Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite



ihm denselben zurück, und sagte: Freund, dieß Buch
können Sie ja besser anbringen, als ich, denn der,
dem es fehlt, bezahlt es gewiß am besten, ich aber
weiß nicht, wem es fehlt! --

Die wohlfeilen Eide.

Auf einem Kaffeehause an einem Meßplatze ka-
men während der Messe viele Käufer und Verkäu-
fer zusammen, und schlossen manchen Handel da-
selbst ab. Ein Galanteriehändler bot einst einen
schönen Brillantring feil, und war mit dem Käufer
um zwei Louisd'or, die er noch verlangte, nicht ei-
nig. Er hatte geschworen, den Ring nicht zu ver-
kaufen, wenn er nicht die zwei Louisd'or noch be-
käme. Nun, da Sie geschworen haben, erwiederte
der Käufer, so lassen Sie uns die zwei Louisd'or
noch theilen; ich lege noch einen zu meinem Gebot.
Nach einiger Weigerung willigte der Galanterie-
händler ein, und der Handel ward abgeschlossen.
Ein Dritter, der zugegen war, sagte, nachdem der
Verkäufer sich entfernt hatte, zum Käufer: den
Ring haben Sie, wie ich glaube, wohlfeil genug
bekommen, aber den Eid haben sie zu theuer be-
zahlt! -- Den Eid? Wie so? -- Sie haben ihm,
weil er geschworen hatte, einen Louisd'or zugelegt,
aber ich versichere Jhnen, der Mann verkauft für
einen Louisd'or ein Dutzend solcher Eide!



ihm denſelben zurück, und ſagte: Freund, dieß Buch
können Sie ja beſſer anbringen, als ich, denn der,
dem es fehlt, bezahlt es gewiß am beſten, ich aber
weiß nicht, wem es fehlt! —

Die wohlfeilen Eide.

Auf einem Kaffeehauſe an einem Meßplatze ka-
men während der Meſſe viele Käufer und Verkäu-
fer zuſammen, und ſchloſſen manchen Handel da-
ſelbſt ab. Ein Galanteriehändler bot einſt einen
ſchönen Brillantring feil, und war mit dem Käufer
um zwei Louisd’or, die er noch verlangte, nicht ei-
nig. Er hatte geſchworen, den Ring nicht zu ver-
kaufen, wenn er nicht die zwei Louisd’or noch be-
käme. Nun, da Sie geſchworen haben, erwiederte
der Käufer, ſo laſſen Sie uns die zwei Louisd’or
noch theilen; ich lege noch einen zu meinem Gebot.
Nach einiger Weigerung willigte der Galanterie-
händler ein, und der Handel ward abgeſchloſſen.
Ein Dritter, der zugegen war, ſagte, nachdem der
Verkäufer ſich entfernt hatte, zum Käufer: den
Ring haben Sie, wie ich glaube, wohlfeil genug
bekommen, aber den Eid haben ſie zu theuer be-
zahlt! — Den Eid? Wie ſo? — Sie haben ihm,
weil er geſchworen hatte, einen Louisd’or zugelegt,
aber ich verſichere Jhnen, der Mann verkauft für
einen Louisd’or ein Dutzend ſolcher Eide!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0038" n="22"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ihm den&#x017F;elben zurück, und &#x017F;agte: Freund, dieß Buch<lb/>
können Sie ja be&#x017F;&#x017F;er anbringen, als ich, denn der,<lb/>
dem es fehlt, bezahlt es gewiß am be&#x017F;ten, ich aber<lb/>
weiß nicht, wem es fehlt! &#x2014;</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Die wohlfeilen Eide.</head><lb/>
          <p>Auf einem Kaffeehau&#x017F;e an einem Meßplatze ka-<lb/>
men während der Me&#x017F;&#x017F;e viele Käufer und Verkäu-<lb/>
fer zu&#x017F;ammen, und &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en manchen Handel da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ab. Ein Galanteriehändler bot ein&#x017F;t einen<lb/>
&#x017F;chönen Brillantring feil, und war mit dem Käufer<lb/>
um zwei Louisd&#x2019;or, die er noch verlangte, nicht ei-<lb/>
nig. Er hatte ge&#x017F;chworen, den Ring nicht zu ver-<lb/>
kaufen, wenn er nicht die zwei Louisd&#x2019;or noch be-<lb/>
käme. Nun, da Sie ge&#x017F;chworen haben, erwiederte<lb/>
der Käufer, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en Sie uns die zwei Louisd&#x2019;or<lb/>
noch theilen; ich lege noch einen zu meinem Gebot.<lb/>
Nach einiger Weigerung willigte der Galanterie-<lb/>
händler ein, und der Handel ward abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Ein Dritter, der zugegen war, &#x017F;agte, nachdem der<lb/>
Verkäufer &#x017F;ich entfernt hatte, zum Käufer: den<lb/>
Ring haben Sie, wie ich glaube, wohlfeil genug<lb/>
bekommen, aber den Eid haben &#x017F;ie zu theuer be-<lb/>
zahlt! &#x2014; Den Eid? Wie &#x017F;o? &#x2014; Sie haben ihm,<lb/>
weil er ge&#x017F;chworen hatte, einen Louisd&#x2019;or zugelegt,<lb/>
aber ich ver&#x017F;ichere Jhnen, der Mann verkauft für<lb/>
einen Louisd&#x2019;or ein Dutzend &#x017F;olcher Eide!</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0038] ihm denſelben zurück, und ſagte: Freund, dieß Buch können Sie ja beſſer anbringen, als ich, denn der, dem es fehlt, bezahlt es gewiß am beſten, ich aber weiß nicht, wem es fehlt! — Die wohlfeilen Eide. Auf einem Kaffeehauſe an einem Meßplatze ka- men während der Meſſe viele Käufer und Verkäu- fer zuſammen, und ſchloſſen manchen Handel da- ſelbſt ab. Ein Galanteriehändler bot einſt einen ſchönen Brillantring feil, und war mit dem Käufer um zwei Louisd’or, die er noch verlangte, nicht ei- nig. Er hatte geſchworen, den Ring nicht zu ver- kaufen, wenn er nicht die zwei Louisd’or noch be- käme. Nun, da Sie geſchworen haben, erwiederte der Käufer, ſo laſſen Sie uns die zwei Louisd’or noch theilen; ich lege noch einen zu meinem Gebot. Nach einiger Weigerung willigte der Galanterie- händler ein, und der Handel ward abgeſchloſſen. Ein Dritter, der zugegen war, ſagte, nachdem der Verkäufer ſich entfernt hatte, zum Käufer: den Ring haben Sie, wie ich glaube, wohlfeil genug bekommen, aber den Eid haben ſie zu theuer be- zahlt! — Den Eid? Wie ſo? — Sie haben ihm, weil er geſchworen hatte, einen Louisd’or zugelegt, aber ich verſichere Jhnen, der Mann verkauft für einen Louisd’or ein Dutzend ſolcher Eide!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/38
Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/38>, abgerufen am 29.03.2024.