geistreichen Mannes, das noch immer die Art von Verachtung nicht verdient, womit man gegenwär¬ tig davon spricht, was das eigentlich mit der schö¬ nen Natur und ihrer Nachahmung auf sich hatte, und in einer Epoche auf sich haben konnte, als alle wirkliche Natur aus dem Leben geschwunden war und Malerei, Bildhauerei, Musik, Poesie, Baukunst, Gartenkunst und was es sonst für Künste gibt, die an einem gegebenen Stoff das Schöne verwirklichen wollen, unglaublich verschro¬ ben und manierirt waren.
Diderot und Rousseau hießen die beiden un¬ sterblichen Männer, die sich aus der Unnatur ih¬ res Jahrhunderts zuerst herausrissen. Rousseau's Emil legte den Grund zu einer neuen Erziehung der europäischen Jugend, sein contrat social den Grund zur französischen Revolution, dem Todes¬ stoß der europäischen Tyrannis in Kunst, Sitte und Staat. Für die Deutschen ging zu gleicher Zeit Shakspeare auf und damit ein fluthendes Luftmeer von Genien und Kräften, woran die unersättlichste Phantasie ewigen Stoff zur Schwelgerei findet. Lange Zeit nahm man den Genuß nur so hin, ohne über die Quelle desselben nachzudenken; so wie man sich auch die französische Revolution mit der Phantasie aneignete, ohne etwas Arges dabei zu denken und ohne aus der Schläfrigkeit des bür¬
geiſtreichen Mannes, das noch immer die Art von Verachtung nicht verdient‚ womit man gegenwaͤr¬ tig davon ſpricht, was das eigentlich mit der ſchoͤ¬ nen Natur und ihrer Nachahmung auf ſich hatte‚ und in einer Epoche auf ſich haben konnte‚ als alle wirkliche Natur aus dem Leben geſchwunden war und Malerei, Bildhauerei, Muſik, Poeſie‚ Baukunſt‚ Gartenkunſt und was es ſonſt fuͤr Kuͤnſte gibt‚ die an einem gegebenen Stoff das Schoͤne verwirklichen wollen‚ unglaublich verſchro¬ ben und manierirt waren.
Diderot und Rouſſeau hießen die beiden un¬ ſterblichen Maͤnner‚ die ſich aus der Unnatur ih¬ res Jahrhunderts zuerſt herausriſſen. Rouſſeau’s Emil legte den Grund zu einer neuen Erziehung der europaͤiſchen Jugend, ſein contrat social den Grund zur franzoͤſiſchen Revolution‚ dem Todes¬ ſtoß der europaͤiſchen Tyrannis in Kunſt‚ Sitte und Staat. Fuͤr die Deutſchen ging zu gleicher Zeit Shakſpeare auf und damit ein fluthendes Luftmeer von Genien und Kraͤften‚ woran die unerſaͤttlichſte Phantaſie ewigen Stoff zur Schwelgerei findet. Lange Zeit nahm man den Genuß nur ſo hin, ohne uͤber die Quelle deſſelben nachzudenken; ſo wie man ſich auch die franzoͤſiſche Revolution mit der Phantaſie aneignete, ohne etwas Arges dabei zu denken und ohne aus der Schlaͤfrigkeit des buͤr¬
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geiſtreichen Mannes, das noch immer die Art von
Verachtung nicht verdient‚ womit man gegenwaͤr¬
tig davon ſpricht, was das eigentlich mit der ſchoͤ¬
nen Natur und ihrer Nachahmung auf ſich hatte‚
und in einer Epoche auf ſich haben konnte‚ als
alle wirkliche Natur aus dem Leben geſchwunden
war und Malerei, Bildhauerei, Muſik, Poeſie‚
Baukunſt‚ Gartenkunſt und was es ſonſt fuͤr
Kuͤnſte gibt‚ die an einem gegebenen Stoff das
Schoͤne verwirklichen wollen‚ unglaublich verſchro¬
ben und manierirt waren.
Diderot und Rouſſeau hießen die beiden un¬
ſterblichen Maͤnner‚ die ſich aus der Unnatur ih¬
res Jahrhunderts zuerſt herausriſſen. Rouſſeau’s
Emil legte den Grund zu einer neuen Erziehung
der europaͤiſchen Jugend, ſein contrat social den
Grund zur franzoͤſiſchen Revolution‚ dem Todes¬
ſtoß der europaͤiſchen Tyrannis in Kunſt‚ Sitte
und Staat. Fuͤr die Deutſchen ging zu gleicher Zeit
Shakſpeare auf und damit ein fluthendes Luftmeer
von Genien und Kraͤften‚ woran die unerſaͤttlichſte
Phantaſie ewigen Stoff zur Schwelgerei findet.
Lange Zeit nahm man den Genuß nur ſo hin,
ohne uͤber die Quelle deſſelben nachzudenken; ſo wie
man ſich auch die franzoͤſiſche Revolution mit der
Phantaſie aneignete, ohne etwas Arges dabei zu
denken und ohne aus der Schlaͤfrigkeit des buͤr¬
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/96>, abgerufen am 23.11.2024.
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