Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

Aristophanes von Byzanz. verteilung in bände.
kurischen nachlasses war auf kulindroi verteilt 48). den des Antisthenes
gliederte man nach tomoi, den platonischen verteilte Aristophanes in
trilogiai 49). das bei den Byzantinern gewöhnliche wort teukhos findet
sich wenigstens in der augusteischen zeit für die vereinigung von fünf
büchern lyrischer gedichte 50). auch wenigstens für einen dramatiker
ist die einteilung kenntlich. Apollodoros von Athen hat die gedichte des
bisher vernachlässigten Epicharm auf 10 tomoi verteilt. da nicht fest-
steht, ob Apollodor die umfängliche pseudepicharmische, epische und
prosaische, litteratur aufnahm, ist nicht sicher zu sagen, wie viel stücke
auf einen tomos kamen; indessen führt die beste angabe, 40 komödien,
darunter 4 bestrittene 51), auf die tetralogie, und man darf sie als wahr-
scheinlich betrachten 52). Porphyrios, der die angabe über Apollodor
macht um seine enneaden zu begründen (vit. Plotin. 24), wusste nichts
mehr von tomoi der tragiker. aber wir werden nicht bezweifeln, dass

war. Lukian (advers. indoct. 1. 24.) erwähnt die bibliographoi Atticus und Kallinos
als die verfertiger der schönsten alten bücher. der athenische verlag des Atticus
ist aus Ciceros correspondenz, die Attikiana sind aus den grammatikern bekannt:
Kallinos werden wir auch nicht zögern zu identificiren.
48) Diogenes X 26. die einzelnen bücher können nicht gemeint sein, denn
für sie wäre die zahl 300 viel zu niedrig: von Aristoteles zählt das hesychische
verzeichnis mehr als das doppelte. auch waren die bände Epikurs wie die des Livius
besonders schwer (Seneca ep. 46, 1 Usener Epicurea 87). das trifft auf die livia-
nischen bücher nicht zu, erklärt sich vielmehr daraus, dass er nach dekaden oder
doch pentaden publicirt hatte, eine einteilung, die unsere überlieferung noch fest
hält. entsprechendes hat man für Epikur anzunehmen.
49) Hier war die rücksicht massgebend gewesen, dass Platon zwei trilogien
innerlich und formell verbundener dialoge verfasst hatte. da sich darunter der
Staat als ein buch neben dem Kritias befand, war an gleiches gewicht der bände
nicht zu denken. und Aristophanes hat denn auch kein bedenken getragen, die
Epinomis neben die Gesetze, jedes als eine nummer, zu setzen.
50) Krinagoras Anth. Pal. IX 239. das gedicht ist so zerstört, dass man nicht
sicher erkennen kann, was eigentlich die fünf bücher lyrische gedichte waren. einen
sammelband mehrerer gedichtbücher erwähnt Catull 14.
51) Anon. de com. 3, der ausdrücklich die sozomenai angibt. 35 zählte vor
Apollodor der Pythagoreer Lykon. das harmonirt mit Apollodor ganz gut. 52 bei
Suidas ist dem gegenüber zu verwerfen.
52) Daran ist nicht zu denken, dass etwa 4 epicharmische komödien die länge
einer attischen ausgemacht hätten. denn die dicke des bandes entscheidet über-
haupt nicht, und wenn auch die sicilischen possen zweifellos kürzer als die komödien
waren, so ist ihre grösse doch ganz unschätzbar, konnte sich übrigens, da das vor-
waltende versmass trochäische tetrameter waren, ja zwei ganze komödien aus ana-
paestischen tetrametern bestanden, in der schrift möglicherweise ganz anders stellen
als die summen der in unserer weise gezählten verse es ergeben würden.

Aristophanes von Byzanz. verteilung in bände.
kurischen nachlasses war auf κύλινδροι verteilt 48). den des Antisthenes
gliederte man nach τόμοι, den platonischen verteilte Aristophanes in
τριλογίαι 49). das bei den Byzantinern gewöhnliche wort τεῦχος findet
sich wenigstens in der augusteischen zeit für die vereinigung von fünf
büchern lyrischer gedichte 50). auch wenigstens für einen dramatiker
ist die einteilung kenntlich. Apollodoros von Athen hat die gedichte des
bisher vernachlässigten Epicharm auf 10 τόμοι verteilt. da nicht fest-
steht, ob Apollodor die umfängliche pseudepicharmische, epische und
prosaische, litteratur aufnahm, ist nicht sicher zu sagen, wie viel stücke
auf einen τόμος kamen; indessen führt die beste angabe, 40 komödien,
darunter 4 bestrittene 51), auf die tetralogie, und man darf sie als wahr-
scheinlich betrachten 52). Porphyrios, der die angabe über Apollodor
macht um seine enneaden zu begründen (vit. Plotin. 24), wuſste nichts
mehr von τόμοι der tragiker. aber wir werden nicht bezweifeln, daſs

war. Lukian (advers. indoct. 1. 24.) erwähnt die βιβλιογράφοι Atticus und Kallinos
als die verfertiger der schönsten alten bücher. der athenische verlag des Atticus
ist aus Ciceros correspondenz, die Ἀττικιανά sind aus den grammatikern bekannt:
Kallinos werden wir auch nicht zögern zu identificiren.
48) Diogenes X 26. die einzelnen bücher können nicht gemeint sein, denn
für sie wäre die zahl 300 viel zu niedrig: von Aristoteles zählt das hesychische
verzeichnis mehr als das doppelte. auch waren die bände Epikurs wie die des Livius
besonders schwer (Seneca ep. 46, 1 Usener Epicurea 87). das trifft auf die livia-
nischen bücher nicht zu, erklärt sich vielmehr daraus, daſs er nach dekaden oder
doch pentaden publicirt hatte, eine einteilung, die unsere überlieferung noch fest
hält. entsprechendes hat man für Epikur anzunehmen.
49) Hier war die rücksicht maſsgebend gewesen, daſs Platon zwei trilogien
innerlich und formell verbundener dialoge verfaſst hatte. da sich darunter der
Staat als ein buch neben dem Kritias befand, war an gleiches gewicht der bände
nicht zu denken. und Aristophanes hat denn auch kein bedenken getragen, die
Epinomis neben die Gesetze, jedes als eine nummer, zu setzen.
50) Krinagoras Anth. Pal. IX 239. das gedicht ist so zerstört, daſs man nicht
sicher erkennen kann, was eigentlich die fünf bücher lyrische gedichte waren. einen
sammelband mehrerer gedichtbücher erwähnt Catull 14.
51) Anon. de com. 3, der ausdrücklich die σῳζόμεναι angibt. 35 zählte vor
Apollodor der Pythagoreer Lykon. das harmonirt mit Apollodor ganz gut. 52 bei
Suidas ist dem gegenüber zu verwerfen.
52) Daran ist nicht zu denken, daſs etwa 4 epicharmische komödien die länge
einer attischen ausgemacht hätten. denn die dicke des bandes entscheidet über-
haupt nicht, und wenn auch die sicilischen possen zweifellos kürzer als die komödien
waren, so ist ihre gröſse doch ganz unschätzbar, konnte sich übrigens, da das vor-
waltende versmaſs trochäische tetrameter waren, ja zwei ganze komödien aus ana-
paestischen tetrametern bestanden, in der schrift möglicherweise ganz anders stellen
als die summen der in unserer weise gezählten verse es ergeben würden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0169" n="149"/><fw place="top" type="header">Aristophanes von Byzanz. verteilung in bände.</fw><lb/>
kurischen nachlasses war auf &#x03BA;&#x03CD;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BD;&#x03B4;&#x03C1;&#x03BF;&#x03B9; verteilt <note place="foot" n="48)">Diogenes X 26. die einzelnen bücher können nicht gemeint sein, denn<lb/>
für sie wäre die zahl 300 viel zu niedrig: von Aristoteles zählt das hesychische<lb/>
verzeichnis mehr als das doppelte. auch waren die bände Epikurs wie die des Livius<lb/>
besonders schwer (Seneca ep. 46, 1 Usener <hi rendition="#i">Epicurea</hi> 87). das trifft auf die livia-<lb/>
nischen bücher nicht zu, erklärt sich vielmehr daraus, da&#x017F;s er nach dekaden oder<lb/>
doch pentaden publicirt hatte, eine einteilung, die unsere überlieferung noch fest<lb/>
hält. entsprechendes hat man für Epikur anzunehmen.</note>. den des Antisthenes<lb/>
gliederte man nach &#x03C4;&#x03CC;&#x03BC;&#x03BF;&#x03B9;, den platonischen verteilte Aristophanes in<lb/>
&#x03C4;&#x03C1;&#x03B9;&#x03BB;&#x03BF;&#x03B3;&#x03AF;&#x03B1;&#x03B9; <note place="foot" n="49)">Hier war die rücksicht ma&#x017F;sgebend gewesen, da&#x017F;s Platon zwei trilogien<lb/>
innerlich und formell verbundener dialoge verfa&#x017F;st hatte. da sich darunter der<lb/>
Staat als ein buch neben dem Kritias befand, war an gleiches gewicht der bände<lb/>
nicht zu denken. und Aristophanes hat denn auch kein bedenken getragen, die<lb/>
Epinomis neben die Gesetze, jedes als eine nummer, zu setzen.</note>. das bei den Byzantinern gewöhnliche wort &#x03C4;&#x03B5;&#x1FE6;&#x03C7;&#x03BF;&#x03C2; findet<lb/>
sich wenigstens in der augusteischen zeit für die vereinigung von fünf<lb/>
büchern lyrischer gedichte <note place="foot" n="50)">Krinagoras Anth. Pal. IX 239. das gedicht ist so zerstört, da&#x017F;s man nicht<lb/>
sicher erkennen kann, was eigentlich die fünf bücher lyrische gedichte waren. einen<lb/>
sammelband mehrerer gedichtbücher erwähnt Catull 14.</note>. auch wenigstens für einen dramatiker<lb/>
ist die einteilung kenntlich. Apollodoros von Athen hat die gedichte des<lb/>
bisher vernachlässigten Epicharm auf 10 &#x03C4;&#x03CC;&#x03BC;&#x03BF;&#x03B9; verteilt. da nicht fest-<lb/>
steht, ob Apollodor die umfängliche pseudepicharmische, epische und<lb/>
prosaische, litteratur aufnahm, ist nicht sicher zu sagen, wie viel stücke<lb/>
auf einen &#x03C4;&#x03CC;&#x03BC;&#x03BF;&#x03C2; kamen; indessen führt die beste angabe, 40 komödien,<lb/>
darunter 4 bestrittene <note place="foot" n="51)">Anon. <hi rendition="#i">de com.</hi> 3, der ausdrücklich die &#x03C3;&#x1FF3;&#x03B6;&#x03CC;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9; angibt. 35 zählte vor<lb/>
Apollodor der Pythagoreer Lykon. das harmonirt mit Apollodor ganz gut. 52 bei<lb/>
Suidas ist dem gegenüber zu verwerfen.</note>, auf die tetralogie, und man darf sie als wahr-<lb/>
scheinlich betrachten <note place="foot" n="52)">Daran ist nicht zu denken, da&#x017F;s etwa 4 epicharmische komödien die länge<lb/>
einer attischen ausgemacht hätten. denn die dicke des bandes entscheidet über-<lb/>
haupt nicht, und wenn auch die sicilischen possen zweifellos kürzer als die komödien<lb/>
waren, so ist ihre grö&#x017F;se doch ganz unschätzbar, konnte sich übrigens, da das vor-<lb/>
waltende versma&#x017F;s trochäische tetrameter waren, ja zwei ganze komödien aus ana-<lb/>
paestischen tetrametern bestanden, in der schrift möglicherweise ganz anders stellen<lb/>
als die summen der in unserer weise gezählten verse es ergeben würden.</note>. Porphyrios, der die angabe über Apollodor<lb/>
macht um seine enneaden zu begründen (vit. Plotin. 24), wu&#x017F;ste nichts<lb/>
mehr von &#x03C4;&#x03CC;&#x03BC;&#x03BF;&#x03B9; der tragiker. aber wir werden nicht bezweifeln, da&#x017F;s<lb/><note xml:id="note-0169" prev="#note-0168a" place="foot" n="47)">war. Lukian (<hi rendition="#i">advers. indoct.</hi> 1. 24.) erwähnt die &#x03B2;&#x03B9;&#x03B2;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BF;&#x03B3;&#x03C1;&#x03AC;&#x03C6;&#x03BF;&#x03B9; Atticus und Kallinos<lb/>
als die verfertiger der schönsten alten bücher. der athenische verlag des Atticus<lb/>
ist aus Ciceros correspondenz, die &#x1F08;&#x03C4;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD;&#x03AC; sind aus den grammatikern bekannt:<lb/>
Kallinos werden wir auch nicht zögern zu identificiren.</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0169] Aristophanes von Byzanz. verteilung in bände. kurischen nachlasses war auf κύλινδροι verteilt 48). den des Antisthenes gliederte man nach τόμοι, den platonischen verteilte Aristophanes in τριλογίαι 49). das bei den Byzantinern gewöhnliche wort τεῦχος findet sich wenigstens in der augusteischen zeit für die vereinigung von fünf büchern lyrischer gedichte 50). auch wenigstens für einen dramatiker ist die einteilung kenntlich. Apollodoros von Athen hat die gedichte des bisher vernachlässigten Epicharm auf 10 τόμοι verteilt. da nicht fest- steht, ob Apollodor die umfängliche pseudepicharmische, epische und prosaische, litteratur aufnahm, ist nicht sicher zu sagen, wie viel stücke auf einen τόμος kamen; indessen führt die beste angabe, 40 komödien, darunter 4 bestrittene 51), auf die tetralogie, und man darf sie als wahr- scheinlich betrachten 52). Porphyrios, der die angabe über Apollodor macht um seine enneaden zu begründen (vit. Plotin. 24), wuſste nichts mehr von τόμοι der tragiker. aber wir werden nicht bezweifeln, daſs 47) 48) Diogenes X 26. die einzelnen bücher können nicht gemeint sein, denn für sie wäre die zahl 300 viel zu niedrig: von Aristoteles zählt das hesychische verzeichnis mehr als das doppelte. auch waren die bände Epikurs wie die des Livius besonders schwer (Seneca ep. 46, 1 Usener Epicurea 87). das trifft auf die livia- nischen bücher nicht zu, erklärt sich vielmehr daraus, daſs er nach dekaden oder doch pentaden publicirt hatte, eine einteilung, die unsere überlieferung noch fest hält. entsprechendes hat man für Epikur anzunehmen. 49) Hier war die rücksicht maſsgebend gewesen, daſs Platon zwei trilogien innerlich und formell verbundener dialoge verfaſst hatte. da sich darunter der Staat als ein buch neben dem Kritias befand, war an gleiches gewicht der bände nicht zu denken. und Aristophanes hat denn auch kein bedenken getragen, die Epinomis neben die Gesetze, jedes als eine nummer, zu setzen. 50) Krinagoras Anth. Pal. IX 239. das gedicht ist so zerstört, daſs man nicht sicher erkennen kann, was eigentlich die fünf bücher lyrische gedichte waren. einen sammelband mehrerer gedichtbücher erwähnt Catull 14. 51) Anon. de com. 3, der ausdrücklich die σῳζόμεναι angibt. 35 zählte vor Apollodor der Pythagoreer Lykon. das harmonirt mit Apollodor ganz gut. 52 bei Suidas ist dem gegenüber zu verwerfen. 52) Daran ist nicht zu denken, daſs etwa 4 epicharmische komödien die länge einer attischen ausgemacht hätten. denn die dicke des bandes entscheidet über- haupt nicht, und wenn auch die sicilischen possen zweifellos kürzer als die komödien waren, so ist ihre gröſse doch ganz unschätzbar, konnte sich übrigens, da das vor- waltende versmaſs trochäische tetrameter waren, ja zwei ganze komödien aus ana- paestischen tetrametern bestanden, in der schrift möglicherweise ganz anders stellen als die summen der in unserer weise gezählten verse es ergeben würden. 47) war. Lukian (advers. indoct. 1. 24.) erwähnt die βιβλιογράφοι Atticus und Kallinos als die verfertiger der schönsten alten bücher. der athenische verlag des Atticus ist aus Ciceros correspondenz, die Ἀττικιανά sind aus den grammatikern bekannt: Kallinos werden wir auch nicht zögern zu identificiren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/169
Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/169>, abgerufen am 22.11.2024.