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Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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indessen nicht lustig klang. Ihr Ohr horchte in Wirklichkeit nur hinter sich. An ihrem Haus ging die Thür, sie hörte Johann Ohlerich aus die Schwelle treten, in den Flur hinein. Dann nach einer Weile klang die Thür von Neuem, derselbe männliche Schritt tönte über das Holz, über die Steine, kam wieder auf die Straße und ging den Weg an den Häusern hin zurück, den er gekommen war. Sie hörte Johann Ohlerich dumpf mit sich selber sprechen, als er in ihrer Nähe vorüberschritt. Diesmal schien er nichts von den Beiden zu sehen. Zuletzt versank seine Gestalt in die allgemeine Nacht, und nur die bunten Lichter auf dem Strom füllten ihr noch die Augen.

Was haben Sie, Liesbeth? fragte Julius, da die Schulter der jungen Frau unter seiner Hand leise zu zittern anfing. Wie, Sie frieren doch nicht?

O, mir ist warm genug! antwortete sie mit Doppelsinn, der aus dem herben Ton ihrer Stimme wiederklang. Ich finde es sehr schön hier draußen, und hier will ich bleiben.

Die ganze Nacht, Liesbeth?

Warum nicht? antwortete sie kurz. Was soll ich zu Hause thun?

Sie fürchten sich vor Ihrem Tyrannen!

Ich mich fürchten! sagte sie mit einer stolzen Bewegung. Aber er soll mich nicht wiedersehen, bis er mir mein Recht gegeben hat. Er soll's erleben, daß ich noch bin wie damals.

Sie haben Recht, Liesbeth! sagte Julius jetzt feurig aufgeregt. Bleiben Sie hier; ich beschütze Sie!

Sie antwortete nichts.

Wie kann man so ein Unmensch sein, Ihnen Unrecht zu thun! Sie haben ihn verwöhnt. Sie sind zu gut gegen ihn. Wenn Sie nur auch einmal gegen mich so gut sein wollten -- gegen mich, Liesbeth.

Sie sind ein Narr, Julius! sagte sie sanft.

Wenn ich einer wäre, so sind Sie selbst daran schuld! -- Hören Sie doch die Musik -- diese schöne Musik! mur-

indessen nicht lustig klang. Ihr Ohr horchte in Wirklichkeit nur hinter sich. An ihrem Haus ging die Thür, sie hörte Johann Ohlerich aus die Schwelle treten, in den Flur hinein. Dann nach einer Weile klang die Thür von Neuem, derselbe männliche Schritt tönte über das Holz, über die Steine, kam wieder auf die Straße und ging den Weg an den Häusern hin zurück, den er gekommen war. Sie hörte Johann Ohlerich dumpf mit sich selber sprechen, als er in ihrer Nähe vorüberschritt. Diesmal schien er nichts von den Beiden zu sehen. Zuletzt versank seine Gestalt in die allgemeine Nacht, und nur die bunten Lichter auf dem Strom füllten ihr noch die Augen.

Was haben Sie, Liesbeth? fragte Julius, da die Schulter der jungen Frau unter seiner Hand leise zu zittern anfing. Wie, Sie frieren doch nicht?

O, mir ist warm genug! antwortete sie mit Doppelsinn, der aus dem herben Ton ihrer Stimme wiederklang. Ich finde es sehr schön hier draußen, und hier will ich bleiben.

Die ganze Nacht, Liesbeth?

Warum nicht? antwortete sie kurz. Was soll ich zu Hause thun?

Sie fürchten sich vor Ihrem Tyrannen!

Ich mich fürchten! sagte sie mit einer stolzen Bewegung. Aber er soll mich nicht wiedersehen, bis er mir mein Recht gegeben hat. Er soll's erleben, daß ich noch bin wie damals.

Sie haben Recht, Liesbeth! sagte Julius jetzt feurig aufgeregt. Bleiben Sie hier; ich beschütze Sie!

Sie antwortete nichts.

Wie kann man so ein Unmensch sein, Ihnen Unrecht zu thun! Sie haben ihn verwöhnt. Sie sind zu gut gegen ihn. Wenn Sie nur auch einmal gegen mich so gut sein wollten — gegen mich, Liesbeth.

Sie sind ein Narr, Julius! sagte sie sanft.

Wenn ich einer wäre, so sind Sie selbst daran schuld! — Hören Sie doch die Musik — diese schöne Musik! mur-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:21:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:21:33Z)

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Zitationshilfe: Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilbrandt_ohlerich_1910/32>, abgerufen am 22.11.2024.