Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben ist die Sympathie erwacht beim Anblick der heiligen Flamme, die
Euch durchglüht.

Beharret treu und bieder, deutsche Männer, in Eurem edlen Ent-
schluß. Schließet den Bund der Völker-Einheit unter Euren getrennten
Fürstenstaaten. Zernichtet die Fesseln, die der Absolutismus zu Eurer
Trennung geschmiedet.

Mög' unter Euch ein hochherziger und heiliger Bruderbund erste-
hen. Das Frankenvolk jauchzt Eurem muthvollen Streben Beifall zu,
es theilt Eure Wünsche, Eure Sache ist auch die seinige. Obgleich es
in den Juliustagen diesem Geiste der Freiheit den ersten Aufschwung
gegeben, der die Welt jetzt in Bewegung setzt, so seufzt es nichts desto-
weniger unter den Folgen der bittersten Täuschungen, als Opfer seines
Vertrauens in gewisse Menschen, die ihm keine andere Bürgschaft dar-
boten, als ihre falschen und prahlerischen Versprechungen.

Möchte sein Beispiel Euch zur zweifachen Lehre dienen.

Empfanget nun besonders die Versicherung des biedern Bruder-
Sinnes, den Euch Straßburgs Patrioten auf alle Zeiten weihen.

Rechnet bei jeder Gelegenheit auf ihren Beistand und ihre Sym-
pathie. Auch sie sind bereit, gleich Euch und mit Euch, mit Blut und
Leben das Interesse Aller, das Interesse der Freiheit zu befördern und
zu wahren.

Bundesgruß den Brüdern.

Außer der mitgetheilten Adresse hatten unsere Brüder in Rhein-
preußen noch folgendes Lied gedruckt eingesendet und unter die anwesen-
den Patrioten vertheilen lassen.

Den Gleichgesinnten im freiern Deutschland.
Freudenklang hat unser Ohr vernommen,
Frische Lüfte trugen ihn uns zu;
Lichte Gluten sehn wir rings erglommen;
Nur bei uns noch waltet Grabesruh.
Geister, die der Gruft erstiegen,
Eure Gauen frei durchfliegen,
Müssen hier im Sarg sich schmiegen,
Von des Schicksals bösem Fluch gebannt.
Schürt mit Eifer heller stets die Gluten,
Lauter jauchzt der Freiheit stolzes Lied:
Ob erwachen, die bis jetzt noch ruhten,
Ob vielleicht der Nebelduft entflieht
Lebenskräftig hat begonnen
Euer Lenztag, tausend Sonnen
Strahlen warme Frühlingswonne,
Uns allein durchschauert Winterfrost,

Leben iſt die Sympathie erwacht beim Anblick der heiligen Flamme, die
Euch durchglüht.

Beharret treu und bieder, deutſche Männer, in Eurem edlen Ent-
ſchluß. Schließet den Bund der Völker-Einheit unter Euren getrennten
Fürſtenſtaaten. Zernichtet die Feſſeln, die der Abſolutismus zu Eurer
Trennung geſchmiedet.

Mög’ unter Euch ein hochherziger und heiliger Bruderbund erſte-
hen. Das Frankenvolk jauchzt Eurem muthvollen Streben Beifall zu,
es theilt Eure Wünſche, Eure Sache iſt auch die ſeinige. Obgleich es
in den Juliustagen dieſem Geiſte der Freiheit den erſten Aufſchwung
gegeben, der die Welt jetzt in Bewegung ſetzt, ſo ſeufzt es nichts deſto-
weniger unter den Folgen der bitterſten Täuſchungen, als Opfer ſeines
Vertrauens in gewiſſe Menſchen, die ihm keine andere Bürgſchaft dar-
boten, als ihre falſchen und prahleriſchen Verſprechungen.

Möchte ſein Beiſpiel Euch zur zweifachen Lehre dienen.

Empfanget nun beſonders die Verſicherung des biedern Bruder-
Sinnes, den Euch Straßburgs Patrioten auf alle Zeiten weihen.

Rechnet bei jeder Gelegenheit auf ihren Beiſtand und ihre Sym-
pathie. Auch ſie ſind bereit, gleich Euch und mit Euch, mit Blut und
Leben das Intereſſe Aller, das Intereſſe der Freiheit zu befördern und
zu wahren.

Bundesgruß den Brüdern.

Außer der mitgetheilten Adreſſe hatten unſere Brüder in Rhein-
preußen noch folgendes Lied gedruckt eingeſendet und unter die anweſen-
den Patrioten vertheilen laſſen.

Den Gleichgeſinnten im freiern Deutſchland.
Freudenklang hat unſer Ohr vernommen,
Friſche Lüfte trugen ihn uns zu;
Lichte Gluten ſehn wir rings erglommen;
Nur bei uns noch waltet Grabesruh.
Geiſter, die der Gruft erſtiegen,
Eure Gauen frei durchfliegen,
Müſſen hier im Sarg ſich ſchmiegen,
Von des Schickſals böſem Fluch gebannt.
Schürt mit Eifer heller ſtets die Gluten,
Lauter jauchzt der Freiheit ſtolzes Lied:
Ob erwachen, die bis jetzt noch ruhten,
Ob vielleicht der Nebelduft entflieht
Lebenskräftig hat begonnen
Euer Lenztag, tauſend Sonnen
Strahlen warme Frühlingswonne,
Uns allein durchſchauert Winterfroſt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="26"/>
Leben i&#x017F;t die Sympathie erwacht beim Anblick der heiligen Flamme, die<lb/>
Euch durchglüht.</p><lb/>
        <p>Beharret treu und bieder, deut&#x017F;che Männer, in Eurem edlen Ent-<lb/>
&#x017F;chluß. Schließet den Bund der Völker-Einheit unter Euren getrennten<lb/>
Für&#x017F;ten&#x017F;taaten. Zernichtet die Fe&#x017F;&#x017F;eln, die der Ab&#x017F;olutismus zu Eurer<lb/><hi rendition="#g">Trennung</hi> ge&#x017F;chmiedet.</p><lb/>
        <p>Mög&#x2019; unter Euch ein hochherziger und heiliger Bruderbund er&#x017F;te-<lb/>
hen. Das Frankenvolk jauchzt Eurem muthvollen Streben Beifall zu,<lb/>
es theilt Eure Wün&#x017F;che, Eure Sache i&#x017F;t auch die &#x017F;einige. Obgleich es<lb/>
in den Juliustagen die&#x017F;em Gei&#x017F;te der Freiheit den er&#x017F;ten Auf&#x017F;chwung<lb/>
gegeben, der die Welt jetzt in Bewegung &#x017F;etzt, &#x017F;o &#x017F;eufzt es nichts de&#x017F;to-<lb/>
weniger unter den Folgen der bitter&#x017F;ten Täu&#x017F;chungen, als Opfer &#x017F;eines<lb/>
Vertrauens in gewi&#x017F;&#x017F;e Men&#x017F;chen, die ihm keine andere Bürg&#x017F;chaft dar-<lb/>
boten, als ihre fal&#x017F;chen und prahleri&#x017F;chen Ver&#x017F;prechungen.</p><lb/>
        <p>Möchte &#x017F;ein Bei&#x017F;piel Euch zur zweifachen Lehre dienen.</p><lb/>
        <p>Empfanget nun be&#x017F;onders die Ver&#x017F;icherung des biedern Bruder-<lb/>
Sinnes, den Euch Straßburgs Patrioten auf alle Zeiten weihen.</p><lb/>
        <p>Rechnet bei jeder Gelegenheit auf ihren Bei&#x017F;tand und ihre Sym-<lb/>
pathie. Auch &#x017F;ie &#x017F;ind bereit, gleich Euch und mit Euch, mit Blut und<lb/>
Leben das Intere&#x017F;&#x017F;e Aller, das Intere&#x017F;&#x017F;e der Freiheit zu befördern und<lb/>
zu wahren.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Bundesgruß den Brüdern</hi>.</hi> </p><lb/>
        <p>Außer der mitgetheilten Adre&#x017F;&#x017F;e hatten un&#x017F;ere Brüder in Rhein-<lb/>
preußen noch folgendes Lied gedruckt einge&#x017F;endet und unter die anwe&#x017F;en-<lb/>
den Patrioten vertheilen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#g">Den Gleichge&#x017F;innten im freiern Deut&#x017F;chland</hi>.</head><lb/>
          <lg n="1">
            <l>Freudenklang hat un&#x017F;er Ohr vernommen,</l><lb/>
            <l>Fri&#x017F;che Lüfte trugen ihn uns zu;</l><lb/>
            <l>Lichte Gluten &#x017F;ehn wir rings erglommen;</l><lb/>
            <l>Nur bei uns noch waltet Grabesruh.</l><lb/>
            <l>Gei&#x017F;ter, die der Gruft er&#x017F;tiegen,</l><lb/>
            <l>Eure Gauen frei durchfliegen,</l><lb/>
            <l>&#x017F;&#x017F;en hier im Sarg &#x017F;ich &#x017F;chmiegen,</l><lb/>
            <l>Von des Schick&#x017F;als bö&#x017F;em Fluch gebannt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Schürt mit Eifer heller &#x017F;tets die Gluten,</l><lb/>
            <l>Lauter jauchzt der Freiheit &#x017F;tolzes Lied:</l><lb/>
            <l>Ob erwachen, die bis jetzt noch ruhten,</l><lb/>
            <l>Ob vielleicht der Nebelduft entflieht</l><lb/>
            <l>Lebenskräftig hat begonnen</l><lb/>
            <l>Euer Lenztag, tau&#x017F;end Sonnen</l><lb/>
            <l>Strahlen warme Frühlingswonne,</l><lb/>
            <l>Uns allein durch&#x017F;chauert Winterfro&#x017F;t,</l>
          </lg><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0034] Leben iſt die Sympathie erwacht beim Anblick der heiligen Flamme, die Euch durchglüht. Beharret treu und bieder, deutſche Männer, in Eurem edlen Ent- ſchluß. Schließet den Bund der Völker-Einheit unter Euren getrennten Fürſtenſtaaten. Zernichtet die Feſſeln, die der Abſolutismus zu Eurer Trennung geſchmiedet. Mög’ unter Euch ein hochherziger und heiliger Bruderbund erſte- hen. Das Frankenvolk jauchzt Eurem muthvollen Streben Beifall zu, es theilt Eure Wünſche, Eure Sache iſt auch die ſeinige. Obgleich es in den Juliustagen dieſem Geiſte der Freiheit den erſten Aufſchwung gegeben, der die Welt jetzt in Bewegung ſetzt, ſo ſeufzt es nichts deſto- weniger unter den Folgen der bitterſten Täuſchungen, als Opfer ſeines Vertrauens in gewiſſe Menſchen, die ihm keine andere Bürgſchaft dar- boten, als ihre falſchen und prahleriſchen Verſprechungen. Möchte ſein Beiſpiel Euch zur zweifachen Lehre dienen. Empfanget nun beſonders die Verſicherung des biedern Bruder- Sinnes, den Euch Straßburgs Patrioten auf alle Zeiten weihen. Rechnet bei jeder Gelegenheit auf ihren Beiſtand und ihre Sym- pathie. Auch ſie ſind bereit, gleich Euch und mit Euch, mit Blut und Leben das Intereſſe Aller, das Intereſſe der Freiheit zu befördern und zu wahren. Bundesgruß den Brüdern. Außer der mitgetheilten Adreſſe hatten unſere Brüder in Rhein- preußen noch folgendes Lied gedruckt eingeſendet und unter die anweſen- den Patrioten vertheilen laſſen. Den Gleichgeſinnten im freiern Deutſchland. Freudenklang hat unſer Ohr vernommen, Friſche Lüfte trugen ihn uns zu; Lichte Gluten ſehn wir rings erglommen; Nur bei uns noch waltet Grabesruh. Geiſter, die der Gruft erſtiegen, Eure Gauen frei durchfliegen, Müſſen hier im Sarg ſich ſchmiegen, Von des Schickſals böſem Fluch gebannt. Schürt mit Eifer heller ſtets die Gluten, Lauter jauchzt der Freiheit ſtolzes Lied: Ob erwachen, die bis jetzt noch ruhten, Ob vielleicht der Nebelduft entflieht Lebenskräftig hat begonnen Euer Lenztag, tauſend Sonnen Strahlen warme Frühlingswonne, Uns allein durchſchauert Winterfroſt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832/34
Zitationshilfe: Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832/34>, abgerufen am 24.11.2024.