dig im Grossen im freiem Felde vorgenommen werden, denn etwa ein angesäeter Fleck Klee im Garten will hier die Sache nicht ausma- chen. Gehet dieses aber an, da, wo die lei- dige Feldgemeinschaft zur grausamen Gewohn- heit geworden ist? Gemeiniglich liegt der dritte Theil des pflugbaren Ackers alljährlich braache, das heisset, er bleibt ausser dem wenigen Erbs- schlag so lange unbestellet, bis er gegen den Herbst zur künftigen Wintersaat geackert wird, und -- bald hätte ich das beste vergessen -- da- mit Heerden mancherlei Art den Tag über darauf herumgehen, denn daß sie daselbst wei- den und sich satt fressen, lässet sich von denen wenigsten Oertern mit gutem Gewissen sagen, weil das wenige Graß und Kraut, das son- derlich in trockenen Jahren allda wächset, un- möglich den Nahmen einer Viehweide verdie- net. Diesen dritten Theil seines Ackers muß der Landmann also jedes Jahr als unnütz und verlohren ansehen. Wolte er nun auch in Ab- sicht des übrigen Feldes klüglich handeln und anstatt es ganz mit Getreide zu bestellen, einen Theil davon dem Anbau der Futterkräuter widmen, so würde ihm solches zwar niemand wehren, allein so bald die Erndte vorbei, und das Vieh in die Stoppelweide getrieben wird, so ist alles verlohren. Die meisten Futter- kräuter aber, bringen, wie bekannt, den besten
Nutzen
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dig im Groſſen im freiem Felde vorgenommen werden, denn etwa ein angeſaͤeter Fleck Klee im Garten will hier die Sache nicht ausma- chen. Gehet dieſes aber an, da, wo die lei- dige Feldgemeinſchaft zur grauſamen Gewohn- heit geworden iſt? Gemeiniglich liegt der dritte Theil des pflugbaren Ackers alljaͤhrlich braache, das heiſſet, er bleibt auſſer dem wenigen Erbs- ſchlag ſo lange unbeſtellet, bis er gegen den Herbſt zur kuͤnftigen Winterſaat geackert wird, und — bald haͤtte ich das beſte vergeſſen — da- mit Heerden mancherlei Art den Tag uͤber darauf herumgehen, denn daß ſie daſelbſt wei- den und ſich ſatt freſſen, laͤſſet ſich von denen wenigſten Oertern mit gutem Gewiſſen ſagen, weil das wenige Graß und Kraut, das ſon- derlich in trockenen Jahren allda waͤchſet, un- moͤglich den Nahmen einer Viehweide verdie- net. Dieſen dritten Theil ſeines Ackers muß der Landmann alſo jedes Jahr als unnuͤtz und verlohren anſehen. Wolte er nun auch in Ab- ſicht des uͤbrigen Feldes kluͤglich handeln und anſtatt es ganz mit Getreide zu beſtellen, einen Theil davon dem Anbau der Futterkraͤuter widmen, ſo wuͤrde ihm ſolches zwar niemand wehren, allein ſo bald die Erndte vorbei, und das Vieh in die Stoppelweide getrieben wird, ſo iſt alles verlohren. Die meiſten Futter- kraͤuter aber, bringen, wie bekannt, den beſten
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[25/0043]
dig im Groſſen im freiem Felde vorgenommen
werden, denn etwa ein angeſaͤeter Fleck Klee
im Garten will hier die Sache nicht ausma-
chen. Gehet dieſes aber an, da, wo die lei-
dige Feldgemeinſchaft zur grauſamen Gewohn-
heit geworden iſt? Gemeiniglich liegt der dritte
Theil des pflugbaren Ackers alljaͤhrlich braache,
das heiſſet, er bleibt auſſer dem wenigen Erbs-
ſchlag ſo lange unbeſtellet, bis er gegen den
Herbſt zur kuͤnftigen Winterſaat geackert wird,
und — bald haͤtte ich das beſte vergeſſen — da-
mit Heerden mancherlei Art den Tag uͤber
darauf herumgehen, denn daß ſie daſelbſt wei-
den und ſich ſatt freſſen, laͤſſet ſich von denen
wenigſten Oertern mit gutem Gewiſſen ſagen,
weil das wenige Graß und Kraut, das ſon-
derlich in trockenen Jahren allda waͤchſet, un-
moͤglich den Nahmen einer Viehweide verdie-
net. Dieſen dritten Theil ſeines Ackers muß
der Landmann alſo jedes Jahr als unnuͤtz und
verlohren anſehen. Wolte er nun auch in Ab-
ſicht des uͤbrigen Feldes kluͤglich handeln und
anſtatt es ganz mit Getreide zu beſtellen, einen
Theil davon dem Anbau der Futterkraͤuter
widmen, ſo wuͤrde ihm ſolches zwar niemand
wehren, allein ſo bald die Erndte vorbei, und
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/43>, abgerufen am 16.07.2024.
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