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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.

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unter den Römischen Kaisern.
als die Namen von den alten Trümmern. Den obgleich Kaiser Valeria-
nus, vor dem Constantin, den Atheniensern erlaubet, die Mauern der
Stadt, welche seit der Zeit des Sylla einige hundert Jahre umgerissen
gelegen, wieder aufzubauen, so konnte die Stadt dennoch den Gothen,
die unter dem Kaiser Gallienus Griechenland überschwemmeten, nicht
widerstehen. Sie wurde geplündert, und Cedrenus berichtet, daß die
Gothen eine Menge von Büchern zusammen geschleppet, um sie zu ver-
brennen; da sie aber bedacht, daß es besser für sie sey, die Athenienser mit
Büchern zu beschäftigen, hätten sie ihnen dieselben wieder gegeben. Eben
so ein betrübtes Verhängniß betraf die Werke der Kunst in Rom; und
durch die Barbaren in so vielen Eroberungen und Plünderungen dieser
Stadt, ja durch die Römer selbst, wurden Schätze, dergleichen keine
Zeit und die Hände aller itzigen und künftigen Künstler nicht hervorzubrin-
gen vermögend sind, mit wilder Wuth vernichtet. Der prächtige Tem-
pel des Olympischen Jupiters war schon zur Zeit des H. Hieronymus 1)
dem Erdboden gleich gemachet. Da unter der Regierung des Kaisers
Justinianus, im Jahre 537. der König der Gothen Theodatus, unter
Anführung des Vitiges, Rom belagern ließ, und die Moles Hadriani
bestürmet wurde, vertheidigten sich die Belagerten mit Statuen, die sie
auf die Feinde herunter warfen 2). Der berühmte schlafende Faunus, in
der Gallerie Barberini, ist vermuthlich unter diesen Statuen gewesen:
denn er wurde ohne Schenkel und Beine, und ohne den linken Arm,
in Räumung des Grabens um besagtes Castell, unter Pabst Urban
VIII. nebst der Statue des Septimius Severus in Erzt, gefunden; nicht
aber in dem Graben von Castell Gandolfo außer Rom, wie Breval
irrig vorgiebt 3).

Man
1) contr. Iovian. L. 2.
2) Procop. Hist. Goth. L. 1. p. 202. edit. Grotii.
3) Remarks.
H h h 2

unter den Roͤmiſchen Kaiſern.
als die Namen von den alten Truͤmmern. Den obgleich Kaiſer Valeria-
nus, vor dem Conſtantin, den Athenienſern erlaubet, die Mauern der
Stadt, welche ſeit der Zeit des Sylla einige hundert Jahre umgeriſſen
gelegen, wieder aufzubauen, ſo konnte die Stadt dennoch den Gothen,
die unter dem Kaiſer Gallienus Griechenland uͤberſchwemmeten, nicht
widerſtehen. Sie wurde gepluͤndert, und Cedrenus berichtet, daß die
Gothen eine Menge von Buͤchern zuſammen geſchleppet, um ſie zu ver-
brennen; da ſie aber bedacht, daß es beſſer fuͤr ſie ſey, die Athenienſer mit
Buͤchern zu beſchaͤftigen, haͤtten ſie ihnen dieſelben wieder gegeben. Eben
ſo ein betruͤbtes Verhaͤngniß betraf die Werke der Kunſt in Rom; und
durch die Barbaren in ſo vielen Eroberungen und Pluͤnderungen dieſer
Stadt, ja durch die Roͤmer ſelbſt, wurden Schaͤtze, dergleichen keine
Zeit und die Haͤnde aller itzigen und kuͤnftigen Kuͤnſtler nicht hervorzubrin-
gen vermoͤgend ſind, mit wilder Wuth vernichtet. Der praͤchtige Tem-
pel des Olympiſchen Jupiters war ſchon zur Zeit des H. Hieronymus 1)
dem Erdboden gleich gemachet. Da unter der Regierung des Kaiſers
Juſtinianus, im Jahre 537. der Koͤnig der Gothen Theodatus, unter
Anfuͤhrung des Vitiges, Rom belagern ließ, und die Moles Hadriani
beſtuͤrmet wurde, vertheidigten ſich die Belagerten mit Statuen, die ſie
auf die Feinde herunter warfen 2). Der beruͤhmte ſchlafende Faunus, in
der Gallerie Barberini, iſt vermuthlich unter dieſen Statuen geweſen:
denn er wurde ohne Schenkel und Beine, und ohne den linken Arm,
in Raͤumung des Grabens um beſagtes Caſtell, unter Pabſt Urban
VIII. nebſt der Statue des Septimius Severus in Erzt, gefunden; nicht
aber in dem Graben von Caſtell Gandolfo außer Rom, wie Breval
irrig vorgiebt 3).

Man
1) contr. Iovian. L. 2.
2) Procop. Hiſt. Goth. L. 1. p. 202. edit. Grotii.
3) Remarks.
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[427/0115] unter den Roͤmiſchen Kaiſern. als die Namen von den alten Truͤmmern. Den obgleich Kaiſer Valeria- nus, vor dem Conſtantin, den Athenienſern erlaubet, die Mauern der Stadt, welche ſeit der Zeit des Sylla einige hundert Jahre umgeriſſen gelegen, wieder aufzubauen, ſo konnte die Stadt dennoch den Gothen, die unter dem Kaiſer Gallienus Griechenland uͤberſchwemmeten, nicht widerſtehen. Sie wurde gepluͤndert, und Cedrenus berichtet, daß die Gothen eine Menge von Buͤchern zuſammen geſchleppet, um ſie zu ver- brennen; da ſie aber bedacht, daß es beſſer fuͤr ſie ſey, die Athenienſer mit Buͤchern zu beſchaͤftigen, haͤtten ſie ihnen dieſelben wieder gegeben. Eben ſo ein betruͤbtes Verhaͤngniß betraf die Werke der Kunſt in Rom; und durch die Barbaren in ſo vielen Eroberungen und Pluͤnderungen dieſer Stadt, ja durch die Roͤmer ſelbſt, wurden Schaͤtze, dergleichen keine Zeit und die Haͤnde aller itzigen und kuͤnftigen Kuͤnſtler nicht hervorzubrin- gen vermoͤgend ſind, mit wilder Wuth vernichtet. Der praͤchtige Tem- pel des Olympiſchen Jupiters war ſchon zur Zeit des H. Hieronymus 1) dem Erdboden gleich gemachet. Da unter der Regierung des Kaiſers Juſtinianus, im Jahre 537. der Koͤnig der Gothen Theodatus, unter Anfuͤhrung des Vitiges, Rom belagern ließ, und die Moles Hadriani beſtuͤrmet wurde, vertheidigten ſich die Belagerten mit Statuen, die ſie auf die Feinde herunter warfen 2). Der beruͤhmte ſchlafende Faunus, in der Gallerie Barberini, iſt vermuthlich unter dieſen Statuen geweſen: denn er wurde ohne Schenkel und Beine, und ohne den linken Arm, in Raͤumung des Grabens um beſagtes Caſtell, unter Pabſt Urban VIII. nebſt der Statue des Septimius Severus in Erzt, gefunden; nicht aber in dem Graben von Caſtell Gandolfo außer Rom, wie Breval irrig vorgiebt 3). Man 1) contr. Iovian. L. 2. 2) Procop. Hiſt. Goth. L. 1. p. 202. edit. Grotii. 3) Remarks. H h h 2

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte02_1764/115>, abgerufen am 25.11.2024.