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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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69.
In einem lustwald, mitten zwischen
Hochaufgeschoßnen vollen rosenbüschen,
Stand der Palast, von dessen wunderglanz
Der stille hayn und das gebüsche ganz
Durchschimmert schien -- Wars nicht an diesem orte,
Spricht Hüon leis' und schaudernd -- Doch, bevor
Ers ausspricht, öfnet schnell sich eine goldne Pforte,
Und zwanzig Jungfraun gehn aus dem palast hervor.
70.
Sie kamen, schön wie der May, mit ewigblühenden wangen,
Gekleidet in glänzendes Lilienweiß,
Die Erdenkinder zu empfangen
Die Oberon liebt. Sie kamen tanzend, und sangen
Der reinen Treue unsterblichen Preis.
Komm, sangen sie (und goldne zymbeln klangen
In ihren süßen gesang, zu ihrem lieblichen tanz)
Komm, trautes Paar, empfang den schönen Siegeskranz!
71.
Die Liebenden -- sich kaum besinnend -- in die wonne
Der andern Welt verzükt -- sie wallen, hand in hand,
Den doppelreyhen durch: als, gleich der Morgensonne
In ihrem Bräut'gamsschmuk, der Geist vor ihnen stand.
Nicht mehr ein schöner Zwerg, ein Knäblein, wie er ihnen
In lieblicher verkleidung sonst erschienen --
Ein Jüngling, ewig schön und ewigblühend, stand
Der Elfenkönig da, den Ring an seiner hand.
72. Und
U
69.
In einem luſtwald, mitten zwiſchen
Hochaufgeſchoßnen vollen roſenbuͤſchen,
Stand der Palaſt, von deſſen wunderglanz
Der ſtille hayn und das gebuͤſche ganz
Durchſchimmert ſchien — Wars nicht an dieſem orte,
Spricht Huͤon leiſ' und ſchaudernd — Doch, bevor
Ers ausſpricht, oͤfnet ſchnell ſich eine goldne Pforte,
Und zwanzig Jungfraun gehn aus dem palaſt hervor.
70.
Sie kamen, ſchoͤn wie der May, mit ewigbluͤhenden wangen,
Gekleidet in glaͤnzendes Lilienweiß,
Die Erdenkinder zu empfangen
Die Oberon liebt. Sie kamen tanzend, und ſangen
Der reinen Treue unſterblichen Preis.
Komm, ſangen ſie (und goldne zymbeln klangen
In ihren ſuͤßen geſang, zu ihrem lieblichen tanz)
Komm, trautes Paar, empfang den ſchoͤnen Siegeskranz!
71.
Die Liebenden — ſich kaum beſinnend — in die wonne
Der andern Welt verzuͤkt — ſie wallen, hand in hand,
Den doppelreyhen durch: als, gleich der Morgenſonne
In ihrem Braͤut'gamsſchmuk, der Geiſt vor ihnen ſtand.
Nicht mehr ein ſchoͤner Zwerg, ein Knaͤblein, wie er ihnen
In lieblicher verkleidung ſonſt erſchienen —
Ein Juͤngling, ewig ſchoͤn und ewigbluͤhend, ſtand
Der Elfenkoͤnig da, den Ring an ſeiner hand.
72. Und
U
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[0311] 69. In einem luſtwald, mitten zwiſchen Hochaufgeſchoßnen vollen roſenbuͤſchen, Stand der Palaſt, von deſſen wunderglanz Der ſtille hayn und das gebuͤſche ganz Durchſchimmert ſchien — Wars nicht an dieſem orte, Spricht Huͤon leiſ' und ſchaudernd — Doch, bevor Ers ausſpricht, oͤfnet ſchnell ſich eine goldne Pforte, Und zwanzig Jungfraun gehn aus dem palaſt hervor. 70. Sie kamen, ſchoͤn wie der May, mit ewigbluͤhenden wangen, Gekleidet in glaͤnzendes Lilienweiß, Die Erdenkinder zu empfangen Die Oberon liebt. Sie kamen tanzend, und ſangen Der reinen Treue unſterblichen Preis. Komm, ſangen ſie (und goldne zymbeln klangen In ihren ſuͤßen geſang, zu ihrem lieblichen tanz) Komm, trautes Paar, empfang den ſchoͤnen Siegeskranz! 71. Die Liebenden — ſich kaum beſinnend — in die wonne Der andern Welt verzuͤkt — ſie wallen, hand in hand, Den doppelreyhen durch: als, gleich der Morgenſonne In ihrem Braͤut'gamsſchmuk, der Geiſt vor ihnen ſtand. Nicht mehr ein ſchoͤner Zwerg, ein Knaͤblein, wie er ihnen In lieblicher verkleidung ſonſt erſchienen — Ein Juͤngling, ewig ſchoͤn und ewigbluͤhend, ſtand Der Elfenkoͤnig da, den Ring an ſeiner hand. 72. Und U

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/311>, abgerufen am 24.11.2024.