. Capitel Von der
die Eltern würden gethan haben (§. 145.);
so sollen sie auch gegen ihre Vormünder
danckbahr seyn. Die Mittel dazu sind die
Vorstellungen der Wohlthaten, die sie uns
erzeigen (§. 839 & seqq. Mor.).

Man sol
sie lieben.
§. 157.

Die Danck barkeit bestehet in
der Liebe gegen den Wohlthäter (§. 496.
Met.). Unmündige sollen gegen die Vor-
münder danckbahr seyn (§. 156): Dero-
wegen sollen sie sie auch lieben, folgends
bereit seyn aus ihrer Glückseeligkeit Ver-
gnngen zu schöpffen (§. 449. Met.) und da-
her auch selbst nach Möglichkeit sie beför-
dern, sie mögen entweder wehrender Vor-
mundschafft, oder nach geendigter Gelegen-
heit dazu bekommen.

Kindli-
che Furcht
u. Scheue
für ihnen
haben.
§. 158.

Da aus der Liebe die kindliche
Furcht kommet, und nicht aussen bleiben
kan, wo sie eingewurtzelt (§. 130): so wer-
den auch unmündige gegen ihre Vormün-
der eine kindliche Furcht, folgends zugleich
vor ihnen eine Scheu haben (§. 132), wenn
sie sie aufrichtig lieben.

Pflicht
der Mut-
ter nach
Abster-
ben des
Vaters.
Z. 159.

Wenn der Vater nicht so viel
Vermögen hinterlässet, daß die Kinder dar-
aus die Auferziehungs-Kosten haben kön-
ten; so ist die Mutter davor zu sorgen ver-
bunden (§. 80). Jedoch, wenn sie die
übrige Auferziehung vor sich allein nicht
wohl über sich nehmen kan; müssen ihr
Vormünder beygesellet werden. Es ge-

schie-

Das 3. Capitel Von der
die Eltern wuͤrden gethan haben (§. 145.);
ſo ſollen ſie auch gegen ihre Vormuͤnder
danckbahr ſeyn. Die Mittel dazu ſind die
Vorſtellungen der Wohlthaten, die ſie uns
erzeigen (§. 839 & ſeqq. Mor.).

Man ſol
ſie lieben.
§. 157.

Die Danck barkeit beſtehet in
der Liebe gegen den Wohlthaͤter (§. 496.
Met.). Unmuͤndige ſollen gegen die Vor-
muͤnder danckbahr ſeyn (§. 156): Dero-
wegen ſollen ſie ſie auch lieben, folgends
bereit ſeyn aus ihrer Gluͤckſeeligkeit Ver-
gnngen zu ſchoͤpffen (§. 449. Met.) und da-
her auch ſelbſt nach Moͤglichkeit ſie befoͤr-
dern, ſie moͤgen entweder wehrender Vor-
mundſchafft, oder nach geendigter Gelegen-
heit dazu bekommen.

Kindli-
che Fuꝛcht
u. Scheue
fuͤꝛ ihnen
haben.
§. 158.

Da aus der Liebe die kindliche
Furcht kommet, und nicht auſſen bleiben
kan, wo ſie eingewurtzelt (§. 130): ſo wer-
den auch unmuͤndige gegen ihre Vormuͤn-
der eine kindliche Furcht, folgends zugleich
vor ihnen eine Scheu haben (§. 132), wenn
ſie ſie aufrichtig lieben.

Pflicht
der Mut-
ter nach
Abſter-
ben des
Vaters.
Z. 159.

Wenn der Vater nicht ſo viel
Vermoͤgen hinterlaͤſſet, daß die Kinder dar-
aus die Auferziehungs-Koſten haben koͤn-
ten; ſo iſt die Mutter davor zu ſorgen ver-
bunden (§. 80). Jedoch, wenn ſie die
uͤbrige Auferziehung vor ſich allein nicht
wohl uͤber ſich nehmen kan; muͤſſen ihr
Vormuͤnder beygeſellet werden. Es ge-

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[110/0128] Das 3. Capitel Von der die Eltern wuͤrden gethan haben (§. 145.); ſo ſollen ſie auch gegen ihre Vormuͤnder danckbahr ſeyn. Die Mittel dazu ſind die Vorſtellungen der Wohlthaten, die ſie uns erzeigen (§. 839 & ſeqq. Mor.). §. 157.Die Danck barkeit beſtehet in der Liebe gegen den Wohlthaͤter (§. 496. Met.). Unmuͤndige ſollen gegen die Vor- muͤnder danckbahr ſeyn (§. 156): Dero- wegen ſollen ſie ſie auch lieben, folgends bereit ſeyn aus ihrer Gluͤckſeeligkeit Ver- gnngen zu ſchoͤpffen (§. 449. Met.) und da- her auch ſelbſt nach Moͤglichkeit ſie befoͤr- dern, ſie moͤgen entweder wehrender Vor- mundſchafft, oder nach geendigter Gelegen- heit dazu bekommen. §. 158.Da aus der Liebe die kindliche Furcht kommet, und nicht auſſen bleiben kan, wo ſie eingewurtzelt (§. 130): ſo wer- den auch unmuͤndige gegen ihre Vormuͤn- der eine kindliche Furcht, folgends zugleich vor ihnen eine Scheu haben (§. 132), wenn ſie ſie aufrichtig lieben. Z. 159.Wenn der Vater nicht ſo viel Vermoͤgen hinterlaͤſſet, daß die Kinder dar- aus die Auferziehungs-Koſten haben koͤn- ten; ſo iſt die Mutter davor zu ſorgen ver- bunden (§. 80). Jedoch, wenn ſie die uͤbrige Auferziehung vor ſich allein nicht wohl uͤber ſich nehmen kan; muͤſſen ihr Vormuͤnder beygeſellet werden. Es ge- ſchie-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/128>, abgerufen am 23.04.2024.