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Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.

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Sollte diese Idee der Reform bei den deutschen Männern An-
klang gefunden haben, so fordere ich die Anwesenden auf, eine Kor-
poration zu ernennen, welche über die Art der Ausführung auf gesetzlichem
Wege berathe; ich fordere sie auf im Namen des bedrängten Vater-
landes, Blut und Habe an die Einheit und Freiheit Deutschlands zu
setzen. Ich fordere sie auf im Namen Gottes muthig zu ringen, damit
dereinst der freudige Ruf erschalle: es lebe die freie deutsche Nation,
der Schrecken des nordischen Siegers, die Furcht jedes fremden Des-
poten, geachtet aber von allen civilisirten Nationen. --

Nach der Beendigung vorstehender Rede wurde noch folgende, von
Marburg eingelaufene Adresse vorgetragen:

"Verehrte Freunde und Brüder!

Mit einer eben so gerechten, als lebhaften Freude haben wir in wei-
ter Ferne die Kunde von dem Feste brüderlicher Eintracht, das Sie den
27ten dieses Monats feiern wollen, vernommen, und bedauern nichts
mehr, als daß die nun zu kurz anberaumte Zeit, uns die persönliche
Theilnahme -- wodurch wir uns, auch unaufgefordert, an den dortigen
Verein deutscher Brüder freudig angeschlossen haben würden -- unmög-
lich macht. Rechnen Sie aber darauf, daß wir in Gedanken in Ihrer
frohen Mitte seyn, und in ächt constitutionellem Geiste diesen festlichen
Tag mit Ihnen hier feiern werden; denn unsere Interessen sind ja die
Ihrigen, und Ihre Bestrebungen, Wünsche und Hoffnungen die unsri-
gen. -- So mächtig hat -- Dank sey es der Vorsehung! -- der Geist
der Zeit gewirkt, so herrlich sich entwickelt, daß das wahrhaft Bessere
überall gleichen Anklang findet, und daß hiermit endlich die gehässige
Scheidewand fallen muß, welche Jahrhunderte hindurch deutsche Brü-
dervölker in schmachvoller Absonderung hielt, sie sich gegenseitig entfrem-
dete, ihre gemeinschaftlichen heiligsten Interessen theilte und ihre einst
im Rathe der Völker so hohe Stellung zu einer so niedrigen und ihrer
ehemaligen Größe so völlig unwürdigen Stufe herabwürdigte. Darum
muß die Gegenwart tilgen, was die nächst verflossenen Jahrhunderte
über uns gebracht und sich die eben so schöne, als wahre und große Auf-
gabe stellen: daß fortan das Band der Liebe und Eintracht deutsche Völ-
ker enger umschlinge und dem despotischen Einfluß endlich ein sicherer
Damm gesetzt werde, und so die deutschen Völker die so lang entbehrte
Selbstständigkeit wieder erringen und im erneuten so erhebenden Selbst-
gefühle ihrer Kraft das sicherste Palladium ihrer Unabhängigkeit auf-
stellen! --

Sollte dieſe Idee der Reform bei den deutſchen Männern An-
klang gefunden haben, ſo fordere ich die Anweſenden auf, eine Kor-
poration zu ernennen, welche über die Art der Ausführung auf geſetzlichem
Wege berathe; ich fordere ſie auf im Namen des bedrängten Vater-
landes, Blut und Habe an die Einheit und Freiheit Deutſchlands zu
ſetzen. Ich fordere ſie auf im Namen Gottes muthig zu ringen, damit
dereinſt der freudige Ruf erſchalle: es lebe die freie deutſche Nation,
der Schrecken des nordiſchen Siegers, die Furcht jedes fremden Des-
poten, geachtet aber von allen civiliſirten Nationen. —

Nach der Beendigung vorſtehender Rede wurde noch folgende, von
Marburg eingelaufene Adreſſe vorgetragen:

»Verehrte Freunde und Brüder!

Mit einer eben ſo gerechten, als lebhaften Freude haben wir in wei-
ter Ferne die Kunde von dem Feſte brüderlicher Eintracht, das Sie den
27ten dieſes Monats feiern wollen, vernommen, und bedauern nichts
mehr, als daß die nun zu kurz anberaumte Zeit, uns die perſönliche
Theilnahme — wodurch wir uns, auch unaufgefordert, an den dortigen
Verein deutſcher Brüder freudig angeſchloſſen haben würden — unmög-
lich macht. Rechnen Sie aber darauf, daß wir in Gedanken in Ihrer
frohen Mitte ſeyn, und in ächt conſtitutionellem Geiſte dieſen feſtlichen
Tag mit Ihnen hier feiern werden; denn unſere Intereſſen ſind ja die
Ihrigen, und Ihre Beſtrebungen, Wünſche und Hoffnungen die unſri-
gen. — So mächtig hat — Dank ſey es der Vorſehung! — der Geiſt
der Zeit gewirkt, ſo herrlich ſich entwickelt, daß das wahrhaft Beſſere
überall gleichen Anklang findet, und daß hiermit endlich die gehäſſige
Scheidewand fallen muß, welche Jahrhunderte hindurch deutſche Brü-
dervölker in ſchmachvoller Abſonderung hielt, ſie ſich gegenſeitig entfrem-
dete, ihre gemeinſchaftlichen heiligſten Intereſſen theilte und ihre einſt
im Rathe der Völker ſo hohe Stellung zu einer ſo niedrigen und ihrer
ehemaligen Größe ſo völlig unwürdigen Stufe herabwürdigte. Darum
muß die Gegenwart tilgen, was die nächſt verfloſſenen Jahrhunderte
über uns gebracht und ſich die eben ſo ſchöne, als wahre und große Auf-
gabe ſtellen: daß fortan das Band der Liebe und Eintracht deutſche Völ-
ker enger umſchlinge und dem despotiſchen Einfluß endlich ein ſicherer
Damm geſetzt werde, und ſo die deutſchen Völker die ſo lang entbehrte
Selbſtſtändigkeit wieder erringen und im erneuten ſo erhebenden Selbſt-
gefühle ihrer Kraft das ſicherſte Palladium ihrer Unabhängigkeit auf-
ſtellen! —

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[63/0071] Sollte dieſe Idee der Reform bei den deutſchen Männern An- klang gefunden haben, ſo fordere ich die Anweſenden auf, eine Kor- poration zu ernennen, welche über die Art der Ausführung auf geſetzlichem Wege berathe; ich fordere ſie auf im Namen des bedrängten Vater- landes, Blut und Habe an die Einheit und Freiheit Deutſchlands zu ſetzen. Ich fordere ſie auf im Namen Gottes muthig zu ringen, damit dereinſt der freudige Ruf erſchalle: es lebe die freie deutſche Nation, der Schrecken des nordiſchen Siegers, die Furcht jedes fremden Des- poten, geachtet aber von allen civiliſirten Nationen. — Nach der Beendigung vorſtehender Rede wurde noch folgende, von Marburg eingelaufene Adreſſe vorgetragen: »Verehrte Freunde und Brüder! Mit einer eben ſo gerechten, als lebhaften Freude haben wir in wei- ter Ferne die Kunde von dem Feſte brüderlicher Eintracht, das Sie den 27ten dieſes Monats feiern wollen, vernommen, und bedauern nichts mehr, als daß die nun zu kurz anberaumte Zeit, uns die perſönliche Theilnahme — wodurch wir uns, auch unaufgefordert, an den dortigen Verein deutſcher Brüder freudig angeſchloſſen haben würden — unmög- lich macht. Rechnen Sie aber darauf, daß wir in Gedanken in Ihrer frohen Mitte ſeyn, und in ächt conſtitutionellem Geiſte dieſen feſtlichen Tag mit Ihnen hier feiern werden; denn unſere Intereſſen ſind ja die Ihrigen, und Ihre Beſtrebungen, Wünſche und Hoffnungen die unſri- gen. — So mächtig hat — Dank ſey es der Vorſehung! — der Geiſt der Zeit gewirkt, ſo herrlich ſich entwickelt, daß das wahrhaft Beſſere überall gleichen Anklang findet, und daß hiermit endlich die gehäſſige Scheidewand fallen muß, welche Jahrhunderte hindurch deutſche Brü- dervölker in ſchmachvoller Abſonderung hielt, ſie ſich gegenſeitig entfrem- dete, ihre gemeinſchaftlichen heiligſten Intereſſen theilte und ihre einſt im Rathe der Völker ſo hohe Stellung zu einer ſo niedrigen und ihrer ehemaligen Größe ſo völlig unwürdigen Stufe herabwürdigte. Darum muß die Gegenwart tilgen, was die nächſt verfloſſenen Jahrhunderte über uns gebracht und ſich die eben ſo ſchöne, als wahre und große Auf- gabe ſtellen: daß fortan das Band der Liebe und Eintracht deutſche Völ- ker enger umſchlinge und dem despotiſchen Einfluß endlich ein ſicherer Damm geſetzt werde, und ſo die deutſchen Völker die ſo lang entbehrte Selbſtſtändigkeit wieder erringen und im erneuten ſo erhebenden Selbſt- gefühle ihrer Kraft das ſicherſte Palladium ihrer Unabhängigkeit auf- ſtellen! —

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Zitationshilfe: Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832/71>, abgerufen am 23.11.2024.