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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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Hippias. Nordgriechenland.

Doch die forschung nach büchern und autoren ist endlos und ziem-
lich unergiebig: nützlich aber wird ein umblick über Hellas sein, zu
zeigen, wo eine solche arkhaiologia nachweisbar scheint, wo die historie
constatiren oder vermuten kann, dass eine quelle auch für uns noch
wasser gespendet hat. dabei wird mein auge immer auch auf die aristo-
telischen Politien gerichtet sein, deren kümmerliche reste durch das
licht, das von dem nunmehr vorliegenden ersten buche auf sie fällt,
beträchtlich verständlicher geworden sind.

Die Atthis ist oben (I 8) eingehender behandelt. litterarische dar-
stellung hat sie erst erhalten, als die attische sprache vollkommen aus-
gebildet war. nicht viel später hat Megara in Dieuchidas, dann in HereasMegara
eine sehr bedeutende leistung der art auf den markt gebracht, reich an wirk-
lich geschichtlicher überlieferung, kostbarer antiquarischer belehrung
aus localsagen und legenden, und getragen von einer kräftigen politischen
tendenz.

Für die allgemeine geschichte ist Euboia ganz besonders wichtig;Euboia
eine grössere anzahl von schriftstellernamen sind bekannt, und ent-
sprechend der colonisatorischen bedeutung von Chalkis wächst sich die
localgeschichte zu büchern aus, die man ktiseis oder peri poleon
nennt.13) die pflanzstädte der Chalkidike gehören naturgemäss mit der
mutterstadt zusammen; aber auch das benachbarte Keos dürfte hinzu-
gerechnet werden können, da Aristoteles recht viel über die insel weiss,
und mir wenigstens kein keischer localschriftsteller bekannt ist. ob es
eine chronik gegeben hat, die feste zeitangaben in alte zeit hinauf ge-
stattete, mag fraglich sein. aber artige verschen14) und alte documente15)
sind sogar für uns noch nachweisbar.

Dagegen ist in Boeotien Phokis Lokris, in Thessalien und selbstver-Nord-
griechen-
land

ständlich bei den wilden stämmen der berge und des westens16), so

und ihrer schwestern. Delphi aber hat keine alte chronik gehabt. die Pythioniken
sind erst vom heiligen kriege ab glaubwürdig.
13) Die titel dieser ganzen gattung von büchern sind natürlich nicht authen-
tischer als die der werke von Xenophon und Kleidemos. oroi Siphnion, Atthis,
Attike xuggraphe, Milesiaka, Ionias, Khiou ktisis sind nicht falsch, aber darum
durchaus nicht von den verfassern gegeben. jünger scheint nur die form peri Thes-
salonikes u. dgl. zu sein.
14) Plutarch Erot. 17.
15) Urkunde aus dem heiligtum der Artemis in Amarynthos bei Apollodor
(Strab. 448).
16) Uncivilisirt ist auch die südküste des korinthischen busens, Achaia. und
hier hat nicht einmal die zeit der politischen bedeutung den versuch einer stammes-
Hippias. Nordgriechenland.

Doch die forschung nach büchern und autoren ist endlos und ziem-
lich unergiebig: nützlich aber wird ein umblick über Hellas sein, zu
zeigen, wo eine solche ἀϱχαιολογία nachweisbar scheint, wo die historie
constatiren oder vermuten kann, daſs eine quelle auch für uns noch
wasser gespendet hat. dabei wird mein auge immer auch auf die aristo-
telischen Politien gerichtet sein, deren kümmerliche reste durch das
licht, das von dem nunmehr vorliegenden ersten buche auf sie fällt,
beträchtlich verständlicher geworden sind.

Die Atthis ist oben (I 8) eingehender behandelt. litterarische dar-
stellung hat sie erst erhalten, als die attische sprache vollkommen aus-
gebildet war. nicht viel später hat Megara in Dieuchidas, dann in HereasMegara
eine sehr bedeutende leistung der art auf den markt gebracht, reich an wirk-
lich geschichtlicher überlieferung, kostbarer antiquarischer belehrung
aus localsagen und legenden, und getragen von einer kräftigen politischen
tendenz.

Für die allgemeine geschichte ist Euboia ganz besonders wichtig;Euboia
eine gröſsere anzahl von schriftstellernamen sind bekannt, und ent-
sprechend der colonisatorischen bedeutung von Chalkis wächst sich die
localgeschichte zu büchern aus, die man κτίσεις oder πεϱὶ πόλεων
nennt.13) die pflanzstädte der Chalkidike gehören naturgemäſs mit der
mutterstadt zusammen; aber auch das benachbarte Keos dürfte hinzu-
gerechnet werden können, da Aristoteles recht viel über die insel weiſs,
und mir wenigstens kein keischer localschriftsteller bekannt ist. ob es
eine chronik gegeben hat, die feste zeitangaben in alte zeit hinauf ge-
stattete, mag fraglich sein. aber artige verschen14) und alte documente15)
sind sogar für uns noch nachweisbar.

Dagegen ist in Boeotien Phokis Lokris, in Thessalien und selbstver-Nord-
griechen-
land

ständlich bei den wilden stämmen der berge und des westens16), so

und ihrer schwestern. Delphi aber hat keine alte chronik gehabt. die Pythioniken
sind erst vom heiligen kriege ab glaubwürdig.
13) Die titel dieser ganzen gattung von büchern sind natürlich nicht authen-
tischer als die der werke von Xenophon und Kleidemos. ὧϱοι Σιφνίων, Ἀτϑίς,
Ἀττικὴ ξυγγϱαφή, Μιλησιακά, Ἰωνίας, Χίου κτίσις sind nicht falsch, aber darum
durchaus nicht von den verfassern gegeben. jünger scheint nur die form πεϱὶ Θεσ-
σαλονίκης u. dgl. zu sein.
14) Plutarch Erot. 17.
15) Urkunde aus dem heiligtum der Artemis in Amarynthos bei Apollodor
(Strab. 448).
16) Uncivilisirt ist auch die südküste des korinthischen busens, Achaia. und
hier hat nicht einmal die zeit der politischen bedeutung den versuch einer stammes-
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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/31>, abgerufen am 23.11.2024.