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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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45.
Ach! keucht er, gnädger herr, was sagt ich euch? Nicht weiter,
Freund Scherasmin! fällt ihm der Geist ins wort:
Ich kenne dich als einen wackern streiter,
Nur läuft dein kopf manchmal mit deinem herzen fort.
Warum, auf andrer wort, so rasch mich zu verlästern?
Fy! graulich schon von Bart, am urtheil noch so jung!
Nimm in geduld die kleine züchtigung!
Ihr andern, geht, und büßt für euch und eure schwestern!
46.
Das Klostervolk schleicht sich beschämt davon.
Drauf spricht der schöne Zwerg mit huld zu Scherasmine:
Wie? Alter, immer noch des argwohns düstre mine?
Doch, weil du bieder bist, verzeyht dir Oberon.
Komm näher, guter alter zecher,
Komm, fass' ein herz zu mir und fürchte keinen trug;
Du bist erschöpft; nimm diesen becher
Und leer ihn aus auf Einen zug.
47.
Mit diesem wort reicht ihm der Elfenkönig
Ein trinkgeschirr von feinem gold gedreht.
Der Alte, der mit noth auf seinen beinen steht,
Stuzt, wie er leer es sieht, nicht wenig.
Ey, ruft der Zwerg, noch keine zuversicht?
Frisch an den mund gesezt, und trink, und zweifle nicht.
Der gute mann gehorcht, zwar nur mit halbem willen,
Und sieht das gold sich flugs mit wein von Langon füllen.
48. Und
45.
Ach! keucht er, gnaͤdger herr, was ſagt ich euch? Nicht weiter,
Freund Scherasmin! faͤllt ihm der Geiſt ins wort:
Ich kenne dich als einen wackern ſtreiter,
Nur laͤuft dein kopf manchmal mit deinem herzen fort.
Warum, auf andrer wort, ſo raſch mich zu verlaͤſtern?
Fy! graulich ſchon von Bart, am urtheil noch ſo jung!
Nimm in geduld die kleine zuͤchtigung!
Ihr andern, geht, und buͤßt fuͤr euch und eure ſchweſtern!
46.
Das Kloſtervolk ſchleicht ſich beſchaͤmt davon.
Drauf ſpricht der ſchoͤne Zwerg mit huld zu Scherasmine:
Wie? Alter, immer noch des argwohns duͤſtre mine?
Doch, weil du bieder biſt, verzeyht dir Oberon.
Komm naͤher, guter alter zecher,
Komm, faſſ' ein herz zu mir und fuͤrchte keinen trug;
Du biſt erſchoͤpft; nimm dieſen becher
Und leer ihn aus auf Einen zug.
47.
Mit dieſem wort reicht ihm der Elfenkoͤnig
Ein trinkgeſchirr von feinem gold gedreht.
Der Alte, der mit noth auf ſeinen beinen ſteht,
Stuzt, wie er leer es ſieht, nicht wenig.
Ey, ruft der Zwerg, noch keine zuverſicht?
Friſch an den mund geſezt, und trink, und zweifle nicht.
Der gute mann gehorcht, zwar nur mit halbem willen,
Und ſieht das gold ſich flugs mit wein von Langon fuͤllen.
48. Und
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[0049] 45. Ach! keucht er, gnaͤdger herr, was ſagt ich euch? Nicht weiter, Freund Scherasmin! faͤllt ihm der Geiſt ins wort: Ich kenne dich als einen wackern ſtreiter, Nur laͤuft dein kopf manchmal mit deinem herzen fort. Warum, auf andrer wort, ſo raſch mich zu verlaͤſtern? Fy! graulich ſchon von Bart, am urtheil noch ſo jung! Nimm in geduld die kleine zuͤchtigung! Ihr andern, geht, und buͤßt fuͤr euch und eure ſchweſtern! 46. Das Kloſtervolk ſchleicht ſich beſchaͤmt davon. Drauf ſpricht der ſchoͤne Zwerg mit huld zu Scherasmine: Wie? Alter, immer noch des argwohns duͤſtre mine? Doch, weil du bieder biſt, verzeyht dir Oberon. Komm naͤher, guter alter zecher, Komm, faſſ' ein herz zu mir und fuͤrchte keinen trug; Du biſt erſchoͤpft; nimm dieſen becher Und leer ihn aus auf Einen zug. 47. Mit dieſem wort reicht ihm der Elfenkoͤnig Ein trinkgeſchirr von feinem gold gedreht. Der Alte, der mit noth auf ſeinen beinen ſteht, Stuzt, wie er leer es ſieht, nicht wenig. Ey, ruft der Zwerg, noch keine zuverſicht? Friſch an den mund geſezt, und trink, und zweifle nicht. Der gute mann gehorcht, zwar nur mit halbem willen, Und ſieht das gold ſich flugs mit wein von Langon fuͤllen. 48. Und

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/49>, abgerufen am 21.11.2024.