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Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.

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Kiel, Leipzig, Augsburg, Pyrmont, Braunschweig, Nordhaufen
u. s. w.

Die Patrioten in Rheinpreußen, die Deutschen am Niederrhein,
die Bürger in Constanz, das polnische National-Comite in Paris und
die Gesellschaft der Volksfreunde in Straßburg hatten Adressen einge-
sendet. Wir theilen diese Aktenstücke wörtlich mit:

I. Adresse der Rheinpreußen:
An die Volksversammlung in Hambach und die edlen Vertreter der
Volksfreiheit in Rheinbaiern.

So weit ein freies Herz in deutschem Busen schlägt, so weit drang
auch das Wort der Freiheit, wie es in dem ganzen Rheinbaiern frei und
kräftig ausgesprochen wurde. -- Wir unter Preußens Herrschaft stehenden
Rheinländer hörten nur selten Euren Ruf der Freiheit erschallen. Unsere
Blätter -- nicht Organe der öffentlichen Meinung, sondern Organe
der legitimen, in den geheimen Cabineten der Ministern, ja in den
dunklen Stuben eines untern Polizeibeamten gehegten Ansichten --
zeigten nur den Kampf gegen Euer Wort, aber wir lernten doch auch
so die Kämpfer kennen. Wir sahen hier im Preußen trostlose Censoren
und ihre besoldeten Schreiber, dort im freiern Deutschland rüstige Ver-
treter der Wahrheit, tapfere Kämpfer der Freiheit. Ob aber auch nur
selten das Wort der Freiheit wie es im freiern Deutschland erklang, zu
uns drang: ob es auch von dem Geräusche preußischer Waffen, von den
Schmeicheleien eines Soldaten- und Beamtenheeres übertönt werden
sollte
, es fand noch Herzen die höher schlugen, Augen die feuriger
glühten, wenn von Einem Deutschland, von Freiheit, Recht
und Ehre die Rede war. Sind deren auch nur wenige, die sich erkannt
und die es gewagt, -- denn im Preußischen ist dies ein Wagestück -- sich
gegen einander auszusprechen; so hoffen wir doch auch hier einst der
Wahrheit Sieg, den Triumpf der Freiheit feiern zu können. --

Auf Euch aber sind vorerst unsere Blicke gerichtet, und Freiheit, Recht
und Wahrheit mögen Euch zur That anfeuern, auf daß ganz Deutschland,
und insbesondere auch unser Rheinpreußen, das wie Euer Rheinbaiern durch
eine freie Gesetzgebung emancipirt ist, am Beispiele erstarke. -- Der
Himmel segne Euer Werk!

Aus den preußischen Rheinlanden.

Wenn wir nicht unterschreiben, so geschieht dieß nur deßwegen, weil
wir dadurch der guten Sache mehr schaden als nützen würden. Wer
Preußen nur halbwegen kennt, wird uns deßwegen keinen Vorwurf
machen. --

Kiel, Leipzig, Augsburg, Pyrmont, Braunſchweig, Nordhaufen
u. ſ. w.

Die Patrioten in Rheinpreußen, die Deutſchen am Niederrhein,
die Bürger in Conſtanz, das polniſche National-Comite in Paris und
die Geſellſchaft der Volksfreunde in Straßburg hatten Adreſſen einge-
ſendet. Wir theilen dieſe Aktenſtücke wörtlich mit:

I. Adreſſe der Rheinpreußen:
An die Volksverſammlung in Hambach und die edlen Vertreter der
Volksfreiheit in Rheinbaiern.

So weit ein freies Herz in deutſchem Buſen ſchlaͤgt, ſo weit drang
auch das Wort der Freiheit, wie es in dem ganzen Rheinbaiern frei und
kraͤftig ausgeſprochen wurde. — Wir unter Preußens Herrſchaft ſtehenden
Rheinländer hoͤrten nur ſelten Euren Ruf der Freiheit erſchallen. Unſere
Blaͤtter — nicht Organe der oͤffentlichen Meinung, ſondern Organe
der legitimen, in den geheimen Cabineten der Miniſtern, ja in den
dunklen Stuben eines untern Polizeibeamten gehegten Anſichten —
zeigten nur den Kampf gegen Euer Wort, aber wir lernten doch auch
ſo die Kaͤmpfer kennen. Wir ſahen hier im Preußen troſtloſe Cenſoren
und ihre beſoldeten Schreiber, dort im freiern Deutſchland ruͤſtige Ver-
treter der Wahrheit, tapfere Kaͤmpfer der Freiheit. Ob aber auch nur
ſelten das Wort der Freiheit wie es im freiern Deutſchland erklang, zu
uns drang: ob es auch von dem Geraͤuſche preußiſcher Waffen, von den
Schmeicheleien eines Soldaten- und Beamtenheeres uͤbertoͤnt werden
ſollte
, es fand noch Herzen die hoͤher ſchlugen, Augen die feuriger
gluͤhten, wenn von Einem Deutſchland, von Freiheit, Recht
und Ehre die Rede war. Sind deren auch nur wenige, die ſich erkannt
und die es gewagt, — denn im Preußiſchen iſt dies ein Wageſtuͤck — ſich
gegen einander auszuſprechen; ſo hoffen wir doch auch hier einſt der
Wahrheit Sieg, den Triumpf der Freiheit feiern zu koͤnnen. —

Auf Euch aber ſind vorerſt unſere Blicke gerichtet, und Freiheit, Recht
und Wahrheit moͤgen Euch zur That anfeuern, auf daß ganz Deutſchland,
und insbeſondere auch unſer Rheinpreußen, das wie Euer Rheinbaiern durch
eine freie Geſetzgebung emancipirt iſt, am Beiſpiele erſtarke. — Der
Himmel ſegne Euer Werk!

Aus den preußiſchen Rheinlanden.

Wenn wir nicht unterſchreiben, ſo geſchieht dieß nur deßwegen, weil
wir dadurch der guten Sache mehr ſchaden als nuͤtzen wuͤrden. Wer
Preußen nur halbwegen kennt, wird uns deßwegen keinen Vorwurf
machen. —

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[15/0023] Kiel, Leipzig, Augsburg, Pyrmont, Braunſchweig, Nordhaufen u. ſ. w. Die Patrioten in Rheinpreußen, die Deutſchen am Niederrhein, die Bürger in Conſtanz, das polniſche National-Comite in Paris und die Geſellſchaft der Volksfreunde in Straßburg hatten Adreſſen einge- ſendet. Wir theilen dieſe Aktenſtücke wörtlich mit: I. Adreſſe der Rheinpreußen: An die Volksverſammlung in Hambach und die edlen Vertreter der Volksfreiheit in Rheinbaiern. So weit ein freies Herz in deutſchem Buſen ſchlaͤgt, ſo weit drang auch das Wort der Freiheit, wie es in dem ganzen Rheinbaiern frei und kraͤftig ausgeſprochen wurde. — Wir unter Preußens Herrſchaft ſtehenden Rheinländer hoͤrten nur ſelten Euren Ruf der Freiheit erſchallen. Unſere Blaͤtter — nicht Organe der oͤffentlichen Meinung, ſondern Organe der legitimen, in den geheimen Cabineten der Miniſtern, ja in den dunklen Stuben eines untern Polizeibeamten gehegten Anſichten — zeigten nur den Kampf gegen Euer Wort, aber wir lernten doch auch ſo die Kaͤmpfer kennen. Wir ſahen hier im Preußen troſtloſe Cenſoren und ihre beſoldeten Schreiber, dort im freiern Deutſchland ruͤſtige Ver- treter der Wahrheit, tapfere Kaͤmpfer der Freiheit. Ob aber auch nur ſelten das Wort der Freiheit wie es im freiern Deutſchland erklang, zu uns drang: ob es auch von dem Geraͤuſche preußiſcher Waffen, von den Schmeicheleien eines Soldaten- und Beamtenheeres uͤbertoͤnt werden ſollte, es fand noch Herzen die hoͤher ſchlugen, Augen die feuriger gluͤhten, wenn von Einem Deutſchland, von Freiheit, Recht und Ehre die Rede war. Sind deren auch nur wenige, die ſich erkannt und die es gewagt, — denn im Preußiſchen iſt dies ein Wageſtuͤck — ſich gegen einander auszuſprechen; ſo hoffen wir doch auch hier einſt der Wahrheit Sieg, den Triumpf der Freiheit feiern zu koͤnnen. — Auf Euch aber ſind vorerſt unſere Blicke gerichtet, und Freiheit, Recht und Wahrheit moͤgen Euch zur That anfeuern, auf daß ganz Deutſchland, und insbeſondere auch unſer Rheinpreußen, das wie Euer Rheinbaiern durch eine freie Geſetzgebung emancipirt iſt, am Beiſpiele erſtarke. — Der Himmel ſegne Euer Werk! Aus den preußiſchen Rheinlanden. Wenn wir nicht unterſchreiben, ſo geſchieht dieß nur deßwegen, weil wir dadurch der guten Sache mehr ſchaden als nuͤtzen wuͤrden. Wer Preußen nur halbwegen kennt, wird uns deßwegen keinen Vorwurf machen. —

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Zitationshilfe: Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832/23>, abgerufen am 25.11.2024.