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Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

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bei, dann sollst du dein blaues Wunder sehen."
Und kaum hatte er geendigt, so sprang er auf den
Räuber zu, der durch das sonderbare Gebet schon
bestürzt geworden war, und warf ihn mit leichter
Mühe zu Boden. Siehst du, Spitzbube, fuhr er
fort, jetzt steht dein Leben in meiner Hand, ich
könnte gerechte Vergeltung üben, aber ich will dir
verzeihen, wenn du mir versprichst, mich ruhig mei-
nes Weges ziehen zu lassen. Der Soldat gelobte
mit Freuden alles, was der Jude von ihm forderte,
und war herzlich froh, so gut davon gekommen zu
seyn.

Der schadenfrohe Wirth und der witzige
Gast.

Ein armer polnischer Jude, der auf Reisen war,
kam am Sabbath in eine Stadt, und erhielt von
den Vorstehern der dortigen Judenschaft, wie es frü-
her Sitte war, eine Anweisung zum Mittagessen
bei einem reichen israelitischen Einwohner. Er fand
sich zur rechten Zeit ein, und es ward ihm, obwohl
ungern, von seinem Wirth ein Platz am Tische an-
gewiesen. Die Suppe ward aufgetragen; der Haus-
herr genoß zuerst davon, und verbrannte sich, da
sie noch sehr heiß war, die Zunge dermaßen, daß
ihm die Thränen aus den Augen liefen. Was

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bei, dann ſollſt du dein blaues Wunder ſehen.«
Und kaum hatte er geendigt, ſo ſprang er auf den
Räuber zu, der durch das ſonderbare Gebet ſchon
beſtürzt geworden war, und warf ihn mit leichter
Mühe zu Boden. Siehſt du, Spitzbube, fuhr er
fort, jetzt ſteht dein Leben in meiner Hand, ich
könnte gerechte Vergeltung üben, aber ich will dir
verzeihen, wenn du mir verſprichſt, mich ruhig mei-
nes Weges ziehen zu laſſen. Der Soldat gelobte
mit Freuden alles, was der Jude von ihm forderte,
und war herzlich froh, ſo gut davon gekommen zu
ſeyn.

Der ſchadenfrohe Wirth und der witzige
Gaſt.

Ein armer polniſcher Jude, der auf Reiſen war,
kam am Sabbath in eine Stadt, und erhielt von
den Vorſtehern der dortigen Judenſchaft, wie es frü-
her Sitte war, eine Anweiſung zum Mittageſſen
bei einem reichen iſraelitiſchen Einwohner. Er fand
ſich zur rechten Zeit ein, und es ward ihm, obwohl
ungern, von ſeinem Wirth ein Platz am Tiſche an-
gewieſen. Die Suppe ward aufgetragen; der Haus-
herr genoß zuerſt davon, und verbrannte ſich, da
ſie noch ſehr heiß war, die Zunge dermaßen, daß
ihm die Thränen aus den Augen liefen. Was

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[35/0051] bei, dann ſollſt du dein blaues Wunder ſehen.« Und kaum hatte er geendigt, ſo ſprang er auf den Räuber zu, der durch das ſonderbare Gebet ſchon beſtürzt geworden war, und warf ihn mit leichter Mühe zu Boden. Siehſt du, Spitzbube, fuhr er fort, jetzt ſteht dein Leben in meiner Hand, ich könnte gerechte Vergeltung üben, aber ich will dir verzeihen, wenn du mir verſprichſt, mich ruhig mei- nes Weges ziehen zu laſſen. Der Soldat gelobte mit Freuden alles, was der Jude von ihm forderte, und war herzlich froh, ſo gut davon gekommen zu ſeyn. Der ſchadenfrohe Wirth und der witzige Gaſt. Ein armer polniſcher Jude, der auf Reiſen war, kam am Sabbath in eine Stadt, und erhielt von den Vorſtehern der dortigen Judenſchaft, wie es frü- her Sitte war, eine Anweiſung zum Mittageſſen bei einem reichen iſraelitiſchen Einwohner. Er fand ſich zur rechten Zeit ein, und es ward ihm, obwohl ungern, von ſeinem Wirth ein Platz am Tiſche an- gewieſen. Die Suppe ward aufgetragen; der Haus- herr genoß zuerſt davon, und verbrannte ſich, da ſie noch ſehr heiß war, die Zunge dermaßen, daß ihm die Thränen aus den Augen liefen. Was C 2

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Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/51>, abgerufen am 24.11.2024.