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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

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Der rat.
der baupläne50) und des peplos, der von bestimmten frauen für die
Panathenaeen gewoben ward[.] diese beiden letzten pflichten waren dem
rate freilich zu gunsten des gerichtes abgenommen; dafür hatte er aber an
den vorbereitungen für die Panathenaeen in sofern anteil, als er neben
dem kriegsschatzmeister bei der beschaffung von Niken und paradegeräten
mitwirkte. endlich die prüfung der gesuche um armenunterstützung.51)

So wie ich das reproducirt habe, ist der zusammenhang gut: so
steht es aber nicht da, sondern es heisst 49, 3 "früher hatte der rat die
entscheidung über baupläne und peplos, jetzt aber hat sie ein gericht.
auch an der beschaffung der Niken wirkt der rat mit". wer das list,
fragt verwundert, weshalb steht diese beseitigte competenz nicht bei den
andern beseitigten 45, 3, und die fürsorge für die Niken nicht bei der

andern grunde untauglich scheint. die zahl der pferde ist eine feste, 1000, wie
man nach Demosthenes 14, 13 und Philochoros (Hes. ippes, aus vollständigeren
scholien zu Ar. Ritt. 225) für diese zeit glauben darf. daraus folgt, dass sowol der
wolstand wie die neigung der bevölkerung das bedürfnis an reiterstellen überstieg.
50) In dem sinne braucht das wort paradeigma schon Herodotos V 61, nicht
anders als das programm der skeuothek Philons. auch das attische staatsrecht
scheint mir zu fordern, dass ein den staat bindendes instrument einer ordentlichen
behörde vorgelegen hat, nicht bloss einer commission von epistatai oder epime-
letai. sicher falsch ist die conjectur ta paradeigmata ta eis ton peplon, weil
es für einen mantel nicht mehrere modelle gab: krinein mit dem accusativ bedeutet
nicht die auswahl aus einer mehrheit, sondern das probare.
51) Die grammatikerüberlieferung war verwirrt, und Böckh hatte sie nicht ganz
richtig behandelt. da nun von ihren quellen ausser Lysias 24 auch Aristoteles vor-
liegt, steht sachlich fest, dass die unterstützung im anfange des 4 jahrhunderts 1,
zu Aristoteles zeit 2 obolen den tag betrug, und es folgt, dass bei Harpokration
(adun.) die worte e obolon vor a`s Arist. interpolirt sind, d. h. aus einem rand-
citat, das auf Lysias beruhte, eingeschwärzt. nun bleibt noch der widerspruch,
dass Philochoros nach Harp. den sold auf 9 drachmen den monat angegeben hat,
nach Lex. Seg. VI 345 auf 5 obolen, den tag, wie man erklären muss; schol.
Aesch. 1, 103, das von Solon und dem triobolon fabelt, hat Böckh beseitigt: das
ist autoschediasma. nun ist Harpokration an sich vorzuziehn, und Böckh bemerkt
mit recht, dass die berechnung nach dem monat für die zeit der 12 phylen gut
passt, da auch zuvor der sold nach prytanien abgehoben ward (Aischin. 1, 103).
dann ist aber die geringe herabsetzung um eine drachme den monat der armen
zeit wol zuzutraun: denn 2 ob. den tag ergibt ja 10 dr. den monat. e im lexicon
wird th gewesen sein; ehedem hatte man umgekehrt geschlossen. aber es reicht
ja diese änderung auch noch nicht. -- die eskhate demokratia hatte nicht nur die
unterstützungen erhöht, sondern auch die anforderungen an die bedürftigkeit erniedrigt.
denn zu Lysias zeiten musste offenbar ausser der erwerbsunfähigkeit die bedürftig-
keit schlechtweg nachgewiesen werden; jetzt galt dieser nachweis durch ein ver-
mögen unter 3 minen für erbracht.

Der rat.
der baupläne50) und des peplos, der von bestimmten frauen für die
Panathenaeen gewoben ward[.] diese beiden letzten pflichten waren dem
rate freilich zu gunsten des gerichtes abgenommen; dafür hatte er aber an
den vorbereitungen für die Panathenaeen in sofern anteil, als er neben
dem kriegsschatzmeister bei der beschaffung von Niken und paradegeräten
mitwirkte. endlich die prüfung der gesuche um armenunterstützung.51)

So wie ich das reproducirt habe, ist der zusammenhang gut: so
steht es aber nicht da, sondern es heiſst 49, 3 “früher hatte der rat die
entscheidung über baupläne und peplos, jetzt aber hat sie ein gericht.
auch an der beschaffung der Niken wirkt der rat mit”. wer das list,
fragt verwundert, weshalb steht diese beseitigte competenz nicht bei den
andern beseitigten 45, 3, und die fürsorge für die Niken nicht bei der

andern grunde untauglich scheint. die zahl der pferde ist eine feste, 1000, wie
man nach Demosthenes 14, 13 und Philochoros (Hes. ἱππῆς, aus vollständigeren
scholien zu Ar. Ritt. 225) für diese zeit glauben darf. daraus folgt, daſs sowol der
wolstand wie die neigung der bevölkerung das bedürfnis an reiterstellen überstieg.
50) In dem sinne braucht das wort παϱάδειγμα schon Herodotos V 61, nicht
anders als das programm der skeuothek Philons. auch das attische staatsrecht
scheint mir zu fordern, daſs ein den staat bindendes instrument einer ordentlichen
behörde vorgelegen hat, nicht bloſs einer commission von ἐπιστάται oder ἐπιμε-
ληταί. sicher falsch ist die conjectur τὰ παϱαδείγματα τὰ εἰς τὸν πέπλον, weil
es für einen mantel nicht mehrere modelle gab: κϱίνειν mit dem accusativ bedeutet
nicht die auswahl aus einer mehrheit, sondern das probare.
51) Die grammatikerüberlieferung war verwirrt, und Böckh hatte sie nicht ganz
richtig behandelt. da nun von ihren quellen auſser Lysias 24 auch Aristoteles vor-
liegt, steht sachlich fest, daſs die unterstützung im anfange des 4 jahrhunderts 1,
zu Aristoteles zeit 2 obolen den tag betrug, und es folgt, daſs bei Harpokration
(ἀδύν.) die worte ἢ ὀβολόν vor α῾ς Ἀϱιστ. interpolirt sind, d. h. aus einem rand-
citat, das auf Lysias beruhte, eingeschwärzt. nun bleibt noch der widerspruch,
daſs Philochoros nach Harp. den sold auf 9 drachmen den monat angegeben hat,
nach Lex. Seg. VI 345 auf 5 obolen, den tag, wie man erklären muſs; schol.
Aesch. 1, 103, das von Solon und dem τϱιώβολον fabelt, hat Böckh beseitigt: das
ist autoschediasma. nun ist Harpokration an sich vorzuziehn, und Böckh bemerkt
mit recht, daſs die berechnung nach dem monat für die zeit der 12 phylen gut
paſst, da auch zuvor der sold nach prytanien abgehoben ward (Aischin. 1, 103).
dann ist aber die geringe herabsetzung um eine drachme den monat der armen
zeit wol zuzutraun: denn 2 ob. den tag ergibt ja 10 dr. den monat. ε̕ im lexicon
wird ϑ gewesen sein; ehedem hatte man umgekehrt geschlossen. aber es reicht
ja diese änderung auch noch nicht. — die ἐσχάτη δημοκϱατία hatte nicht nur die
unterstützungen erhöht, sondern auch die anforderungen an die bedürftigkeit erniedrigt.
denn zu Lysias zeiten muſste offenbar auſser der erwerbsunfähigkeit die bedürftig-
keit schlechtweg nachgewiesen werden; jetzt galt dieser nachweis durch ein ver-
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[213/0227] Der rat. der baupläne 50) und des peplos, der von bestimmten frauen für die Panathenaeen gewoben ward. diese beiden letzten pflichten waren dem rate freilich zu gunsten des gerichtes abgenommen; dafür hatte er aber an den vorbereitungen für die Panathenaeen in sofern anteil, als er neben dem kriegsschatzmeister bei der beschaffung von Niken und paradegeräten mitwirkte. endlich die prüfung der gesuche um armenunterstützung. 51) So wie ich das reproducirt habe, ist der zusammenhang gut: so steht es aber nicht da, sondern es heiſst 49, 3 “früher hatte der rat die entscheidung über baupläne und peplos, jetzt aber hat sie ein gericht. auch an der beschaffung der Niken wirkt der rat mit”. wer das list, fragt verwundert, weshalb steht diese beseitigte competenz nicht bei den andern beseitigten 45, 3, und die fürsorge für die Niken nicht bei der 49) 50) In dem sinne braucht das wort παϱάδειγμα schon Herodotos V 61, nicht anders als das programm der skeuothek Philons. auch das attische staatsrecht scheint mir zu fordern, daſs ein den staat bindendes instrument einer ordentlichen behörde vorgelegen hat, nicht bloſs einer commission von ἐπιστάται oder ἐπιμε- ληταί. sicher falsch ist die conjectur τὰ παϱαδείγματα τὰ εἰς τὸν πέπλον, weil es für einen mantel nicht mehrere modelle gab: κϱίνειν mit dem accusativ bedeutet nicht die auswahl aus einer mehrheit, sondern das probare. 51) Die grammatikerüberlieferung war verwirrt, und Böckh hatte sie nicht ganz richtig behandelt. da nun von ihren quellen auſser Lysias 24 auch Aristoteles vor- liegt, steht sachlich fest, daſs die unterstützung im anfange des 4 jahrhunderts 1, zu Aristoteles zeit 2 obolen den tag betrug, und es folgt, daſs bei Harpokration (ἀδύν.) die worte ἢ ὀβολόν vor α῾ς Ἀϱιστ. interpolirt sind, d. h. aus einem rand- citat, das auf Lysias beruhte, eingeschwärzt. nun bleibt noch der widerspruch, daſs Philochoros nach Harp. den sold auf 9 drachmen den monat angegeben hat, nach Lex. Seg. VI 345 auf 5 obolen, den tag, wie man erklären muſs; schol. Aesch. 1, 103, das von Solon und dem τϱιώβολον fabelt, hat Böckh beseitigt: das ist autoschediasma. nun ist Harpokration an sich vorzuziehn, und Böckh bemerkt mit recht, daſs die berechnung nach dem monat für die zeit der 12 phylen gut paſst, da auch zuvor der sold nach prytanien abgehoben ward (Aischin. 1, 103). dann ist aber die geringe herabsetzung um eine drachme den monat der armen zeit wol zuzutraun: denn 2 ob. den tag ergibt ja 10 dr. den monat. ε̕ im lexicon wird ϑ gewesen sein; ehedem hatte man umgekehrt geschlossen. aber es reicht ja diese änderung auch noch nicht. — die ἐσχάτη δημοκϱατία hatte nicht nur die unterstützungen erhöht, sondern auch die anforderungen an die bedürftigkeit erniedrigt. denn zu Lysias zeiten muſste offenbar auſser der erwerbsunfähigkeit die bedürftig- keit schlechtweg nachgewiesen werden; jetzt galt dieser nachweis durch ein ver- mögen unter 3 minen für erbracht. 49) andern grunde untauglich scheint. die zahl der pferde ist eine feste, 1000, wie man nach Demosthenes 14, 13 und Philochoros (Hes. ἱππῆς, aus vollständigeren scholien zu Ar. Ritt. 225) für diese zeit glauben darf. daraus folgt, daſs sowol der wolstand wie die neigung der bevölkerung das bedürfnis an reiterstellen überstieg.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/227>, abgerufen am 24.11.2024.