Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


raschte, mit bitterer Gleichgültigkeit und mit Krokodill-
thränen im Auge, schnell ein, ich nehme es an, doch
mit der Bedingung, daß es mir frei stehe, dieses
Machwerk erst Kennern zur Durchsicht und Beur-
theilung vorzulegen. Auch dieß ließ sich der Hoff-
nungsvolle gefallen.

Allgemein fiel das Urtheil der Kenner dahin
aus, daß sie ohne Bedenken in den Vorschlag ein-
willigen solle, allgemein war man darüber einig,
daß aus der Feder dieses Komponisten noch nie et-
was besseres geflossen sey. Tausende von Virtuosen,
sagt man, beneiden diesem in so hohen Grade Glück-
lichen sein großes musikalisches Talent.


Fabeln.

Die stolzen und gedemüthigten Pferde.

Zwei vor einem belasteten gewöhnlichen Schlitten
gespannte Pferde zogen ihre Last im ruhigen Schritt
vor einem Hause vorbei, wo ein prachtvoller Jagd-
schlitten stand, dessen Pferde aufs schönste geschmückt
waren. Verächtlich sahen diese den vorbeischleichen-


raſchte, mit bitterer Gleichgültigkeit und mit Krokodill-
thränen im Auge, ſchnell ein, ich nehme es an, doch
mit der Bedingung, daß es mir frei ſtehe, dieſes
Machwerk erſt Kennern zur Durchſicht und Beur-
theilung vorzulegen. Auch dieß ließ ſich der Hoff-
nungsvolle gefallen.

Allgemein fiel das Urtheil der Kenner dahin
aus, daß ſie ohne Bedenken in den Vorſchlag ein-
willigen ſolle, allgemein war man darüber einig,
daß aus der Feder dieſes Komponiſten noch nie et-
was beſſeres gefloſſen ſey. Tauſende von Virtuoſen,
ſagt man, beneiden dieſem in ſo hohen Grade Glück-
lichen ſein großes muſikaliſches Talent.


Fabeln.

Die ſtolzen und gedemuͤthigten Pferde.

Zwei vor einem belaſteten gewöhnlichen Schlitten
geſpannte Pferde zogen ihre Laſt im ruhigen Schritt
vor einem Hauſe vorbei, wo ein prachtvoller Jagd-
ſchlitten ſtand, deſſen Pferde aufs ſchönſte geſchmückt
waren. Verächtlich ſahen dieſe den vorbeiſchleichen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0070" n="54"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ra&#x017F;chte, mit bitterer Gleichgültigkeit und mit Krokodill-<lb/>
thränen im Auge, &#x017F;chnell ein, ich nehme es an, doch<lb/>
mit der Bedingung, daß es mir frei &#x017F;tehe, die&#x017F;es<lb/>
Machwerk er&#x017F;t Kennern zur Durch&#x017F;icht und Beur-<lb/>
theilung vorzulegen. Auch dieß ließ &#x017F;ich der Hoff-<lb/>
nungsvolle gefallen.</p><lb/>
          <p>Allgemein fiel das Urtheil der Kenner dahin<lb/>
aus, daß &#x017F;ie ohne Bedenken in den Vor&#x017F;chlag ein-<lb/>
willigen &#x017F;olle, allgemein war man darüber einig,<lb/>
daß aus der Feder die&#x017F;es Komponi&#x017F;ten noch nie et-<lb/>
was be&#x017F;&#x017F;eres geflo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey. Tau&#x017F;ende von Virtuo&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;agt man, beneiden die&#x017F;em in &#x017F;o hohen Grade Glück-<lb/>
lichen &#x017F;ein großes mu&#x017F;ikali&#x017F;ches Talent.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Fabeln.</hi> </hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die &#x017F;tolzen und gedemu&#x0364;thigten Pferde.</hi> </head><lb/>
          <p>Zwei vor einem bela&#x017F;teten gewöhnlichen Schlitten<lb/>
ge&#x017F;pannte Pferde zogen ihre La&#x017F;t im ruhigen Schritt<lb/>
vor einem Hau&#x017F;e vorbei, wo ein prachtvoller Jagd-<lb/>
&#x017F;chlitten &#x017F;tand, de&#x017F;&#x017F;en Pferde aufs &#x017F;chön&#x017F;te ge&#x017F;chmückt<lb/>
waren. Verächtlich &#x017F;ahen die&#x017F;e den vorbei&#x017F;chleichen-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0070] raſchte, mit bitterer Gleichgültigkeit und mit Krokodill- thränen im Auge, ſchnell ein, ich nehme es an, doch mit der Bedingung, daß es mir frei ſtehe, dieſes Machwerk erſt Kennern zur Durchſicht und Beur- theilung vorzulegen. Auch dieß ließ ſich der Hoff- nungsvolle gefallen. Allgemein fiel das Urtheil der Kenner dahin aus, daß ſie ohne Bedenken in den Vorſchlag ein- willigen ſolle, allgemein war man darüber einig, daß aus der Feder dieſes Komponiſten noch nie et- was beſſeres gefloſſen ſey. Tauſende von Virtuoſen, ſagt man, beneiden dieſem in ſo hohen Grade Glück- lichen ſein großes muſikaliſches Talent. Fabeln. Die ſtolzen und gedemuͤthigten Pferde. Zwei vor einem belaſteten gewöhnlichen Schlitten geſpannte Pferde zogen ihre Laſt im ruhigen Schritt vor einem Hauſe vorbei, wo ein prachtvoller Jagd- ſchlitten ſtand, deſſen Pferde aufs ſchönſte geſchmückt waren. Verächtlich ſahen dieſe den vorbeiſchleichen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/70
Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/70>, abgerufen am 25.11.2024.