Bis an die hundert und sieben und vierzigste Olympias, und bis zum Siege des Lucius Scipio, des Bruders des ältern Scipio Africanus, über Antiochus den Großen, waren die Statuen der Gottheiten in den Tempeln zu Rom mehrentheils nur von Holz, oder von Thon 1), und es waren wenige öffentliche prächtige Gebäude in Rom 2). Dieser Sieg aber, welcher die Römer zu Herren von Asien bis an das Gebürge Taurus machte, und Rom mit einer unbeschreiblichen Beute Asiatischer Pracht erfülle- te, erhob auch die Pracht in Rom, und die Asiatischen Wollüste wurden daselbst bekannt und eingeführet 3); um eben die Zeit kamen die Baccha- nalia von den Griechen unter die Römer 4). L. Scipio führete unter an- dern Schätzen in seinem Triumphe auf, von silbernen getriebenen und ge- schnitzten Gefäßen tausend vierhundert und vier und zwanzig Pfund 5); von goldenen Gefäßen, die eben so ausgearbeitet waren, tausend und vier und zwanzig Pfund.
Nachdem hierauf die Griechischen Götter unter Griechischen Namen von den Römern angenommen 6), und unter ihnen eingeführet worden, denen man Griechische Priester setzte, so gab auch dieses Gelegenheit, die Statuen derselben entweder in Griechenland zu bestellen, oder in Rom von Griechischen Meistern arbeiten zu lassen, und die erhobenen Arbeiten von gebrannter Erde an den alten Tempeln wurden lächerlich, wie der ältere Cato in einer Rede sagt 7). Um eben die Zeit war die Statue des L. Quinctius, welcher in der vorhergehenden Olympias nach dem Mace- donischen Kriege seinen Triumph hielt, mit einer Griechischen Inschrift in Rom gesetzet 8), und also vermuthlich von einem Griechischen Künstler verfertiget: so wie die Griechische Inschrift auf der Base einer Statue, welche Augustus dem Cäsar setzen ließ, eben dieses zu ver- muthen veranlasset.
Nach
1)Plin. L. 34. c. 11.
2)Liv. L. 40. c. 5.
3)Id. L. 39. c. 6.
4)Ibid. c. 9.
5)Id. L. 37. c. 59.
6)Cic. Orat. pro Corn. Balbo. c. 24.
7)Liv. L. 34. c. 4.
8)Rycq. de Capitol. c. 26. p. 105.
I Theil. Fuͤnftes Capitel.
E. Nach dem Kriege mit dem Koͤnige Antiochus.
Bis an die hundert und ſieben und vierzigſte Olympias, und bis zum Siege des Lucius Scipio, des Bruders des aͤltern Scipio Africanus, uͤber Antiochus den Großen, waren die Statuen der Gottheiten in den Tempeln zu Rom mehrentheils nur von Holz, oder von Thon 1), und es waren wenige oͤffentliche praͤchtige Gebaͤude in Rom 2). Dieſer Sieg aber, welcher die Roͤmer zu Herren von Aſien bis an das Gebuͤrge Taurus machte, und Rom mit einer unbeſchreiblichen Beute Aſiatiſcher Pracht erfuͤlle- te, erhob auch die Pracht in Rom, und die Aſiatiſchen Wolluͤſte wurden daſelbſt bekannt und eingefuͤhret 3); um eben die Zeit kamen die Baccha- nalia von den Griechen unter die Roͤmer 4). L. Scipio fuͤhrete unter an- dern Schaͤtzen in ſeinem Triumphe auf, von ſilbernen getriebenen und ge- ſchnitzten Gefaͤßen tauſend vierhundert und vier und zwanzig Pfund 5); von goldenen Gefaͤßen, die eben ſo ausgearbeitet waren, tauſend und vier und zwanzig Pfund.
Nachdem hierauf die Griechiſchen Goͤtter unter Griechiſchen Namen von den Roͤmern angenommen 6), und unter ihnen eingefuͤhret worden, denen man Griechiſche Prieſter ſetzte, ſo gab auch dieſes Gelegenheit, die Statuen derſelben entweder in Griechenland zu beſtellen, oder in Rom von Griechiſchen Meiſtern arbeiten zu laſſen, und die erhobenen Arbeiten von gebrannter Erde an den alten Tempeln wurden laͤcherlich, wie der aͤltere Cato in einer Rede ſagt 7). Um eben die Zeit war die Statue des L. Quinctius, welcher in der vorhergehenden Olympias nach dem Mace- doniſchen Kriege ſeinen Triumph hielt, mit einer Griechiſchen Inſchrift in Rom geſetzet 8), und alſo vermuthlich von einem Griechiſchen Kuͤnſtler verfertiget: ſo wie die Griechiſche Inſchrift auf der Baſe einer Statue, welche Auguſtus dem Caͤſar ſetzen ließ, eben dieſes zu ver- muthen veranlaſſet.
Nach
1)Plin. L. 34. c. 11.
2)Liv. L. 40. c. 5.
3)Id. L. 39. c. 6.
4)Ibid. c. 9.
5)Id. L. 37. c. 59.
6)Cic. Orat. pro Corn. Balbo. c. 24.
7)Liv. L. 34. c. 4.
8)Rycq. de Capitol. c. 26. p. 105.
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zum Siege des Lucius Scipio, des Bruders des aͤltern Scipio Africanus,
uͤber Antiochus den Großen, waren die Statuen der Gottheiten in den
Tempeln zu Rom mehrentheils nur von Holz, oder von Thon 1), und es
waren wenige oͤffentliche praͤchtige Gebaͤude in Rom 2). Dieſer Sieg aber,
welcher die Roͤmer zu Herren von Aſien bis an das Gebuͤrge Taurus
machte, und Rom mit einer unbeſchreiblichen Beute Aſiatiſcher Pracht erfuͤlle-
te, erhob auch die Pracht in Rom, und die Aſiatiſchen Wolluͤſte wurden
daſelbſt bekannt und eingefuͤhret 3); um eben die Zeit kamen die Baccha-
nalia von den Griechen unter die Roͤmer 4). L. Scipio fuͤhrete unter an-
dern Schaͤtzen in ſeinem Triumphe auf, von ſilbernen getriebenen und ge-
ſchnitzten Gefaͤßen tauſend vierhundert und vier und zwanzig Pfund 5);
von goldenen Gefaͤßen, die eben ſo ausgearbeitet waren, tauſend und vier
und zwanzig Pfund.
Nachdem hierauf die Griechiſchen Goͤtter unter Griechiſchen Namen
von den Roͤmern angenommen 6), und unter ihnen eingefuͤhret worden,
denen man Griechiſche Prieſter ſetzte, ſo gab auch dieſes Gelegenheit, die
Statuen derſelben entweder in Griechenland zu beſtellen, oder in Rom
von Griechiſchen Meiſtern arbeiten zu laſſen, und die erhobenen Arbeiten
von gebrannter Erde an den alten Tempeln wurden laͤcherlich, wie der
aͤltere Cato in einer Rede ſagt 7). Um eben die Zeit war die Statue des
L. Quinctius, welcher in der vorhergehenden Olympias nach dem Mace-
doniſchen Kriege ſeinen Triumph hielt, mit einer Griechiſchen Inſchrift
in Rom geſetzet 8), und alſo vermuthlich von einem Griechiſchen
Kuͤnſtler verfertiget: ſo wie die Griechiſche Inſchrift auf der Baſe
einer Statue, welche Auguſtus dem Caͤſar ſetzen ließ, eben dieſes zu ver-
muthen veranlaſſet.
Nach
1) Plin. L. 34. c. 11.
2) Liv. L. 40. c. 5.
3) Id. L. 39. c. 6.
4) Ibid. c. 9.
5) Id. L. 37. c. 59.
6) Cic. Orat. pro Corn. Balbo. c. 24.
7) Liv. L. 34. c. 4.
8) Rycq. de Capitol. c. 26. p. 105.
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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/350>, abgerufen am 16.02.2025.
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