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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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I Theil. Fünftes Capitel.
in dem Gemälde lagen also einige zu Tische, andere standen, und andere
warteten ihnen auf.

D.
Nach dem
zweyten Puni-
schen Kriege.

In diesem zweyten Punischen Kriege, in welchem die Römer alle
Segel ihrer Kräfte aufspanneten, und, ohnerachtet vieler gänzlich niederge-
hauenen Heere, so daß in Rom nur 137000. Bürger übrig waren 1), den-
noch in den letzten Jahren dieses Krieges mit drey und zwanzig Legionen 2),
welches wunderbar scheinen muß, ins Feld erschienen; in diesem Kriege,
sage ich, nahm der Römische Staat, so wie der Atheniensische in dem Krie-
ge mit den Persern, eine andere Gestalt an: sie machten Bekanntschaft
und Bündnisse mit den Griechen, und erweckten in sich die Liebe zu ihrer
Kunst. Die ersten Werke derselben brachte Claudius Marcellus nach der
Eroberung von Syracus nach Rom, und ließ das Capitolium, und den
von ihm eingeweiheten Tempel an der Porta Capena, mit diesen Statuen
und Kunstwerken auszieren 3). Die Stadt Capua betraf, nach deren Erobe-
rung durch den Q. Fulvius Flaccus, eben dieses Schicksaal 4); es wurden
alle Statuen nach Rom geführet.

In so großer Menge erbeuteter Statuen, wurden dennoch neue Sta-
tuen zu Rom gearbeitet; wie um eben diese Zeit von den Zunftmeistern
des Volks Strafgelder angewendet wurden, Statuen von Erzt in den
Tempel der Ceres zu setzen 5). Im siebenzehenden und letzten Jahre dieses
Krieges ließen die Aediles drey andere Statuen von Strafgeldern im
Capitolio setzen 6), und eben so viel Statuen von Erzt, der Ceres, des
Liber Pater, und der Liberä, wurden nicht lange hernach gleichfalls aus
Strafgeldern gemacht 7). L. Stertinius ließ damals aus der Beute, die in
Spanien gemacht worden, zween Bogen auf dem Ochsenmarkte aufrich-
ten, und mit vergoldeten Statuen besetzen 8). Livius merket an, daß
damals die öffentlichen Gebäude, welche Basilicä hießen, noch nicht in
Rom waren 9).

In
1) Liv. L. 27. c. 36.
2) Id. L. 26. c. 1.
3) Id. L. 25. c. 40.
4) Id. L. 26. c. 34.
5) Id. L. 27. c. 6.
6) Id. L. 30. c. 39.
7) Id. L. 33. c. 25.
8) Id. L. 33. c. 27.
9) L. 26. c. 27.

I Theil. Fuͤnftes Capitel.
in dem Gemaͤlde lagen alſo einige zu Tiſche, andere ſtanden, und andere
warteten ihnen auf.

D.
Nach dem
zweyten Puni-
ſchen Kriege.

In dieſem zweyten Puniſchen Kriege, in welchem die Roͤmer alle
Segel ihrer Kraͤfte aufſpanneten, und, ohnerachtet vieler gaͤnzlich niederge-
hauenen Heere, ſo daß in Rom nur 137000. Buͤrger uͤbrig waren 1), den-
noch in den letzten Jahren dieſes Krieges mit drey und zwanzig Legionen 2),
welches wunderbar ſcheinen muß, ins Feld erſchienen; in dieſem Kriege,
ſage ich, nahm der Roͤmiſche Staat, ſo wie der Athenienſiſche in dem Krie-
ge mit den Perſern, eine andere Geſtalt an: ſie machten Bekanntſchaft
und Buͤndniſſe mit den Griechen, und erweckten in ſich die Liebe zu ihrer
Kunſt. Die erſten Werke derſelben brachte Claudius Marcellus nach der
Eroberung von Syracus nach Rom, und ließ das Capitolium, und den
von ihm eingeweiheten Tempel an der Porta Capena, mit dieſen Statuen
und Kunſtwerken auszieren 3). Die Stadt Capua betraf, nach deren Erobe-
rung durch den Q. Fulvius Flaccus, eben dieſes Schickſaal 4); es wurden
alle Statuen nach Rom gefuͤhret.

In ſo großer Menge erbeuteter Statuen, wurden dennoch neue Sta-
tuen zu Rom gearbeitet; wie um eben dieſe Zeit von den Zunftmeiſtern
des Volks Strafgelder angewendet wurden, Statuen von Erzt in den
Tempel der Ceres zu ſetzen 5). Im ſiebenzehenden und letzten Jahre dieſes
Krieges ließen die Aediles drey andere Statuen von Strafgeldern im
Capitolio ſetzen 6), und eben ſo viel Statuen von Erzt, der Ceres, des
Liber Pater, und der Liberaͤ, wurden nicht lange hernach gleichfalls aus
Strafgeldern gemacht 7). L. Stertinius ließ damals aus der Beute, die in
Spanien gemacht worden, zween Bogen auf dem Ochſenmarkte aufrich-
ten, und mit vergoldeten Statuen beſetzen 8). Livius merket an, daß
damals die oͤffentlichen Gebaͤude, welche Baſilicaͤ hießen, noch nicht in
Rom waren 9).

In
1) Liv. L. 27. c. 36.
2) Id. L. 26. c. 1.
3) Id. L. 25. c. 40.
4) Id. L. 26. c. 34.
5) Id. L. 27. c. 6.
6) Id. L. 30. c. 39.
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[298/0348] I Theil. Fuͤnftes Capitel. in dem Gemaͤlde lagen alſo einige zu Tiſche, andere ſtanden, und andere warteten ihnen auf. In dieſem zweyten Puniſchen Kriege, in welchem die Roͤmer alle Segel ihrer Kraͤfte aufſpanneten, und, ohnerachtet vieler gaͤnzlich niederge- hauenen Heere, ſo daß in Rom nur 137000. Buͤrger uͤbrig waren 1), den- noch in den letzten Jahren dieſes Krieges mit drey und zwanzig Legionen 2), welches wunderbar ſcheinen muß, ins Feld erſchienen; in dieſem Kriege, ſage ich, nahm der Roͤmiſche Staat, ſo wie der Athenienſiſche in dem Krie- ge mit den Perſern, eine andere Geſtalt an: ſie machten Bekanntſchaft und Buͤndniſſe mit den Griechen, und erweckten in ſich die Liebe zu ihrer Kunſt. Die erſten Werke derſelben brachte Claudius Marcellus nach der Eroberung von Syracus nach Rom, und ließ das Capitolium, und den von ihm eingeweiheten Tempel an der Porta Capena, mit dieſen Statuen und Kunſtwerken auszieren 3). Die Stadt Capua betraf, nach deren Erobe- rung durch den Q. Fulvius Flaccus, eben dieſes Schickſaal 4); es wurden alle Statuen nach Rom gefuͤhret. In ſo großer Menge erbeuteter Statuen, wurden dennoch neue Sta- tuen zu Rom gearbeitet; wie um eben dieſe Zeit von den Zunftmeiſtern des Volks Strafgelder angewendet wurden, Statuen von Erzt in den Tempel der Ceres zu ſetzen 5). Im ſiebenzehenden und letzten Jahre dieſes Krieges ließen die Aediles drey andere Statuen von Strafgeldern im Capitolio ſetzen 6), und eben ſo viel Statuen von Erzt, der Ceres, des Liber Pater, und der Liberaͤ, wurden nicht lange hernach gleichfalls aus Strafgeldern gemacht 7). L. Stertinius ließ damals aus der Beute, die in Spanien gemacht worden, zween Bogen auf dem Ochſenmarkte aufrich- ten, und mit vergoldeten Statuen beſetzen 8). Livius merket an, daß damals die oͤffentlichen Gebaͤude, welche Baſilicaͤ hießen, noch nicht in Rom waren 9). In 1) Liv. L. 27. c. 36. 2) Id. L. 26. c. 1. 3) Id. L. 25. c. 40. 4) Id. L. 26. c. 34. 5) Id. L. 27. c. 6. 6) Id. L. 30. c. 39. 7) Id. L. 33. c. 25. 8) Id. L. 33. c. 27. 9) L. 26. c. 27.

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/348>, abgerufen am 25.11.2024.