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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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Akamantis. ergebnis.
Theriko vorgelagerte halbinsel diesem nicht gehörte. und um das übel
voll zu machen, ist die wichtige heimatgemeinde des Perikles Cholargos
ganz unbestimmt. so muss ich hier die aporie leider offen lassen. 43)

So viele einzelheiten auch noch fraglich bleiben, in der hauptsacheErgebnis.
ist die organisation klar. die drei landesteile entsprechen ihrem namen
nur so ungefähr. die stadtprovinz ist westlich durch den Korydallos bis
ziemlich an den pass des Pythion hinan, östlich durch den Hymettos
begränzt; doch ist Aixone an dessen südfusse schon nicht mehr hinein-
gezogen. nach norden ist die grenze, weil sie keine natürliche mehr
ist, unsicherer, doch läuft sie noch nördlich vom Kolonos und Lykabettos.
da diese provinz an das meer reicht, unterbricht sie die küstenprovinz.
dieser gehört das ganze eleusinische gebiet bis an den Kithairon, auf-
geteilt an zwei phylen, VIII und VI, dann läuft sie als ein ziemlich
schmaler streifen rings um Attika bis an die oropische grenze; die phylen
folgen sich von Aixone an in der folge VII, I, X, IV, V, III, II, IX.
es ist ganz klar, dass diese Paralia weder mit dem cultverbande gleichen
namens, zu dem gerade Munichia gehörte, noch mit der paralischen partei
der tyrannenzeit identificirt werden kann. die Diakria gehört ihr ja selbst
zum teile an. das binnenland hat ebenso wenig mit dem cultverbande
der Mesogeer zu tun, in dem leute aus der städtischen gemeinde Bate
sind; sie umfasst die kekropische ebene, gehörig den phylen (von west
nach ost) IV, VI, I, südlich von diesen ein stück von V und dann VII;
das bergland des Parnes bis an die küste VIII und IX, und das berg-
land des östlichen Brilettos und die jetzt so genannte mesogeia bis zum
innern der laureotischen spitze II, III, das andere stück von V, und X.
Auch hier ist, schon um des gegensatzes der öden berge und des
ackerlandes willen, dann aber auch durch den willkürlichen schnitt, der
die stadt absondert und in der jetzigen mesogia die häfen von dem hinter-

43) Milchhöfer s. 24 setzt Cholargos nordwestlich von der stadt auf grund der
inschrift des cultverbandes der Mesogeer II 604, die im Heraklesheiligtum von Cho-
largos aufgestellt war. das ist unwidersprechlich, so weit es die zugehörigkeit der
gemeinde zu den Mesogeern angeht; sie kann allerdings noch weiter östlich, nach
Eiresidai zu, angesetzt werden. ich hätte das wissen sollen. Kholargos oder Kho-
largon ist 'gallweiss', also gelblichweiss; der Buzyge Demostratos wird nach der
melaina khole Kholozuges genannt Ar. Lysistr. 397; aber hier wird man nur an die
khlora denken. der name wird die farbe des gesteins angeben, auf dem das dorf
lag und aus dem es gebaut war. das deminutivum davon mit verdoppeltem end-
consonanten dürfte dem ahnherrn der Kholleidai gegeben sein; der demos ist nicht
weiter bestimmt als für den landkreis der Leontis, kann also sogar nachbar von
Cholargos gewesen sein.

Akamantis. ergebnis.
Theriko vorgelagerte halbinsel diesem nicht gehörte. und um das übel
voll zu machen, ist die wichtige heimatgemeinde des Perikles Cholargos
ganz unbestimmt. so muſs ich hier die aporie leider offen lassen. 43)

So viele einzelheiten auch noch fraglich bleiben, in der hauptsacheErgebnis.
ist die organisation klar. die drei landesteile entsprechen ihrem namen
nur so ungefähr. die stadtprovinz ist westlich durch den Korydallos bis
ziemlich an den paſs des Pythion hinan, östlich durch den Hymettos
begränzt; doch ist Aixone an dessen südfuſse schon nicht mehr hinein-
gezogen. nach norden ist die grenze, weil sie keine natürliche mehr
ist, unsicherer, doch läuft sie noch nördlich vom Kolonos und Lykabettos.
da diese provinz an das meer reicht, unterbricht sie die küstenprovinz.
dieser gehört das ganze eleusinische gebiet bis an den Kithairon, auf-
geteilt an zwei phylen, VIII und VI, dann läuft sie als ein ziemlich
schmaler streifen rings um Attika bis an die oropische grenze; die phylen
folgen sich von Aixone an in der folge VII, I, X, IV, V, III, II, IX.
es ist ganz klar, daſs diese Παϱαλία weder mit dem cultverbande gleichen
namens, zu dem gerade Munichia gehörte, noch mit der paralischen partei
der tyrannenzeit identificirt werden kann. die Diakria gehört ihr ja selbst
zum teile an. das binnenland hat ebenso wenig mit dem cultverbande
der Mesogeer zu tun, in dem leute aus der städtischen gemeinde Bate
sind; sie umfaſst die kekropische ebene, gehörig den phylen (von west
nach ost) IV, VI, I, südlich von diesen ein stück von V und dann VII;
das bergland des Parnes bis an die küste VIII und IX, und das berg-
land des östlichen Brilettos und die jetzt so genannte μεσόγεια bis zum
innern der laureotischen spitze II, III, das andere stück von V, und X.
Auch hier ist, schon um des gegensatzes der öden berge und des
ackerlandes willen, dann aber auch durch den willkürlichen schnitt, der
die stadt absondert und in der jetzigen mesogia die häfen von dem hinter-

43) Milchhöfer s. 24 setzt Cholargos nordwestlich von der stadt auf grund der
inschrift des cultverbandes der Mesogeer II 604, die im Heraklesheiligtum von Cho-
largos aufgestellt war. das ist unwidersprechlich, so weit es die zugehörigkeit der
gemeinde zu den Mesogeern angeht; sie kann allerdings noch weiter östlich, nach
Eiresidai zu, angesetzt werden. ich hätte das wissen sollen. Χόλαϱγος oder Χό-
λαϱγον ist ‘gallweiſs’, also gelblichweiſs; der Buzyge Demostratos wird nach der
μέλαινα χολή Χολοζύγης genannt Ar. Lysistr. 397; aber hier wird man nur an die
χλωϱά denken. der name wird die farbe des gesteins angeben, auf dem das dorf
lag und aus dem es gebaut war. das deminutivum davon mit verdoppeltem end-
consonanten dürfte dem ahnherrn der Χολλεῖδαι gegeben sein; der demos ist nicht
weiter bestimmt als für den landkreis der Leontis, kann also sogar nachbar von
Cholargos gewesen sein.
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[159/0169] Akamantis. ergebnis. Theriko vorgelagerte halbinsel diesem nicht gehörte. und um das übel voll zu machen, ist die wichtige heimatgemeinde des Perikles Cholargos ganz unbestimmt. so muſs ich hier die aporie leider offen lassen. 43) So viele einzelheiten auch noch fraglich bleiben, in der hauptsache ist die organisation klar. die drei landesteile entsprechen ihrem namen nur so ungefähr. die stadtprovinz ist westlich durch den Korydallos bis ziemlich an den paſs des Pythion hinan, östlich durch den Hymettos begränzt; doch ist Aixone an dessen südfuſse schon nicht mehr hinein- gezogen. nach norden ist die grenze, weil sie keine natürliche mehr ist, unsicherer, doch läuft sie noch nördlich vom Kolonos und Lykabettos. da diese provinz an das meer reicht, unterbricht sie die küstenprovinz. dieser gehört das ganze eleusinische gebiet bis an den Kithairon, auf- geteilt an zwei phylen, VIII und VI, dann läuft sie als ein ziemlich schmaler streifen rings um Attika bis an die oropische grenze; die phylen folgen sich von Aixone an in der folge VII, I, X, IV, V, III, II, IX. es ist ganz klar, daſs diese Παϱαλία weder mit dem cultverbande gleichen namens, zu dem gerade Munichia gehörte, noch mit der paralischen partei der tyrannenzeit identificirt werden kann. die Diakria gehört ihr ja selbst zum teile an. das binnenland hat ebenso wenig mit dem cultverbande der Mesogeer zu tun, in dem leute aus der städtischen gemeinde Bate sind; sie umfaſst die kekropische ebene, gehörig den phylen (von west nach ost) IV, VI, I, südlich von diesen ein stück von V und dann VII; das bergland des Parnes bis an die küste VIII und IX, und das berg- land des östlichen Brilettos und die jetzt so genannte μεσόγεια bis zum innern der laureotischen spitze II, III, das andere stück von V, und X. Auch hier ist, schon um des gegensatzes der öden berge und des ackerlandes willen, dann aber auch durch den willkürlichen schnitt, der die stadt absondert und in der jetzigen mesogia die häfen von dem hinter- Ergebnis. 43) Milchhöfer s. 24 setzt Cholargos nordwestlich von der stadt auf grund der inschrift des cultverbandes der Mesogeer II 604, die im Heraklesheiligtum von Cho- largos aufgestellt war. das ist unwidersprechlich, so weit es die zugehörigkeit der gemeinde zu den Mesogeern angeht; sie kann allerdings noch weiter östlich, nach Eiresidai zu, angesetzt werden. ich hätte das wissen sollen. Χόλαϱγος oder Χό- λαϱγον ist ‘gallweiſs’, also gelblichweiſs; der Buzyge Demostratos wird nach der μέλαινα χολή Χολοζύγης genannt Ar. Lysistr. 397; aber hier wird man nur an die χλωϱά denken. der name wird die farbe des gesteins angeben, auf dem das dorf lag und aus dem es gebaut war. das deminutivum davon mit verdoppeltem end- consonanten dürfte dem ahnherrn der Χολλεῖδαι gegeben sein; der demos ist nicht weiter bestimmt als für den landkreis der Leontis, kann also sogar nachbar von Cholargos gewesen sein.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/169>, abgerufen am 27.04.2024.