Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.Leben ist die Sympathie erwacht beim Anblick der heiligen Flamme, die Beharret treu und bieder, deutsche Männer, in Eurem edlen Ent- Mög' unter Euch ein hochherziger und heiliger Bruderbund erste- Möchte sein Beispiel Euch zur zweifachen Lehre dienen. Empfanget nun besonders die Versicherung des biedern Bruder- Rechnet bei jeder Gelegenheit auf ihren Beistand und ihre Sym- Bundesgruß den Brüdern. Außer der mitgetheilten Adresse hatten unsere Brüder in Rhein- Den Gleichgesinnten im freiern Deutschland. Freudenklang hat unser Ohr vernommen, Frische Lüfte trugen ihn uns zu; Lichte Gluten sehn wir rings erglommen; Nur bei uns noch waltet Grabesruh. Geister, die der Gruft erstiegen, Eure Gauen frei durchfliegen, Müssen hier im Sarg sich schmiegen, Von des Schicksals bösem Fluch gebannt. Schürt mit Eifer heller stets die Gluten, Lauter jauchzt der Freiheit stolzes Lied: Ob erwachen, die bis jetzt noch ruhten, Ob vielleicht der Nebelduft entflieht Lebenskräftig hat begonnen Euer Lenztag, tausend Sonnen Strahlen warme Frühlingswonne, Uns allein durchschauert Winterfrost, Leben iſt die Sympathie erwacht beim Anblick der heiligen Flamme, die Beharret treu und bieder, deutſche Männer, in Eurem edlen Ent- Mög’ unter Euch ein hochherziger und heiliger Bruderbund erſte- Möchte ſein Beiſpiel Euch zur zweifachen Lehre dienen. Empfanget nun beſonders die Verſicherung des biedern Bruder- Rechnet bei jeder Gelegenheit auf ihren Beiſtand und ihre Sym- Bundesgruß den Brüdern. Außer der mitgetheilten Adreſſe hatten unſere Brüder in Rhein- Den Gleichgeſinnten im freiern Deutſchland. Freudenklang hat unſer Ohr vernommen, Friſche Lüfte trugen ihn uns zu; Lichte Gluten ſehn wir rings erglommen; Nur bei uns noch waltet Grabesruh. Geiſter, die der Gruft erſtiegen, Eure Gauen frei durchfliegen, Müſſen hier im Sarg ſich ſchmiegen, Von des Schickſals böſem Fluch gebannt. Schürt mit Eifer heller ſtets die Gluten, Lauter jauchzt der Freiheit ſtolzes Lied: Ob erwachen, die bis jetzt noch ruhten, Ob vielleicht der Nebelduft entflieht Lebenskräftig hat begonnen Euer Lenztag, tauſend Sonnen Strahlen warme Frühlingswonne, Uns allein durchſchauert Winterfroſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="26"/> Leben iſt die Sympathie erwacht beim Anblick der heiligen Flamme, die<lb/> Euch durchglüht.</p><lb/> <p>Beharret treu und bieder, deutſche Männer, in Eurem edlen Ent-<lb/> ſchluß. Schließet den Bund der Völker-Einheit unter Euren getrennten<lb/> Fürſtenſtaaten. Zernichtet die Feſſeln, die der Abſolutismus zu Eurer<lb/><hi rendition="#g">Trennung</hi> geſchmiedet.</p><lb/> <p>Mög’ unter Euch ein hochherziger und heiliger Bruderbund erſte-<lb/> hen. Das Frankenvolk jauchzt Eurem muthvollen Streben Beifall zu,<lb/> es theilt Eure Wünſche, Eure Sache iſt auch die ſeinige. Obgleich es<lb/> in den Juliustagen dieſem Geiſte der Freiheit den erſten Aufſchwung<lb/> gegeben, der die Welt jetzt in Bewegung ſetzt, ſo ſeufzt es nichts deſto-<lb/> weniger unter den Folgen der bitterſten Täuſchungen, als Opfer ſeines<lb/> Vertrauens in gewiſſe Menſchen, die ihm keine andere Bürgſchaft dar-<lb/> boten, als ihre falſchen und prahleriſchen Verſprechungen.</p><lb/> <p>Möchte ſein Beiſpiel Euch zur zweifachen Lehre dienen.</p><lb/> <p>Empfanget nun beſonders die Verſicherung des biedern Bruder-<lb/> Sinnes, den Euch Straßburgs Patrioten auf alle Zeiten weihen.</p><lb/> <p>Rechnet bei jeder Gelegenheit auf ihren Beiſtand und ihre Sym-<lb/> pathie. Auch ſie ſind bereit, gleich Euch und mit Euch, mit Blut und<lb/> Leben das Intereſſe Aller, das Intereſſe der Freiheit zu befördern und<lb/> zu wahren.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Bundesgruß den Brüdern</hi>.</hi> </p><lb/> <p>Außer der mitgetheilten Adreſſe hatten unſere Brüder in Rhein-<lb/> preußen noch folgendes Lied gedruckt eingeſendet und unter die anweſen-<lb/> den Patrioten vertheilen laſſen.</p><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Den Gleichgeſinnten im freiern Deutſchland</hi>.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Freudenklang hat unſer Ohr vernommen,</l><lb/> <l>Friſche Lüfte trugen ihn uns zu;</l><lb/> <l>Lichte Gluten ſehn wir rings erglommen;</l><lb/> <l>Nur bei uns noch waltet Grabesruh.</l><lb/> <l>Geiſter, die der Gruft erſtiegen,</l><lb/> <l>Eure Gauen frei durchfliegen,</l><lb/> <l>Müſſen hier im Sarg ſich ſchmiegen,</l><lb/> <l>Von des Schickſals böſem Fluch gebannt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Schürt mit Eifer heller ſtets die Gluten,</l><lb/> <l>Lauter jauchzt der Freiheit ſtolzes Lied:</l><lb/> <l>Ob erwachen, die bis jetzt noch ruhten,</l><lb/> <l>Ob vielleicht der Nebelduft entflieht</l><lb/> <l>Lebenskräftig hat begonnen</l><lb/> <l>Euer Lenztag, tauſend Sonnen</l><lb/> <l>Strahlen warme Frühlingswonne,</l><lb/> <l>Uns allein durchſchauert Winterfroſt,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [26/0034]
Leben iſt die Sympathie erwacht beim Anblick der heiligen Flamme, die
Euch durchglüht.
Beharret treu und bieder, deutſche Männer, in Eurem edlen Ent-
ſchluß. Schließet den Bund der Völker-Einheit unter Euren getrennten
Fürſtenſtaaten. Zernichtet die Feſſeln, die der Abſolutismus zu Eurer
Trennung geſchmiedet.
Mög’ unter Euch ein hochherziger und heiliger Bruderbund erſte-
hen. Das Frankenvolk jauchzt Eurem muthvollen Streben Beifall zu,
es theilt Eure Wünſche, Eure Sache iſt auch die ſeinige. Obgleich es
in den Juliustagen dieſem Geiſte der Freiheit den erſten Aufſchwung
gegeben, der die Welt jetzt in Bewegung ſetzt, ſo ſeufzt es nichts deſto-
weniger unter den Folgen der bitterſten Täuſchungen, als Opfer ſeines
Vertrauens in gewiſſe Menſchen, die ihm keine andere Bürgſchaft dar-
boten, als ihre falſchen und prahleriſchen Verſprechungen.
Möchte ſein Beiſpiel Euch zur zweifachen Lehre dienen.
Empfanget nun beſonders die Verſicherung des biedern Bruder-
Sinnes, den Euch Straßburgs Patrioten auf alle Zeiten weihen.
Rechnet bei jeder Gelegenheit auf ihren Beiſtand und ihre Sym-
pathie. Auch ſie ſind bereit, gleich Euch und mit Euch, mit Blut und
Leben das Intereſſe Aller, das Intereſſe der Freiheit zu befördern und
zu wahren.
Bundesgruß den Brüdern.
Außer der mitgetheilten Adreſſe hatten unſere Brüder in Rhein-
preußen noch folgendes Lied gedruckt eingeſendet und unter die anweſen-
den Patrioten vertheilen laſſen.
Den Gleichgeſinnten im freiern Deutſchland.
Freudenklang hat unſer Ohr vernommen,
Friſche Lüfte trugen ihn uns zu;
Lichte Gluten ſehn wir rings erglommen;
Nur bei uns noch waltet Grabesruh.
Geiſter, die der Gruft erſtiegen,
Eure Gauen frei durchfliegen,
Müſſen hier im Sarg ſich ſchmiegen,
Von des Schickſals böſem Fluch gebannt.
Schürt mit Eifer heller ſtets die Gluten,
Lauter jauchzt der Freiheit ſtolzes Lied:
Ob erwachen, die bis jetzt noch ruhten,
Ob vielleicht der Nebelduft entflieht
Lebenskräftig hat begonnen
Euer Lenztag, tauſend Sonnen
Strahlen warme Frühlingswonne,
Uns allein durchſchauert Winterfroſt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |