Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.der Astronomie. gleichen ist/ daß ein Stein nicht unten bey den Thurmfallen könnte/ wenn er von oben herunter geworfen würde. Der einige Zweifel kan hier entstehen/ daß/Tab. V. Fig. 31. wenn die Erde einmal in O/ das andere mal in M ist/ der Fixstern S in Ansehung des Diameters der Erdbahn OM eine merckliche parallaxin haben mü- ste. Dergleichen aber aus den Observationen nicht zuerweisen gewesen. Hierauf hat schon Copernicus geantwortet/ es wäre der Diameter der Erdbahn OM in Ansehung der Entfernung des Sternes von der Erde OS oder SM nur für ein Punct zuhalten und daher der Winckel OSM oder die Parallaxis des Fixsternes unmercklich. Da aber die Weite der Sonne von der Erde sonderlich von den neueren Astronomis ziemlich groß gefunden worden/ Z. E. biß 22 000 halbe Diameter der Erde/ hat es vielen unglaublich geschienen/ daß eine Linie von 22000 Diametern der Erde unter den Fixsternen nur wie ein Punet erscheinen sollte/ in dem sie solcher gestalt überaus weit von der Erde abstehen müsten. Dero- wegen hat sonderlich der berühmte Astronomus in Engelland/ Herr Flamsteed mit sonderbahrer Ge- schicklichkeit und sehr accucaten Jnstrumenten die Höhe des Polar-Sternes von A. 1689 an biß 1697 observiret und gefunden/ daß die Distantz des Polar-Sternes vom Pole umb den Eintritt der Sonne in Krebs 40 biß 45 Secunden grösser sey als wenn die Sonne in Steinbock kommet. Vid, Flamstaedii Epistola ad Wallisium d. 20 Decembr. A. 1698 data Tom. 3 Operum. Mathem. Wallisii f. 701 & seqq. Unerachtet aber Gregorius (in Element. Astron. lib. 3 Schol. prop. 55 f. 275. 276) zu be- haupten sich bemühet/ daß dergleichen Observation auch wol stat finden könnte/ wenn gleich die Fix- sterne in Ansehung des Diameters der Erdbahn O M keine merckliche parallaxin hätten; so sind doch die Einwürfe theils aus der Bewegung der Erde umb
der Aſtronomie. gleichen iſt/ daß ein Stein nicht unten bey den Thurmfallen koͤnnte/ wenn er von oben herunter geworfen wuͤrde. Der einige Zweifel kan hier entſtehen/ daß/Tab. V. Fig. 31. wenn die Erde einmal in O/ das andere mal in M iſt/ der Fixſtern S in Anſehung des Diameters der Erdbahn OM eine merckliche parallaxin haben muͤ- ſte. Dergleichen aber aus den Obſervationen nicht zuerweiſen geweſen. Hierauf hat ſchon Copernicus geantwortet/ es waͤre der Diameter der Erdbahn OM in Anſehung der Entfernung des Sternes von der Erde OS oder SM nur fuͤr ein Punct zuhalten und daher der Winckel OSM oder die Parallaxis des Fixſternes unmercklich. Da aber die Weite der Sonne von der Erde ſonderlich von den neueren Aſtronomis ziemlich groß gefunden worden/ Z. E. biß 22 000 halbe Diameter der Erde/ hat es vielen unglaublich geſchienen/ daß eine Linie von 22000 Diametern der Erde unter den Fixſternen nur wie ein Punet erſcheinen ſollte/ in dem ſie ſolcher geſtalt uͤberaus weit von der Erde abſtehen muͤſten. Dero- wegen hat ſonderlich der beruͤhmte Aſtronomus in Engelland/ Herr Flamſteed mit ſonderbahrer Ge- ſchicklichkeit und ſehr accucaten Jnſtrumenten die Hoͤhe des Polar-Sternes von A. 1689 an biß 1697 obſerviret und gefunden/ daß die Diſtantz des Polar-Sternes vom Pole umb den Eintritt der Sonne in Krebs 40 biß 45 Secunden groͤſſer ſey als wenn die Sonne in Steinbock kommet. Vid, Flamſtædii Epiſtola ad Walliſium d. 20 Decembr. A. 1698 data Tom. 3 Operum. Mathem. Walliſii f. 701 & ſeqq. Unerachtet aber Gregorius (in Element. Aſtron. lib. 3 Schol. prop. 55 f. 275. 276) zu be- haupten ſich bemuͤhet/ daß dergleichen Obſervation auch wol ſtat finden koͤnnte/ wenn gleich die Fix- ſterne in Anſehung des Diameters der Erdbahn O M keine merckliche parallaxin haͤtten; ſo ſind doch die Einwuͤrfe theils aus der Bewegung der Erde umb
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0379" n="355"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Aſtronomie.</hi></fw><lb/> gleichen iſt/ daß ein Stein nicht unten bey den Thurm<lb/> fallen koͤnnte/ wenn er von oben herunter geworfen<lb/> wuͤrde. Der einige Zweifel kan hier entſtehen/ daß/<note place="right"><hi rendition="#aq">Tab. V.<lb/> Fig.</hi> 31.</note><lb/> wenn die Erde einmal in <hi rendition="#aq">O</hi>/ das andere mal in <hi rendition="#aq">M</hi><lb/> iſt/ der Fixſtern <hi rendition="#aq">S</hi> in Anſehung des Diameters der<lb/> Erdbahn <hi rendition="#aq">OM</hi> eine merckliche <hi rendition="#aq">parallaxin</hi> haben muͤ-<lb/> ſte. Dergleichen aber aus den Obſervationen nicht<lb/> zuerweiſen geweſen. Hierauf hat ſchon <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Copernicus</hi></hi><lb/> geantwortet/ es waͤre der Diameter der Erdbahn<lb/><hi rendition="#aq">OM</hi> in Anſehung der Entfernung des Sternes von<lb/> der Erde <hi rendition="#aq">OS</hi> oder <hi rendition="#aq">SM</hi> nur fuͤr ein Punct zuhalten<lb/> und daher der Winckel <hi rendition="#aq">OSM</hi> oder die <hi rendition="#aq">Parallaxis</hi> des<lb/> Fixſternes unmercklich. Da aber die Weite der<lb/> Sonne von der Erde ſonderlich von den neueren<lb/><hi rendition="#aq">Aſtronomis</hi> ziemlich groß gefunden worden/ Z. E.<lb/> biß 22 000 halbe Diameter der Erde/ hat es vielen<lb/> unglaublich geſchienen/ daß eine Linie von 22000<lb/> Diametern der Erde unter den Fixſternen nur wie<lb/> ein Punet erſcheinen ſollte/ in dem ſie ſolcher geſtalt<lb/> uͤberaus weit von der Erde abſtehen muͤſten. Dero-<lb/> wegen hat ſonderlich der beruͤhmte <hi rendition="#aq">Aſtronomus</hi> in<lb/> Engelland/ Herr Flamſteed mit ſonderbahrer Ge-<lb/> ſchicklichkeit und ſehr <hi rendition="#aq">accucat</hi>en Jnſtrumenten die<lb/> Hoͤhe des Polar-Sternes von <hi rendition="#aq">A.</hi> 1689 an biß<lb/> 1697 obſerviret und gefunden/ daß die Diſtantz des<lb/><hi rendition="#fr">P</hi>olar-Sternes vom Pole umb den Eintritt der<lb/> Sonne in Krebs 40 biß 45 Secunden groͤſſer ſey<lb/> als wenn die Sonne in Steinbock kommet. <hi rendition="#aq">Vid,<lb/><hi rendition="#i">Flamſtædii</hi> Epiſtola ad <hi rendition="#i">Walliſium</hi> d. 20 Decembr. A.<lb/> 1698 data Tom. 3 Operum. Mathem. <hi rendition="#i">Walliſii</hi> f.<lb/> 701 & ſeqq.</hi> Unerachtet aber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gregorius</hi> (in Element.<lb/> Aſtron. lib. 3 Schol. prop. 55 f.</hi> 275. 276) zu be-<lb/> haupten ſich bemuͤhet/ daß dergleichen Obſervation<lb/> auch wol ſtat finden koͤnnte/ wenn gleich die Fix-<lb/> ſterne in Anſehung des Diameters der Erdbahn <hi rendition="#aq">O<lb/> M</hi> keine merckliche <hi rendition="#aq">parallaxin</hi> haͤtten; ſo ſind doch<lb/> die Einwuͤrfe theils aus der Bewegung der Erde<lb/> <fw place="bottom" type="catch">umb</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [355/0379]
der Aſtronomie.
gleichen iſt/ daß ein Stein nicht unten bey den Thurm
fallen koͤnnte/ wenn er von oben herunter geworfen
wuͤrde. Der einige Zweifel kan hier entſtehen/ daß/
wenn die Erde einmal in O/ das andere mal in M
iſt/ der Fixſtern S in Anſehung des Diameters der
Erdbahn OM eine merckliche parallaxin haben muͤ-
ſte. Dergleichen aber aus den Obſervationen nicht
zuerweiſen geweſen. Hierauf hat ſchon Copernicus
geantwortet/ es waͤre der Diameter der Erdbahn
OM in Anſehung der Entfernung des Sternes von
der Erde OS oder SM nur fuͤr ein Punct zuhalten
und daher der Winckel OSM oder die Parallaxis des
Fixſternes unmercklich. Da aber die Weite der
Sonne von der Erde ſonderlich von den neueren
Aſtronomis ziemlich groß gefunden worden/ Z. E.
biß 22 000 halbe Diameter der Erde/ hat es vielen
unglaublich geſchienen/ daß eine Linie von 22000
Diametern der Erde unter den Fixſternen nur wie
ein Punet erſcheinen ſollte/ in dem ſie ſolcher geſtalt
uͤberaus weit von der Erde abſtehen muͤſten. Dero-
wegen hat ſonderlich der beruͤhmte Aſtronomus in
Engelland/ Herr Flamſteed mit ſonderbahrer Ge-
ſchicklichkeit und ſehr accucaten Jnſtrumenten die
Hoͤhe des Polar-Sternes von A. 1689 an biß
1697 obſerviret und gefunden/ daß die Diſtantz des
Polar-Sternes vom Pole umb den Eintritt der
Sonne in Krebs 40 biß 45 Secunden groͤſſer ſey
als wenn die Sonne in Steinbock kommet. Vid,
Flamſtædii Epiſtola ad Walliſium d. 20 Decembr. A.
1698 data Tom. 3 Operum. Mathem. Walliſii f.
701 & ſeqq. Unerachtet aber Gregorius (in Element.
Aſtron. lib. 3 Schol. prop. 55 f. 275. 276) zu be-
haupten ſich bemuͤhet/ daß dergleichen Obſervation
auch wol ſtat finden koͤnnte/ wenn gleich die Fix-
ſterne in Anſehung des Diameters der Erdbahn O
M keine merckliche parallaxin haͤtten; ſo ſind doch
die Einwuͤrfe theils aus der Bewegung der Erde
umb
Tab. V.
Fig. 31.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |