Wir haben die Moral als die Kunst eines Je¬ den, seinen Charakter zu bilden und sein Leben zu gestalten, dem Kreis der schönen Künste vindizirt, indem wir die irrigen Ansichten vom Leichtsinn und der Gewissenlosigkeit der Kunst als dem Ernst und Gewissen der Moral entgegengesetzt in die ge¬ hörige Beleuchtung stellten. In der That, Jeder¬ mann ist Künstler und Kunstwerk zugleich, beob¬ achten Sie nur die moralischen Aeußerungen der Menschen, mit denen Sie umgehen, mit künstle¬ rischem Auge, so werden Sie etwas von dem Eindruck empfinden, den ein Gedicht, eine Ma¬ lerei, ein Bildwerk auf Sie zu machen pflegt. Hier sehen Sie einen Menschen, der durch und durch Charakter ist, stark im Wollen, wenn auch
Wienbarg, ästhet. Feldz. 12
Dreizehnte Vorleſung.
Wir haben die Moral als die Kunſt eines Je¬ den, ſeinen Charakter zu bilden und ſein Leben zu geſtalten, dem Kreis der ſchoͤnen Kuͤnſte vindizirt, indem wir die irrigen Anſichten vom Leichtſinn und der Gewiſſenloſigkeit der Kunſt als dem Ernſt und Gewiſſen der Moral entgegengeſetzt in die ge¬ hoͤrige Beleuchtung ſtellten. In der That, Jeder¬ mann iſt Kuͤnſtler und Kunſtwerk zugleich, beob¬ achten Sie nur die moraliſchen Aeußerungen der Menſchen, mit denen Sie umgehen, mit kuͤnſtle¬ riſchem Auge, ſo werden Sie etwas von dem Eindruck empfinden, den ein Gedicht, eine Ma¬ lerei, ein Bildwerk auf Sie zu machen pflegt. Hier ſehen Sie einen Menſchen, der durch und durch Charakter iſt, ſtark im Wollen, wenn auch
Wienbarg, aͤſthet. Feldz. 12
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Dreizehnte Vorleſung.
Wir haben die Moral als die Kunſt eines Je¬
den, ſeinen Charakter zu bilden und ſein Leben zu
geſtalten, dem Kreis der ſchoͤnen Kuͤnſte vindizirt,
indem wir die irrigen Anſichten vom Leichtſinn
und der Gewiſſenloſigkeit der Kunſt als dem Ernſt
und Gewiſſen der Moral entgegengeſetzt in die ge¬
hoͤrige Beleuchtung ſtellten. In der That, Jeder¬
mann iſt Kuͤnſtler und Kunſtwerk zugleich, beob¬
achten Sie nur die moraliſchen Aeußerungen der
Menſchen, mit denen Sie umgehen, mit kuͤnſtle¬
riſchem Auge, ſo werden Sie etwas von dem
Eindruck empfinden, den ein Gedicht, eine Ma¬
lerei, ein Bildwerk auf Sie zu machen pflegt.
Hier ſehen Sie einen Menſchen, der durch und
durch Charakter iſt, ſtark im Wollen, wenn auch
Wienbarg, aͤſthet. Feldz. 12
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/191>, abgerufen am 24.11.2024.
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