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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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versagt, welchem hat sie den Brunnen ihres Le¬
benswassers ganz verschlossen. Was wäre die Ge¬
schichte, welche armselige Rolle hätte selbst das
Christenthum auf der Weltbühne gespielt, ohne
diese älteste und ewige Offenbarung und Ergießung
des Lebensgeistes, welche Gabe des Himmels käme
einer schwindsüchtigen und ohnmächtigen Mensch¬
heit zu gute, welche Engelszunge kann ein mat¬
tes, erstorbenes Herz in Begeistrung setzen. In
jener geistig-leiblichen Urkraft ruht das Gute und
Schöne wie im befruchtenden Schooß, ohne sie
sind beide welk und unfreundlich und verdienen
den Sonnenschein des Himmels nicht.

Auf dieser Kraft beruht unsere Wiedergebä¬
rung -- wer sie in sich fühlt, der wehre dem
Raube, womit die Zeit sie bedroht.



verſagt, welchem hat ſie den Brunnen ihres Le¬
benswaſſers ganz verſchloſſen. Was waͤre die Ge¬
ſchichte, welche armſelige Rolle haͤtte ſelbſt das
Chriſtenthum auf der Weltbuͤhne geſpielt, ohne
dieſe aͤlteſte und ewige Offenbarung und Ergießung
des Lebensgeiſtes, welche Gabe des Himmels kaͤme
einer ſchwindſuͤchtigen und ohnmaͤchtigen Menſch¬
heit zu gute, welche Engelszunge kann ein mat¬
tes, erſtorbenes Herz in Begeiſtrung ſetzen. In
jener geiſtig-leiblichen Urkraft ruht das Gute und
Schoͤne wie im befruchtenden Schooß, ohne ſie
ſind beide welk und unfreundlich und verdienen
den Sonnenſchein des Himmels nicht.

Auf dieſer Kraft beruht unſere Wiedergebaͤ¬
rung — wer ſie in ſich fuͤhlt, der wehre dem
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[176/0190] verſagt, welchem hat ſie den Brunnen ihres Le¬ benswaſſers ganz verſchloſſen. Was waͤre die Ge¬ ſchichte, welche armſelige Rolle haͤtte ſelbſt das Chriſtenthum auf der Weltbuͤhne geſpielt, ohne dieſe aͤlteſte und ewige Offenbarung und Ergießung des Lebensgeiſtes, welche Gabe des Himmels kaͤme einer ſchwindſuͤchtigen und ohnmaͤchtigen Menſch¬ heit zu gute, welche Engelszunge kann ein mat¬ tes, erſtorbenes Herz in Begeiſtrung ſetzen. In jener geiſtig-leiblichen Urkraft ruht das Gute und Schoͤne wie im befruchtenden Schooß, ohne ſie ſind beide welk und unfreundlich und verdienen den Sonnenſchein des Himmels nicht. Auf dieſer Kraft beruht unſere Wiedergebaͤ¬ rung — wer ſie in ſich fuͤhlt, der wehre dem Raube, womit die Zeit ſie bedroht.

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/190>, abgerufen am 24.11.2024.