Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.kann diese Partei nicht zur Herrschaft gelangen und wenn dieß auch der Hoffe man daher nichts von einer Unterstützung Frankreichs. Fürchte kann dieſe Partei nicht zur Herrſchaft gelangen und wenn dieß auch der Hoffe man daher nichts von einer Unterſtützung Frankreichs. Fürchte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="45"/> kann dieſe Partei nicht zur Herrſchaft gelangen und wenn dieß auch der<lb/> Fall wäre, ſo iſt die Begierde nach dem linken Rheinufer der großen<lb/> Mehrheit des franzöſiſchen Volkes doch ſo ſehr zur andern Natur gewor-<lb/> den, daß das kleine Häuflein hellſehender Kosmopoliten dem allgemei-<lb/> nen Nationalwunſche nicht wiederſtehen könnte, wenn bei einem Kriege,<lb/> einer gewaltſamen Umwälzung oder irgend einer Kataſtrophe in Deutſch-<lb/> land zur Eroberung der Rheingrenze Gelegenheit gegeben wäre, oder<lb/> wenn Frankreich dadurch wohl gar in den Beſitz des linken Rheinufers<lb/> zufällig kommen ſollte. Von Frankreich haben wir daher im dem Kampfe<lb/> um unſer Vaterland wenig oder keine Hülfe zu erwarten. Denn, daß<lb/> wir um den Preiß einer neuen Entehrung, nämlich der Abtretung des<lb/> linken Rheinufers an Frankreich, ſelbſt die Freiheit nicht erkaufen wol-<lb/> len, daß vielmehr bei jedem Verſuche Frankreichs, nur einen Schollen<lb/> deutſchen Bodens zu erobern, auf der Stelle alle Oppoſition im Innern<lb/> ſchweigen und ganz Deutſchland gegen Frankreich ſich erheben müßte<lb/> und werde, daß die Befreiung unſeres Vaterlandes vielmehr um-<lb/> gekehrt die Wiedervereinigung von Elſaß und Lothringen mit Deutſch-<lb/> land wahrſcheinlicherweiſe zur Folge haben werde, über alles dieß kann<lb/> unter Deutſchen nur eine Stimme herrſchen.</p><lb/> <p>Hoffe man daher nichts von einer Unterſtützung Frankreichs. Fürchte<lb/> man ſolche vielmehr, wenn ſie eine Maßregel des Gouvernements werden<lb/> ſollte. Denn in dieſem Falle hat eine Bewegung Frankreichs zu Gunſten<lb/> der deutſchen Patrioten einen Krieg gegen Oeſterreich und Preußen zur<lb/> Folge, in welchem die kleinen deutſchen Mächte augenblicklich auf die<lb/> Seite Frankreichs treten würden, wenn das günſtige Kriegsglück ge-<lb/> gründete Hoffnung zur Eroberung darbietet. Baiern, das in einem ſol-<lb/> chen Falle auf die andern kleinen Fürſten einen großen Einfluß erlangt,<lb/> verwünſcht ſeine Beſitzung am Rheine und trachtet ſehnſuchtsvoll nach<lb/> Wiedererlangung von Salzburg, Tyrol und dem Innviertel. Sachſen<lb/> iſt über die Grauſamkeit, mit der man das Land zerriſſen und verkauft<lb/> hat, immer noch erbittert, und wird jede Gelegenheit ſeiner Wieder-<lb/> vereinigung mit Eifer ergreifen. Sobald daher in einem Kriege gegen<lb/> Oeſterreich und Preußen für Frankreich nur irgend eine Wahrſcheinlich-<lb/> keit des Sieges vorhanden iſt, treten Baiern, Sachſen, Würtemberg,<lb/> Baden u. ſ. w. der Vergrößerungsſucht wegen auf die Seite Frankreichs,<lb/> und es wiederholt ſich die alte Geſchichte des Rheinbundes. Dann iſt<lb/><choice><sic>aher</sic><corr>aber</corr></choice> nicht blos Deutſchland unglücklicher als je, ſondern auch das große<lb/> Werk der europäiſchen Reorganiſation auf lange Zeit wieder hinausge-<lb/> ſchoben. Aus allen dieſen Gründen dürfen denn die deutſchen Patrioten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0053]
kann dieſe Partei nicht zur Herrſchaft gelangen und wenn dieß auch der
Fall wäre, ſo iſt die Begierde nach dem linken Rheinufer der großen
Mehrheit des franzöſiſchen Volkes doch ſo ſehr zur andern Natur gewor-
den, daß das kleine Häuflein hellſehender Kosmopoliten dem allgemei-
nen Nationalwunſche nicht wiederſtehen könnte, wenn bei einem Kriege,
einer gewaltſamen Umwälzung oder irgend einer Kataſtrophe in Deutſch-
land zur Eroberung der Rheingrenze Gelegenheit gegeben wäre, oder
wenn Frankreich dadurch wohl gar in den Beſitz des linken Rheinufers
zufällig kommen ſollte. Von Frankreich haben wir daher im dem Kampfe
um unſer Vaterland wenig oder keine Hülfe zu erwarten. Denn, daß
wir um den Preiß einer neuen Entehrung, nämlich der Abtretung des
linken Rheinufers an Frankreich, ſelbſt die Freiheit nicht erkaufen wol-
len, daß vielmehr bei jedem Verſuche Frankreichs, nur einen Schollen
deutſchen Bodens zu erobern, auf der Stelle alle Oppoſition im Innern
ſchweigen und ganz Deutſchland gegen Frankreich ſich erheben müßte
und werde, daß die Befreiung unſeres Vaterlandes vielmehr um-
gekehrt die Wiedervereinigung von Elſaß und Lothringen mit Deutſch-
land wahrſcheinlicherweiſe zur Folge haben werde, über alles dieß kann
unter Deutſchen nur eine Stimme herrſchen.
Hoffe man daher nichts von einer Unterſtützung Frankreichs. Fürchte
man ſolche vielmehr, wenn ſie eine Maßregel des Gouvernements werden
ſollte. Denn in dieſem Falle hat eine Bewegung Frankreichs zu Gunſten
der deutſchen Patrioten einen Krieg gegen Oeſterreich und Preußen zur
Folge, in welchem die kleinen deutſchen Mächte augenblicklich auf die
Seite Frankreichs treten würden, wenn das günſtige Kriegsglück ge-
gründete Hoffnung zur Eroberung darbietet. Baiern, das in einem ſol-
chen Falle auf die andern kleinen Fürſten einen großen Einfluß erlangt,
verwünſcht ſeine Beſitzung am Rheine und trachtet ſehnſuchtsvoll nach
Wiedererlangung von Salzburg, Tyrol und dem Innviertel. Sachſen
iſt über die Grauſamkeit, mit der man das Land zerriſſen und verkauft
hat, immer noch erbittert, und wird jede Gelegenheit ſeiner Wieder-
vereinigung mit Eifer ergreifen. Sobald daher in einem Kriege gegen
Oeſterreich und Preußen für Frankreich nur irgend eine Wahrſcheinlich-
keit des Sieges vorhanden iſt, treten Baiern, Sachſen, Würtemberg,
Baden u. ſ. w. der Vergrößerungsſucht wegen auf die Seite Frankreichs,
und es wiederholt ſich die alte Geſchichte des Rheinbundes. Dann iſt
aber nicht blos Deutſchland unglücklicher als je, ſondern auch das große
Werk der europäiſchen Reorganiſation auf lange Zeit wieder hinausge-
ſchoben. Aus allen dieſen Gründen dürfen denn die deutſchen Patrioten
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