Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.wo der Deutsche vom Alpengebirg und der Nordsee, vom Rhein, der wo der Deutſche vom Alpengebirg und der Nordſee, vom Rhein, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="38"/> wo der Deutſche vom Alpengebirg und der Nordſee, vom Rhein, der<lb/> Donan und Elbe den Bruder im Bruder umarmt, wo die Zollſtöcke und<lb/> die Schlagbäume, wo alle Hoheitszeichen der Trennung und Hemmung<lb/> und Bedrückung verſchwinden, ſammt den Conſtitutiönchen, die man et-<lb/> lichen mürriſchen Kindern der großen Familie als Spielzeug verlieh; wo<lb/> freie Straßen und freie Ströme den freien Umſchwung aller National-<lb/> kräfte nnd Säfte bezeugen; wo die Fürſten die bunten Hermeline feuda-<lb/> liſtiſcher Gottſtatthalterſchaft mit der männlichen Toga deutſcher Natio-<lb/> nalwürde vertauſchen, und der Beamte, der Krieger, ſtatt mit der Be-<lb/> dientenjacke des Herrn und Meiſters, mit der Volksbinde ſich ſchmückt;<lb/> wo nicht 34 Städte und Städtlein, von 34 Höfen das Almoſen empfangend,<lb/> um den Preis hündiſcher Unterwerfung, ſondern wo alle Städte, frei<lb/> emporblühend aus eigenem Saft, um den Preis patriotiſcher Geſinnung,<lb/> patriotiſcher That ringen; wo jeder Stamm, im Innern frei und ſelbſt-<lb/> ſtändig, zu bürgerlicher Freiheit ſich entwickelt, und ein ſtarkes, ſelbſtgewo-<lb/> benes Bruderband alle umſchließt zu politiſcher Einheit und Kraft; wo die<lb/> deutſche Flagge, ſtatt Trihut an Barbaren zu bringen, die Erzeugniſſe<lb/> unſeres Gewerbfleißes in fremde Welttheile geleitet, und nicht mehr<lb/> unſchuldige Patrioten für das Henkerbeil auffängt, ſondern allen freien<lb/> Völkern den Bruderkuß bringt. Es wird kommen der Tag, wo deutſche<lb/> Knaben, ſtatt durch todte Spielereien mit todten Sprachen ſich abzu-<lb/> ſtumpfen, und die Jünglinge, ſtatt auf mittelalterlichen Hochſchulen durch<lb/> Gelage, ſchnöde Tändelei und Klopffechterei zu verkrüppeln, durch leben-<lb/> digen Nationalunterricht und würdige Leibesübung ſich zu deutſchen Män-<lb/> nern heranbilden und zu jenem Vaterlandsſinn ſich ſtählen, von dem<lb/> alle politiſche Tugend, alle Großthat ausſtrömt; wo das deutſche Weib,<lb/> nicht mehr die dienſtpflichtige Magd des herrſchenden Mannes, ſondern<lb/> die <hi rendition="#g">freie Genoſſin des freien Bürgers</hi>, unſern Söhnen und<lb/> Töchtern ſchon als ſtammelnden Säuglingen die Freiheit einflößt, und<lb/> im Samen des erziehenden Wortes den Sinn ächten Bürgerthums nährt;<lb/> und wo die deutſche Jungfrau den Jüngling als den würdigſten erkennt,<lb/> der am reinſten für das Vaterland erglüht; wo, abſchüttelnd das Joch<lb/> des Gewiſſens, der Prieſter Trug und den eigenen Irrwahn, der Deut-<lb/> ſche zu ſeinem Schöpfer die unverfälſchte Sprache des Kindes zum Vater<lb/> redet; wo der Bürger nicht in höriger Unterthänigkeit den Launen<lb/> des Herrſchers und ſeiner knechtiſchen Diener, ſondern dem Geſetze ge-<lb/> horcht, und auf den Tafeln des Geſetzes den eigenen Willen liest, und<lb/> im Richter den freierwählten Mann ſeines Vertrauens erblickt; wo die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0046]
wo der Deutſche vom Alpengebirg und der Nordſee, vom Rhein, der
Donan und Elbe den Bruder im Bruder umarmt, wo die Zollſtöcke und
die Schlagbäume, wo alle Hoheitszeichen der Trennung und Hemmung
und Bedrückung verſchwinden, ſammt den Conſtitutiönchen, die man et-
lichen mürriſchen Kindern der großen Familie als Spielzeug verlieh; wo
freie Straßen und freie Ströme den freien Umſchwung aller National-
kräfte nnd Säfte bezeugen; wo die Fürſten die bunten Hermeline feuda-
liſtiſcher Gottſtatthalterſchaft mit der männlichen Toga deutſcher Natio-
nalwürde vertauſchen, und der Beamte, der Krieger, ſtatt mit der Be-
dientenjacke des Herrn und Meiſters, mit der Volksbinde ſich ſchmückt;
wo nicht 34 Städte und Städtlein, von 34 Höfen das Almoſen empfangend,
um den Preis hündiſcher Unterwerfung, ſondern wo alle Städte, frei
emporblühend aus eigenem Saft, um den Preis patriotiſcher Geſinnung,
patriotiſcher That ringen; wo jeder Stamm, im Innern frei und ſelbſt-
ſtändig, zu bürgerlicher Freiheit ſich entwickelt, und ein ſtarkes, ſelbſtgewo-
benes Bruderband alle umſchließt zu politiſcher Einheit und Kraft; wo die
deutſche Flagge, ſtatt Trihut an Barbaren zu bringen, die Erzeugniſſe
unſeres Gewerbfleißes in fremde Welttheile geleitet, und nicht mehr
unſchuldige Patrioten für das Henkerbeil auffängt, ſondern allen freien
Völkern den Bruderkuß bringt. Es wird kommen der Tag, wo deutſche
Knaben, ſtatt durch todte Spielereien mit todten Sprachen ſich abzu-
ſtumpfen, und die Jünglinge, ſtatt auf mittelalterlichen Hochſchulen durch
Gelage, ſchnöde Tändelei und Klopffechterei zu verkrüppeln, durch leben-
digen Nationalunterricht und würdige Leibesübung ſich zu deutſchen Män-
nern heranbilden und zu jenem Vaterlandsſinn ſich ſtählen, von dem
alle politiſche Tugend, alle Großthat ausſtrömt; wo das deutſche Weib,
nicht mehr die dienſtpflichtige Magd des herrſchenden Mannes, ſondern
die freie Genoſſin des freien Bürgers, unſern Söhnen und
Töchtern ſchon als ſtammelnden Säuglingen die Freiheit einflößt, und
im Samen des erziehenden Wortes den Sinn ächten Bürgerthums nährt;
und wo die deutſche Jungfrau den Jüngling als den würdigſten erkennt,
der am reinſten für das Vaterland erglüht; wo, abſchüttelnd das Joch
des Gewiſſens, der Prieſter Trug und den eigenen Irrwahn, der Deut-
ſche zu ſeinem Schöpfer die unverfälſchte Sprache des Kindes zum Vater
redet; wo der Bürger nicht in höriger Unterthänigkeit den Launen
des Herrſchers und ſeiner knechtiſchen Diener, ſondern dem Geſetze ge-
horcht, und auf den Tafeln des Geſetzes den eigenen Willen liest, und
im Richter den freierwählten Mann ſeines Vertrauens erblickt; wo die
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