Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.Von der Kunst der Samniter, Volsker und Campaner. waren vermuthlich bey den Alten, was itzo unser Porcellan ist, nur zumZierrathe, welches sonderlich daraus zu schließen ist, daß sich einige finden, welche keinen Boden haben, noch gehabt haben. Aus den häufigen Figu- ren, welche ein Schabezeug (Strigilis) halten, könnte es scheinen, daß viele derselben in Bädern aufzustellen gemacht worden. Die Figuren sind auf den mehresten nur mit einer einzigen Farbe ge- denselben 1) Dempst. Etrur. tab. 28. 92. 2) Heins. Lect. Theocrit. c. 7. p. 83. Winckelm. Gesch. der Kunst. Q
Von der Kunſt der Samniter, Volsker und Campaner. waren vermuthlich bey den Alten, was itzo unſer Porcellan iſt, nur zumZierrathe, welches ſonderlich daraus zu ſchließen iſt, daß ſich einige finden, welche keinen Boden haben, noch gehabt haben. Aus den haͤufigen Figu- ren, welche ein Schabezeug (Strigilis) halten, koͤnnte es ſcheinen, daß viele derſelben in Baͤdern aufzuſtellen gemacht worden. Die Figuren ſind auf den mehreſten nur mit einer einzigen Farbe ge- denſelben 1) Dempſt. Etrur. tab. 28. 92. 2) Heinſ. Lect. Theocrit. c. 7. p. 83. Winckelm. Geſch. der Kunſt. Q
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Von der Kunſt der Samniter, Volsker und Campaner.
waren vermuthlich bey den Alten, was itzo unſer Porcellan iſt, nur zum
Zierrathe, welches ſonderlich daraus zu ſchließen iſt, daß ſich einige finden,
welche keinen Boden haben, noch gehabt haben. Aus den haͤufigen Figu-
ren, welche ein Schabezeug (Strigilis) halten, koͤnnte es ſcheinen, daß
viele derſelben in Baͤdern aufzuſtellen gemacht worden.
Die Figuren ſind auf den mehreſten nur mit einer einzigen Farbe ge-
malet, oder beſſer zu reden, die Farbe der Figuren iſt der eigentliche
Grund der Gefaͤße, oder die natuͤrliche Farbe des gebrannten ſehr feinen
Thons ſelbſt; das Feld aber des Gemaͤldes, oder die Farbe zwiſchen den
Figuren, iſt eine ſchwaͤrzliche Glaͤtte, und mit eben derſelben ſind die Um-
riſſe der Figuren auf demſelben Grunde gemalet. Von Gefaͤßen mit mehr
Farben gemalet befinden ſich, außer denen in der Vaticaniſchen Bibliothec 1),
zwey in der Gallerie zu Florenz, und zwey andere in dem Muſeo Herrn
Mengs. Das eine von dieſen, und man ſagt das gelehrteſte unter allen
Gefaͤßen, iſt eine Parodie der Liebe des Jupiters und der Alcmena, das iſt,
es iſt dieſelbe ins laͤcherliche gekehret, und auf eine Comiſche Art vorgeſtellet;
oder man koͤnnte ſagen, es ſey hier der vornehmſte Auftritt einer Comoͤdie,
wie der Amphitruo des Plautus iſt, gemalet. Alcmena ſieht aus einem
Fenſter, wie diejenigen 2) thaten, welche ihre Gunſt feil hatten, oder
ſproͤde thun, und ſich koſtbar machen wollten: das Fenſter ſtehet hoch, nach
Art der Alten. Jupiter iſt verkleidet mit einer baͤrtigen weißen Maske,
den Scheffel (Modius) auf dem Kopfe, wie Serapis, welcher mit der
Maske aus einem Stuͤcke iſt. Es traͤgt derſelbe eine Leiter, zwiſchen deren
Sproſſen er den Kopf hindurch ſtecket, wie im Begriffe, das Zimmer der
Geliebten zu erſteigen. Auf der andern Seite iſt Mercurius mit einem
dicken Bauche, wie ein Knecht geſtaltet, und wie Soſia beym Plautus
verkleidet; er haͤlt in der linken Hand ſeinen Stab geſenkt, als wenn er
denſelben
1) Dempſt. Etrur. tab. 28. 92.
2) Heinſ. Lect. Theocrit. c. 7. p. 83.
Winckelm. Geſch. der Kunſt. Q
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