Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Willisen, Friedrich Adolf von: Humbolds Vorlesungen. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Das Tiefereindringen in Borneo, Sumatra hat zu
wichtigen Entdeckungen in dieser Beziehung geführt. Man
hat 2 Rhinocerosarten gefunden, das eine mit einem
Doppelhorn; auch einen merkwürdigen Tapir tief in Suma-
tra
, also in den Jnseln die Bewohner von America.

Das höchste Ziel aller Naturbetrachtung besteht in der kla-
ren Erkenntniß unserer eigenen Natur; darum schließt
sich das Naturgemälde mit der Betrachtung aller Men-
schenraßscen. Man ist unbestimmt gewesen, ob der Knochen-
bau, die Hautfarbe, das Haar, dessen Feinheit oder ver-
schiedene Krümmung zum Eintheilungsgrund der Menschen-
racen gezu machten worden sei. Cuvier ve[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]rtheilt das ganze
Geschlecht nach der Farbe in 3 Rasccen:; die weiße, gel-
be und schwarze. Blumenbach hat 2 Eintheilungen hinzugesetzt; die ma-
laiische und americanische. Diese Eintheilungen sind
sehr schwankend. Die Alten kannten nur eine Art
der Schwarzen, die Aethiopen und hielten dafür, daß
die drei Phänomene, die Farbe, die häßliche Nase, das
Haar zusammengehörten; man hat aber später ent-
deckt, daß es Neger giebt, die nur einen jener
Charaktere zeigen. Da hat man dann andere Unter-

Das Tiefereindringen in Borneo, Sumatra hat zu
wichtigen Entdeckungen in dieſer Beziehung geführt. Man
hat 2 Rhinocerosarten gefunden, das eine mit einem
Doppelhorn; auch einen merkwürdigen Tapir tief in Suma-
tra
, alſo in den Jnſeln die Bewohner von America.

Das höchſte Ziel aller Naturbetrachtung beſteht in der kla-
ren Erkenntniß unſerer eigenen Natur; darum schließt
ſich das Naturgemälde mit der Betrachtung aller Men-
ſchenraßscen. Man iſt unbeſtimmt geweſen, ob der Knochen-
bau, die Hautfarbe, das Haar, deſſen Feinheit oder ver-
ſchiedene Krümmung zum Eintheilungsgrund der Menſchen-
raçen gezu machten worden ſei. Cuvier ve[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]rtheilt das ganze
Geſchlecht nach der Farbe in 3 Rascçen:; die weiße, gel-
be und ſchwarze. Blumenbach hat 2 Eintheilungen hinzugeſetzt; die ma-
laiiſche und americaniſche. Dieſe Eintheilungen ſind
ſehr ſchwankend. Die Alten kannten nur eine Art
der Schwarzen, die Aethiopen und hielten dafür, daß
die drei Phänomene, die Farbe, die häßliche Naſe, das
Haar zuſammengehörten; man hat aber ſpäter ent-
deckt, daß es Neger giebt, die nur einen jener
Charaktere zeigen. Da hat man dann andere Unter-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="4">
        <div>
          <p><pb facs="#f0013" n="[6v]"/>
Das Tiefereindringen in Borneo, Sumatra hat zu<lb/>
wichtigen Entdeckungen in die&#x017F;er Beziehung geführt. Man<lb/>
hat 2 Rhinocerosarten gefunden, das eine mit einem<lb/>
Doppelhorn; auch einen merkwürdigen Tapir tief in <hi rendition="#aq">Suma-<lb/>
tra</hi>, al&#x017F;o in den Jn&#x017F;eln die Bewohner von America.</p><lb/>
          <p>Das höch&#x017F;te Ziel aller Naturbetrachtung be&#x017F;teht in der kla-<lb/>
ren Erkenntniß un&#x017F;erer eigenen Natur; darum schließt<lb/>
&#x017F;ich das Naturgemälde mit der Betrachtung aller Men-<lb/>
&#x017F;chenra<subst><del rendition="#ow"><unclear reason="covered" cert="low" resp="#CT">ß</unclear></del><add place="across">sc</add></subst>en. Man i&#x017F;t unbe&#x017F;timmt gewe&#x017F;en, ob der Knochen-<lb/>
bau, die Hautfarbe, das Haar, de&#x017F;&#x017F;en Feinheit oder ver-<lb/>
&#x017F;chiedene Krümmung zum Eintheilungsgrund der Men&#x017F;chen-<lb/><choice><orig>rascen</orig><reg resp="#CT">raçen</reg></choice> <subst><del rendition="#s">ge</del><add place="superlinear">zu </add></subst>mach<subst><del rendition="#erased">t</del><add place="across">en</add></subst> <del rendition="#s">worden</del> &#x017F;ei. <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118677578 http://d-nb.info/gnd/118677578">Cuvier</persName></hi> ve<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="2"/></del><add place="across">rt</add></subst>heilt das ganze<lb/>
Ge&#x017F;chlecht nach der Farbe in 3 Ra<subst><del rendition="#ow"><unclear reason="covered" cert="low" resp="#CT"/>sc</del><add place="across">ç</add></subst>en<subst><del rendition="#ow">:</del><add place="across">;</add></subst> die weiße, gel-<lb/>
be <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#CT">und</expan></choice> &#x017F;chwarze. <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116208503 http://d-nb.info/gnd/116208503">Blumenbach</persName> hat 2 Eintheilungen hinzuge&#x017F;etzt; die ma-<lb/>
laii&#x017F;che <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#CT">und</expan></choice> americani&#x017F;che. Die&#x017F;e Eintheilungen &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chwankend. Die Alten kannten nur eine Art<lb/>
der Schwarzen, die Aethiopen und hielten dafür, daß<lb/>
die drei Phänomene, die <unclear reason="illegible" cert="high" resp="#CT">Far</unclear>be, die häßliche Na&#x017F;e, das<lb/>
Haar zu&#x017F;ammengehörten; man hat aber &#x017F;päter ent-<lb/>
deckt, daß es Neger giebt, die nur einen jener<lb/>
Charaktere zeigen. <unclear reason="illegible" cert="low" resp="#CT">Da</unclear> hat man dann andere Unter-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[6v]/0013] Das Tiefereindringen in Borneo, Sumatra hat zu wichtigen Entdeckungen in dieſer Beziehung geführt. Man hat 2 Rhinocerosarten gefunden, das eine mit einem Doppelhorn; auch einen merkwürdigen Tapir tief in Suma- tra, alſo in den Jnſeln die Bewohner von America. Das höchſte Ziel aller Naturbetrachtung beſteht in der kla- ren Erkenntniß unſerer eigenen Natur; darum schließt ſich das Naturgemälde mit der Betrachtung aller Men- ſchenrascen. Man iſt unbeſtimmt geweſen, ob der Knochen- bau, die Hautfarbe, das Haar, deſſen Feinheit oder ver- ſchiedene Krümmung zum Eintheilungsgrund der Menſchen- rascen zu machen ſei. Cuvier vertheilt das ganze Geſchlecht nach der Farbe in 3 Raçen; die weiße, gel- be u ſchwarze. Blumenbach hat 2 Eintheilungen hinzugeſetzt; die ma- laiiſche u americaniſche. Dieſe Eintheilungen ſind ſehr ſchwankend. Die Alten kannten nur eine Art der Schwarzen, die Aethiopen und hielten dafür, daß die drei Phänomene, die Farbe, die häßliche Naſe, das Haar zuſammengehörten; man hat aber ſpäter ent- deckt, daß es Neger giebt, die nur einen jener Charaktere zeigen. Da hat man dann andere Unter-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Christian Thomas: Transkription, Annotation
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Diese Archivalie stammt aus dem Nachlass des preußischen Generals (Friedrich) Adolf von Willisen (1798–1864) aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA-PK). In einem blauen Papierumschlag, beschriftet mit dem Titel "Humbolds Vorlesungen", enthält das Konvolut Fragmente einer bzw. zweier Nachschriften der 1827/28 in Berlin gehaltenen Kosmos-Vorträge Alexander von Humboldts an der Berliner Universität.

Das Fragment besteht offensichtlich aus drei (wahrscheinlich unabhängig voneinander entstandenen) Teilen: Der erste Teil, Bl. [1r] bis Bl. [8v], setzt unter der Überschrift "Die flüſſigen Hüllen des Starren" unvermittelt gegen Ende der 3. Vorlesung ein, die Humboldt am 10. November 1827 gehalten hatte. Der Text gibt den Abschluss der 3. Vorlesung und anschließend den Inhalt der gesamten 4. Vorlesung vom 14. November 1827 wieder sowie den Beginn der 5. Vorlesung vom 17. November 1827. Der Text von Bl. [1r] bis einschließlich der ersten zwei Drittel von Bl. [6v] wurde vermutlich von F. A. Willisen selbst geschrieben. Der Text vom unteren Drittel des Bl. [6v] bis einschließlich Bl. [8v] wurde in einer zweiten, von der zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst, stammt offenbar also von einem anderen, namentlich nicht bekannten Schreiber. Die folgenden beiden Blätter, Bl. [9r] bis [10v], weisen ein anderes Format und anderes Papier auf. Sie sind in einer dritten, von den beiden zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst; der Text dieser beiden Blätter gehört inhaltlich allerdings nicht zu den Kosmos-Vorträgen. Sie sind wohl nur versehentlich in der mit "Humbolds Vorlesungen" beschrifteten Mappe abgelegt worden und werden daher hier nicht wiedergegeben.

Ab Blatt [11r] ist eine weitere, von den drei anderen abweichende Handschrift erkennbar. Dieser Teil gibt Humboldts Kosmos-Vorträge wieder, allerdings einen sehr viel späteren Teil als die übrigen dazugehörigen Blätter des Konvoluts: Der Text setzt erst mit dem Beginn der 49. Vorlesung, die Humboldt am 9. April 1828 hielt, (wieder) ein. Bis zum letzten Blatt des Konvoluts, Bl. [14v], gibt der Text den Inhalt der gesamten 49. Vorlesung wieder und bricht dann ab. Weitere, zu diesem Fragment gehörende Teile konnten im Nachlass Willisens bisher nicht ermittelt werden.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827/13
Zitationshilfe: Willisen, Friedrich Adolf von: Humbolds Vorlesungen. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [6v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827/13>, abgerufen am 23.11.2024.