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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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der indischen Weltanschauung zu Grunde liegt und
das Krischnas in der Bagavadgita (Unterredung
des Krischnas) mit den Worten ausspricht: nie
ist der Werth einer Handlung in
die Frucht gesetzt
, so fühlen wir schon
gleich alle Konsequenzen, welche aus diesem Grund¬
satz für Leben und Kunst ohnedies herausfließen
müßten. Nie ist der Werth des Han¬
delns in die Frucht gesetzt: das heißt:
nicht die That ist etwas, nicht der Erfolg,
nur der Gedanke, die Absicht. Wilhelm
Humbold, der über die Bagavadgita sich in einer
eigenen Schrift verbreitet hat, nennt eine solche
Stimmung eine unläugbar philosophische, eine an
das Erhabene grenzende. Das Erstere wird man
ihm leicht zugestehen, da die Philosophie als solche,
oder die Metaphysik, sich nicht allein aus dem
Kreise menschlicher Handlungen, sondern aus
allem Stoffartigen der Natur und Menschheit zu¬
rückzieht und, wie schon bemerkt, mit der entkör¬
pernden Mystik in nahen Verhältnissen steht. Auch
die Bezeichnung des Erhabenen oder dessen, was
an das Erhabene grenzt, mag man unangetastet
lassen, da das Erhabene auch in unsern Augen
dann hervortritt, wenn ein Mensch, ohne Aus¬
sicht auf Erfolg, sich für eine große Sache auf¬
opfert, und nur die Heiligkeit und Schönheit des

der indiſchen Weltanſchauung zu Grunde liegt und
das Kriſchnas in der Bagavadgita (Unterredung
des Kriſchnas) mit den Worten ausſpricht: nie
iſt der Werth einer Handlung in
die Frucht geſetzt
, ſo fuͤhlen wir ſchon
gleich alle Konſequenzen, welche aus dieſem Grund¬
ſatz fuͤr Leben und Kunſt ohnedies herausfließen
muͤßten. Nie iſt der Werth des Han¬
delns in die Frucht geſetzt: das heißt:
nicht die That iſt etwas, nicht der Erfolg,
nur der Gedanke, die Abſicht. Wilhelm
Humbold, der uͤber die Bagavadgita ſich in einer
eigenen Schrift verbreitet hat, nennt eine ſolche
Stimmung eine unlaͤugbar philoſophiſche, eine an
das Erhabene grenzende. Das Erſtere wird man
ihm leicht zugeſtehen, da die Philoſophie als ſolche,
oder die Metaphyſik, ſich nicht allein aus dem
Kreiſe menſchlicher Handlungen, ſondern aus
allem Stoffartigen der Natur und Menſchheit zu¬
ruͤckzieht und, wie ſchon bemerkt, mit der entkoͤr¬
pernden Myſtik in nahen Verhaͤltniſſen ſteht. Auch
die Bezeichnung des Erhabenen oder deſſen, was
an das Erhabene grenzt, mag man unangetaſtet
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[90/0104] der indiſchen Weltanſchauung zu Grunde liegt und das Kriſchnas in der Bagavadgita (Unterredung des Kriſchnas) mit den Worten ausſpricht: nie iſt der Werth einer Handlung in die Frucht geſetzt, ſo fuͤhlen wir ſchon gleich alle Konſequenzen, welche aus dieſem Grund¬ ſatz fuͤr Leben und Kunſt ohnedies herausfließen muͤßten. Nie iſt der Werth des Han¬ delns in die Frucht geſetzt: das heißt: nicht die That iſt etwas, nicht der Erfolg, nur der Gedanke, die Abſicht. Wilhelm Humbold, der uͤber die Bagavadgita ſich in einer eigenen Schrift verbreitet hat, nennt eine ſolche Stimmung eine unlaͤugbar philoſophiſche, eine an das Erhabene grenzende. Das Erſtere wird man ihm leicht zugeſtehen, da die Philoſophie als ſolche, oder die Metaphyſik, ſich nicht allein aus dem Kreiſe menſchlicher Handlungen, ſondern aus allem Stoffartigen der Natur und Menſchheit zu¬ ruͤckzieht und, wie ſchon bemerkt, mit der entkoͤr¬ pernden Myſtik in nahen Verhaͤltniſſen ſteht. Auch die Bezeichnung des Erhabenen oder deſſen, was an das Erhabene grenzt, mag man unangetaſtet laſſen, da das Erhabene auch in unſern Augen dann hervortritt, wenn ein Menſch, ohne Aus¬ ſicht auf Erfolg, ſich fuͤr eine große Sache auf¬ opfert, und nur die Heiligkeit und Schoͤnheit des

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/104>, abgerufen am 24.11.2024.