Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.Athlotheten. spruch zwischen gesetzgebung und praxis, den er anmerkt, gereizthaben. auch sei daran erinnert, dass die Panathenäeenfeier jüngst durch Lykurgos neu geordnet war. die athlotheten sind beamte, denn sie unterliegen der dokimasie; zu tun haben sie aber mit eigener verantwortlichkeit wenig. sie stehn den jährigen opferherrn darin gleich, dass sie ein staatsfest ausrichten ohne die oberaufsicht eines der hohen würdenträger, die die Lenaeen Dionysien Thargelien Mysterien be- sorgen und denen auch eine zehnercommission zur seite steht, sogar zum teil eine gewählte. aber sie heissen "preissetzer", und ausgesetzt sind allerdings hohe preise, goldne kränze, geld104), schilde und das be- rühmte attische öl in den panathenäischen henkelkrügen105); aber diese preise gibt, spätestens seit der officielle tarif (CIA II 965) in der ersten hälfte des vierten jahrhunderts aufgestellt ist, der staat. ich denke aber auch erst seitdem. denn es versteht sich von selbst, dass die athlothetai so benannt sind, weil sie athla etithesan, und weil sie diese liturgie leisteten, hatten sie die ehre, das fest im namen Athenas und Athens auszurichten; Athena gab nur für die körperlichen leistungen, die von alters her allein herkömmlichen agone, ihr öl zum preise: mit dem sollten sich die athletai salben. darin ist logik, und so wird der archon Hippokleides 566 das fest geordnet haben, mag er auch selbst athlothet gewesen sein. zehnzahl und volkswahl sind natürlich erst kleisthenisch oder jünger. damals war die athlothesie eine besonders vornehme liturgie. sie belohnten die rhapsoden106) und musiker und das volk selbst für seine euandria. als der privatwolstand gebrochen war, hat man, ohne 104) Wer die officielle inschrift kennt, muss einsehen, dass argurion kai khrusa bei Aristoteles herzustellen ist (arguria, überhaupt unsinn, der papyrus). es ist nicht nötig, andere lesungen zu widerlegen. 105) Der typus Athenas auf diesen gefässen darf also sammt der inschrift auf die mitte des sechsten jahrhunderts bezogen werden. 106) Wie dankbar diese waren, haben sie in den versen der homerischen Boiotie
gesagt 550--55, die das fest verherrlichen. das lob des kosmesai ippous te kai aneras aspidiotas, das Menestheus erhält, gilt also dem Panathenaeenzuge und der euandria: es ist ein gutes motto für den Parthenonfries. fälschlich habe ich (Hom. Unt. 247) den vers auf die schlachtreihe des kleisthenischen heeres bezogen: es ist das ein bild, die Panathenaeen an den Panathenaeen gefeiert. ippoi sind wagen und reiter. auch dass Menestheus hinter Nestor den Neliden zurückgestellt wird, einzig hinter ihn, ist für Athen, dessen vornehmster adel pylisch sein wollte, nicht herabsetzend. auf die zeit des Hippias kann der vers freilich nicht gehn: ou gar epempon tote meth oplon. er ist also entweder jünger oder stammt vielmehr aus den zeiten vor der befestigten tyrannenherrschaft, 566--540 etwa, deren festordnung füglich militärisch gewesen sein kann. Athlotheten. spruch zwischen gesetzgebung und praxis, den er anmerkt, gereizthaben. auch sei daran erinnert, daſs die Panathenäeenfeier jüngst durch Lykurgos neu geordnet war. die athlotheten sind beamte, denn sie unterliegen der dokimasie; zu tun haben sie aber mit eigener verantwortlichkeit wenig. sie stehn den jährigen opferherrn darin gleich, daſs sie ein staatsfest ausrichten ohne die oberaufsicht eines der hohen würdenträger, die die Lenaeen Dionysien Thargelien Mysterien be- sorgen und denen auch eine zehnercommission zur seite steht, sogar zum teil eine gewählte. aber sie heiſsen “preissetzer”, und ausgesetzt sind allerdings hohe preise, goldne kränze, geld104), schilde und das be- rühmte attische öl in den panathenäischen henkelkrügen105); aber diese preise gibt, spätestens seit der officielle tarif (CIA II 965) in der ersten hälfte des vierten jahrhunderts aufgestellt ist, der staat. ich denke aber auch erst seitdem. denn es versteht sich von selbst, daſs die ἀϑλοϑέται so benannt sind, weil sie ἆϑλα ἐτίϑεσαν, und weil sie diese liturgie leisteten, hatten sie die ehre, das fest im namen Athenas und Athens auszurichten; Athena gab nur für die körperlichen leistungen, die von alters her allein herkömmlichen agone, ihr öl zum preise: mit dem sollten sich die ἀϑληταί salben. darin ist logik, und so wird der archon Hippokleides 566 das fest geordnet haben, mag er auch selbst athlothet gewesen sein. zehnzahl und volkswahl sind natürlich erst kleisthenisch oder jünger. damals war die athlothesie eine besonders vornehme liturgie. sie belohnten die rhapsoden106) und musiker und das volk selbst für seine εὐανδϱία. als der privatwolstand gebrochen war, hat man, ohne 104) Wer die officielle inschrift kennt, muſs einsehen, daſs ἀϱγύϱιον καὶ χϱυσᾶ bei Aristoteles herzustellen ist (ἀϱγύϱια, überhaupt unsinn, der papyrus). es ist nicht nötig, andere lesungen zu widerlegen. 105) Der typus Athenas auf diesen gefäſsen darf also sammt der inschrift auf die mitte des sechsten jahrhunderts bezogen werden. 106) Wie dankbar diese waren, haben sie in den versen der homerischen Boiotie
gesagt 550—55, die das fest verherrlichen. das lob des κοσμῆσαι ἵππους τε καὶ ἀνέϱας ἀσπιδιώτας, das Menestheus erhält, gilt also dem Panathenaeenzuge und der εὐανδϱία: es ist ein gutes motto für den Parthenonfries. fälschlich habe ich (Hom. Unt. 247) den vers auf die schlachtreihe des kleisthenischen heeres bezogen: es ist das ein bild, die Panathenaeen an den Panathenaeen gefeiert. ἵπποι sind wagen und reiter. auch daſs Menestheus hinter Nestor den Neliden zurückgestellt wird, einzig hinter ihn, ist für Athen, dessen vornehmster adel pylisch sein wollte, nicht herabsetzend. auf die zeit des Hippias kann der vers freilich nicht gehn: οὐ γὰϱ ἔπεμπον τότε μεϑ̕ ὅπλων. er ist also entweder jünger oder stammt vielmehr aus den zeiten vor der befestigten tyrannenherrschaft, 566—540 etwa, deren festordnung füglich militärisch gewesen sein kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0253" n="239"/><fw place="top" type="header">Athlotheten.</fw><lb/> spruch zwischen gesetzgebung und praxis, den er anmerkt, gereizt<lb/> haben. auch sei daran erinnert, daſs die Panathenäeenfeier jüngst<lb/> durch Lykurgos neu geordnet war. die athlotheten sind beamte, denn<lb/> sie unterliegen der dokimasie; zu tun haben sie aber mit eigener<lb/> verantwortlichkeit wenig. sie stehn den jährigen opferherrn darin gleich,<lb/> daſs sie ein staatsfest ausrichten ohne die oberaufsicht eines der hohen<lb/> würdenträger, die die Lenaeen Dionysien Thargelien Mysterien be-<lb/> sorgen und denen auch eine zehnercommission zur seite steht, sogar<lb/> zum teil eine gewählte. aber sie heiſsen “preissetzer”, und ausgesetzt<lb/> sind allerdings hohe preise, goldne kränze, geld<note place="foot" n="104)">Wer die officielle inschrift kennt, muſs einsehen, daſs ἀϱγύϱιον καὶ χϱυσᾶ<lb/> bei Aristoteles herzustellen ist (ἀϱγύϱια, überhaupt unsinn, der papyrus). es ist<lb/> nicht nötig, andere lesungen zu widerlegen.</note>, schilde und das be-<lb/> rühmte attische öl in den panathenäischen henkelkrügen<note place="foot" n="105)">Der typus Athenas auf diesen gefäſsen darf also sammt der inschrift auf<lb/> die mitte des sechsten jahrhunderts bezogen werden.</note>; aber diese<lb/> preise gibt, spätestens seit der officielle tarif (CIA II 965) in der ersten<lb/> hälfte des vierten jahrhunderts aufgestellt ist, der staat. ich denke aber<lb/> auch erst seitdem. denn es versteht sich von selbst, daſs die ἀϑλοϑέται<lb/> so benannt sind, weil sie ἆϑλα ἐτίϑεσαν, und weil sie diese liturgie<lb/> leisteten, hatten sie die ehre, das fest im namen Athenas und Athens<lb/> auszurichten; Athena gab nur für die körperlichen leistungen, die von<lb/> alters her allein herkömmlichen agone, ihr öl zum preise: mit dem<lb/> sollten sich die ἀϑληταί salben. darin ist logik, und so wird der archon<lb/> Hippokleides 566 das fest geordnet haben, mag er auch selbst athlothet<lb/> gewesen sein. zehnzahl und volkswahl sind natürlich erst kleisthenisch<lb/> oder jünger. damals war die athlothesie eine besonders vornehme liturgie.<lb/> sie belohnten die rhapsoden<note place="foot" n="106)">Wie dankbar diese waren, haben sie in den versen der homerischen Boiotie<lb/> gesagt 550—55, die das fest verherrlichen. das lob des κοσμῆσαι ἵππους τε καὶ ἀνέϱας<lb/> ἀσπιδιώτας, das Menestheus erhält, gilt also dem Panathenaeenzuge und der εὐανδϱία:<lb/> es ist ein gutes motto für den Parthenonfries. fälschlich habe ich (Hom. Unt. 247)<lb/> den vers auf die schlachtreihe des kleisthenischen heeres bezogen: es ist das ein<lb/> bild, die Panathenaeen an den Panathenaeen gefeiert. ἵπποι sind wagen und reiter.<lb/> auch daſs Menestheus hinter Nestor den Neliden zurückgestellt wird, einzig hinter<lb/> ihn, ist für Athen, dessen vornehmster adel pylisch sein wollte, nicht herabsetzend.<lb/> auf die zeit des Hippias kann der vers freilich nicht gehn: οὐ γὰϱ ἔπεμπον τότε<lb/> μεϑ̕ ὅπλων. er ist also entweder jünger oder stammt vielmehr aus den zeiten vor<lb/> der befestigten tyrannenherrschaft, 566—540 etwa, deren festordnung füglich militärisch<lb/> gewesen sein kann.</note> und musiker und das volk selbst für<lb/> seine εὐανδϱία. als der privatwolstand gebrochen war, hat man, ohne<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0253]
Athlotheten.
spruch zwischen gesetzgebung und praxis, den er anmerkt, gereizt
haben. auch sei daran erinnert, daſs die Panathenäeenfeier jüngst
durch Lykurgos neu geordnet war. die athlotheten sind beamte, denn
sie unterliegen der dokimasie; zu tun haben sie aber mit eigener
verantwortlichkeit wenig. sie stehn den jährigen opferherrn darin gleich,
daſs sie ein staatsfest ausrichten ohne die oberaufsicht eines der hohen
würdenträger, die die Lenaeen Dionysien Thargelien Mysterien be-
sorgen und denen auch eine zehnercommission zur seite steht, sogar
zum teil eine gewählte. aber sie heiſsen “preissetzer”, und ausgesetzt
sind allerdings hohe preise, goldne kränze, geld 104), schilde und das be-
rühmte attische öl in den panathenäischen henkelkrügen 105); aber diese
preise gibt, spätestens seit der officielle tarif (CIA II 965) in der ersten
hälfte des vierten jahrhunderts aufgestellt ist, der staat. ich denke aber
auch erst seitdem. denn es versteht sich von selbst, daſs die ἀϑλοϑέται
so benannt sind, weil sie ἆϑλα ἐτίϑεσαν, und weil sie diese liturgie
leisteten, hatten sie die ehre, das fest im namen Athenas und Athens
auszurichten; Athena gab nur für die körperlichen leistungen, die von
alters her allein herkömmlichen agone, ihr öl zum preise: mit dem
sollten sich die ἀϑληταί salben. darin ist logik, und so wird der archon
Hippokleides 566 das fest geordnet haben, mag er auch selbst athlothet
gewesen sein. zehnzahl und volkswahl sind natürlich erst kleisthenisch
oder jünger. damals war die athlothesie eine besonders vornehme liturgie.
sie belohnten die rhapsoden 106) und musiker und das volk selbst für
seine εὐανδϱία. als der privatwolstand gebrochen war, hat man, ohne
104) Wer die officielle inschrift kennt, muſs einsehen, daſs ἀϱγύϱιον καὶ χϱυσᾶ
bei Aristoteles herzustellen ist (ἀϱγύϱια, überhaupt unsinn, der papyrus). es ist
nicht nötig, andere lesungen zu widerlegen.
105) Der typus Athenas auf diesen gefäſsen darf also sammt der inschrift auf
die mitte des sechsten jahrhunderts bezogen werden.
106) Wie dankbar diese waren, haben sie in den versen der homerischen Boiotie
gesagt 550—55, die das fest verherrlichen. das lob des κοσμῆσαι ἵππους τε καὶ ἀνέϱας
ἀσπιδιώτας, das Menestheus erhält, gilt also dem Panathenaeenzuge und der εὐανδϱία:
es ist ein gutes motto für den Parthenonfries. fälschlich habe ich (Hom. Unt. 247)
den vers auf die schlachtreihe des kleisthenischen heeres bezogen: es ist das ein
bild, die Panathenaeen an den Panathenaeen gefeiert. ἵπποι sind wagen und reiter.
auch daſs Menestheus hinter Nestor den Neliden zurückgestellt wird, einzig hinter
ihn, ist für Athen, dessen vornehmster adel pylisch sein wollte, nicht herabsetzend.
auf die zeit des Hippias kann der vers freilich nicht gehn: οὐ γὰϱ ἔπεμπον τότε
μεϑ̕ ὅπλων. er ist also entweder jünger oder stammt vielmehr aus den zeiten vor
der befestigten tyrannenherrschaft, 566—540 etwa, deren festordnung füglich militärisch
gewesen sein kann.
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