Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.II Theil. Von der Kunst, nach den äußern Umständen er sich der Freudenthränen nicht enthalten 1). Es fieng so gar die Griechi-sche Sprache an in den Griechischen Städten in Jtalien aus dem Gebrau- che zu kommen: denn Livius berichtet 2), daß kurz vor dem Kriege mit dem Könige Perseus, das ist, im fünf hundert und zwey und siebenzigsten Jah- re der Stadt Rom, der Römische Senat der Stadt Cuma die Erlaubniß gegeben, in öffentlichen Geschäften sich der Römischen Sprache zu bedie- nen, und die Waaren in Latein zum Verkauf ausrufen zu lassen; welches ich vielmehr für ein Geboth, als für eine Erlaubniß halte. Von der Grie- chischen Kunst unter den Rö- mern und den Römischen Kaisern. Der abermalige Fall des Flors der Kunst in Griechenland, schließt Corinth 1) Livius L. 25. c. 24. 2) L. 40. c. 42. 3) Plin. L. 34. c. 19. 4) Idem L. 35. c. 40. 5) conf. Nardini Rom. p. 267. 6) Plin. L. 35. c. 45.
II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden er ſich der Freudenthraͤnen nicht enthalten 1). Es fieng ſo gar die Griechi-ſche Sprache an in den Griechiſchen Staͤdten in Jtalien aus dem Gebrau- che zu kommen: denn Livius berichtet 2), daß kurz vor dem Kriege mit dem Koͤnige Perſeus, das iſt, im fuͤnf hundert und zwey und ſiebenzigſten Jah- re der Stadt Rom, der Roͤmiſche Senat der Stadt Cuma die Erlaubniß gegeben, in oͤffentlichen Geſchaͤften ſich der Roͤmiſchen Sprache zu bedie- nen, und die Waaren in Latein zum Verkauf ausrufen zu laſſen; welches ich vielmehr fuͤr ein Geboth, als fuͤr eine Erlaubniß halte. Von der Grie- chiſchen Kunſt unter den Roͤ- mern und den Roͤmiſchen Kaiſern. Der abermalige Fall des Flors der Kunſt in Griechenland, ſchließt Corinth 1) Livius L. 25. c. 24. 2) L. 40. c. 42. 3) Plin. L. 34. c. 19. 4) Idem L. 35. c. 40. 5) conf. Nardini Rom. p. 267. 6) Plin. L. 35. c. 45.
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II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden
er ſich der Freudenthraͤnen nicht enthalten 1). Es fieng ſo gar die Griechi-
ſche Sprache an in den Griechiſchen Staͤdten in Jtalien aus dem Gebrau-
che zu kommen: denn Livius berichtet 2), daß kurz vor dem Kriege mit dem
Koͤnige Perſeus, das iſt, im fuͤnf hundert und zwey und ſiebenzigſten Jah-
re der Stadt Rom, der Roͤmiſche Senat der Stadt Cuma die Erlaubniß
gegeben, in oͤffentlichen Geſchaͤften ſich der Roͤmiſchen Sprache zu bedie-
nen, und die Waaren in Latein zum Verkauf ausrufen zu laſſen; welches
ich vielmehr fuͤr ein Geboth, als fuͤr eine Erlaubniß halte.
Der abermalige Fall des Flors der Kunſt in Griechenland, ſchließt
indeſſen dieſelbe in einigen einzelnen Kuͤnſtlern nicht aus. Denn zu Julius
Caͤſars Zeiten, machte ſich in der Bildhauerey Strongylion beruͤhmt 3),
der Meiſter der Amazone, mit den ſchoͤnen Beinen zubenamet, welche
Nero allenthalben mit ſich fuͤhrete; er machete auch die Statue des jungen
Menſchen, welchen Brutus liebte. Jn der Malerey war es Timoma-
chus, deſſen Gemaͤlde Ajax und Medea vom Caͤſar mit achtzig Talenten be-
zahlet, und in dem von ihm erbaueten Tempel der Venus aufgehaͤnget
wurden 4). Vor demſelben ſtand des Caͤſars Statue zu Pferde, und es
ſcheint aus einer Stelle des Statius 5), daß das Pferd von der Hand des
beruͤhmten Lyſippus geweſen, und alſo aus Griechenland weggefuͤhret
worden. Es bluͤhete Arceſilaus 6), der Freund des Lucullus, deſſen
Modelle von andern Kuͤnſtlern theuerer, als anderer Meiſter geendigte
Werke, bezahlet wurden; er arbeitete eine Venus fuͤr den Caͤſar, die ihm,
ehe er die letzte Hand an dieſelbe geleget hatte, aus den Haͤnden genommen,
und in Rom aufgeſtellet wurde. Ferner ſind Paſiteles, Poſidonius,
Ladus und Zopyrus bekannt. Eine große und ſchoͤne Statue des Ne-
ptunus, welche vor wenig Jahren, nebſt einer ſogenannten Juno, zu
Corinth
A.
Unter dem
Caͤſar.
a.
Namhafte
Kuͤnſtler.
b.
Werke der
Kunſt aus die-
ſer Zeit.
1) Livius L. 25. c. 24.
2) L. 40. c. 42.
3) Plin. L. 34. c. 19.
4) Idem L. 35. c. 40.
5) conf. Nardini Rom. p. 267.
6) Plin. L. 35. c. 45.
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