Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 4. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurtzer Unterricht
die Differential-Rechnung deutlich beschrie-
ben und ihren vortreflichen Nutzen in der hö-
heren Geometrie gezeiget. Dieses Werck
verdienet mit Bedacht gelesen zu werden/
wenn man zu höheren Dingen Lust hat. Er
war zwar willens noch einen Theil heraus
zu geben/ darinnen er die Jntegral-Rechnung
auf gleiche Weise erläutern wolte: allein
weil er von dem Herrn von Leibnitz ver-
nahm/ daß er selbst gesonnen wäre eine Sci-
entiam infiniti
heraus zu geben/ so wolte er
lieber seine Arbeit unterlassen/ als dadurch
die gelehrte Welt eines herrlicheren Wer-
ckes berauben.

§. 21. Da der Herr von Leibnitz durch
viele wichtige Geschäffte bißher abge-
halten worden/ mit seinem sinnreichen Wer-
cke die gelehrte Welt zuerfreuen/ dessen Vor-
treflichkeit aus den herrlichen Specimini-
bus
abzunehmen/ die in den Leipziger-Actis
A. 1702 p. 210 & seqq.
und An. 1703 p. 19
& seqq.
gelesen werden; wollte Carre in
seiner Methode pour la mesure des surfa-
ces, la dimension des solides, leurs centres
de pesanteur, de percussion & d' oscilla-
tion par l' application du Calcul integral

(A Paris
1700 in Reg. 4. 15 Bog. Tabb.
IV
) den Verlust einiger massen ersetzen/
den wir in Ermangelung des anderen Thei-
les von der Analyse des infiniment petits
erlitten. Ob er nun aber gleich nur die er-

sten

Kurtzer Unterricht
die Differential-Rechnung deutlich beſchrie-
ben und ihren vortreflichen Nutzen in der hoͤ-
heren Geometrie gezeiget. Dieſes Werck
verdienet mit Bedacht geleſen zu werden/
wenn man zu hoͤheren Dingen Luſt hat. Er
war zwar willens noch einen Theil heraus
zu geben/ darinnen er die Jntegral-Rechnung
auf gleiche Weiſe erlaͤutern wolte: allein
weil er von dem Herrn von Leibnitz ver-
nahm/ daß er ſelbſt geſonnen waͤre eine Sci-
entiam infiniti
heraus zu geben/ ſo wolte er
lieber ſeine Arbeit unterlaſſen/ als dadurch
die gelehrte Welt eines herrlicheren Wer-
ckes berauben.

§. 21. Da der Herr von Leibnitz durch
viele wichtige Geſchaͤffte bißher abge-
halten worden/ mit ſeinem ſinnreichen Wer-
cke die gelehrte Welt zuerfreuen/ deſſen Vor-
treflichkeit aus den herrlichen Specimini-
bus
abzunehmen/ die in den Leipziger-Actis
A. 1702 p. 210 & ſeqq.
und An. 1703 p. 19
& ſeqq.
geleſen werden; wollte Carré in
ſeiner Methode pour la meſure des ſurfa-
ces, la dimenſion des ſolides, leurs centres
de peſanteur, de percusſion & d’ oſcilla-
tion par l’ application du Calcul integral

(A Paris
1700 in Reg. 4. 15 Bog. Tabb.
IV
) den Verluſt einiger maſſen erſetzen/
den wir in Ermangelung des anderen Thei-
les von der Analyſe des infiniment petits
erlitten. Ob er nun aber gleich nur die er-

ſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0450" n="416"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurtzer Unterricht</hi></fw><lb/>
die Differential-Rechnung deutlich be&#x017F;chrie-<lb/>
ben und ihren vortreflichen Nutzen in der ho&#x0364;-<lb/>
heren Geometrie gezeiget. Die&#x017F;es Werck<lb/>
verdienet mit Bedacht gele&#x017F;en zu werden/<lb/>
wenn man zu ho&#x0364;heren Dingen Lu&#x017F;t hat. Er<lb/>
war zwar willens noch einen Theil heraus<lb/>
zu geben/ darinnen er die Jntegral-Rechnung<lb/>
auf gleiche Wei&#x017F;e erla&#x0364;utern wolte: allein<lb/>
weil er von dem Herrn von <hi rendition="#fr">Leibnitz</hi> ver-<lb/>
nahm/ daß er &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;onnen wa&#x0364;re eine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sci-<lb/>
entiam infiniti</hi></hi> heraus zu geben/ &#x017F;o wolte er<lb/>
lieber &#x017F;eine Arbeit unterla&#x017F;&#x017F;en/ als dadurch<lb/>
die gelehrte Welt eines herrlicheren Wer-<lb/>
ckes berauben.</p><lb/>
          <p>§. 21. Da der Herr von L<hi rendition="#fr">eibnitz</hi> durch<lb/>
viele wichtige Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte bißher abge-<lb/>
halten worden/ mit &#x017F;einem &#x017F;innreichen Wer-<lb/>
cke die gelehrte Welt zuerfreuen/ de&#x017F;&#x017F;en Vor-<lb/>
treflichkeit aus den herrlichen <hi rendition="#aq">Specimini-<lb/>
bus</hi> abzunehmen/ die in den Leipziger-<hi rendition="#aq">Actis<lb/>
A. 1702 p. 210 &amp; &#x017F;eqq.</hi> und <hi rendition="#aq">An. 1703 p. 19<lb/>
&amp; &#x017F;eqq.</hi> gele&#x017F;en werden; wollte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Carré</hi></hi> in<lb/>
&#x017F;einer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Methode pour la me&#x017F;ure des &#x017F;urfa-<lb/>
ces, la dimen&#x017F;ion des &#x017F;olides, leurs centres<lb/>
de pe&#x017F;anteur, de percus&#x017F;ion &amp; d&#x2019; o&#x017F;cilla-<lb/>
tion par l&#x2019; application du Calcul integral</hi><lb/>
(A Paris</hi> 1700 in Reg. 4. 15 Bog. <hi rendition="#aq">Tabb.<lb/>
IV</hi>) den Verlu&#x017F;t einiger ma&#x017F;&#x017F;en er&#x017F;etzen/<lb/>
den wir in Ermangelung des anderen Thei-<lb/>
les von der <hi rendition="#aq">Analy&#x017F;e des infiniment petits</hi><lb/>
erlitten. Ob er nun aber gleich nur die er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0450] Kurtzer Unterricht die Differential-Rechnung deutlich beſchrie- ben und ihren vortreflichen Nutzen in der hoͤ- heren Geometrie gezeiget. Dieſes Werck verdienet mit Bedacht geleſen zu werden/ wenn man zu hoͤheren Dingen Luſt hat. Er war zwar willens noch einen Theil heraus zu geben/ darinnen er die Jntegral-Rechnung auf gleiche Weiſe erlaͤutern wolte: allein weil er von dem Herrn von Leibnitz ver- nahm/ daß er ſelbſt geſonnen waͤre eine Sci- entiam infiniti heraus zu geben/ ſo wolte er lieber ſeine Arbeit unterlaſſen/ als dadurch die gelehrte Welt eines herrlicheren Wer- ckes berauben. §. 21. Da der Herr von Leibnitz durch viele wichtige Geſchaͤffte bißher abge- halten worden/ mit ſeinem ſinnreichen Wer- cke die gelehrte Welt zuerfreuen/ deſſen Vor- treflichkeit aus den herrlichen Specimini- bus abzunehmen/ die in den Leipziger-Actis A. 1702 p. 210 & ſeqq. und An. 1703 p. 19 & ſeqq. geleſen werden; wollte Carré in ſeiner Methode pour la meſure des ſurfa- ces, la dimenſion des ſolides, leurs centres de peſanteur, de percusſion & d’ oſcilla- tion par l’ application du Calcul integral (A Paris 1700 in Reg. 4. 15 Bog. Tabb. IV) den Verluſt einiger maſſen erſetzen/ den wir in Ermangelung des anderen Thei- les von der Analyſe des infiniment petits erlitten. Ob er nun aber gleich nur die er- ſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende04_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende04_1710/450
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 4. Halle (Saale), 1710. , S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende04_1710/450>, abgerufen am 16.07.2024.