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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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3.
Nun steht er wieder da in seiner ganzen Schöne,
Der erste aller Erdensöhne,
Ein Held, ein Gott! -- Unmöglich ist er nur
Der Neffe Ibrahims -- In seinem ganzen wesen,
In seinem ton und anstand ist die spur
Von dem, was er umsonst verbergen will, zu lesen;
Wo ist der stempel der Natur
Der einen König macht sichtbarer je gewesen?
4.
Er, er allein, ist Ihrer werth,
Ist werth, in ihrem arm sich zu vergöttern.
Und, o! ihr fehlt ein bliz, die Feindin zu zerschmettern,
Die ihn bezaubert hält, und ihr den sieg erschwert?
Doch, wie? Almansaris? Fühlst du dich selbst nicht besser?
Gönn ihm den kleinen stolz sich pfauengleich zu blähn
In seinem heldenthum! Selbst Dir zu widerstehn!
Das alles macht doch nur die lust des sieges grösser!
5.
Bestürm' ihn erst, eh du den mut verlierst,
Mit jedem reiz, auf den sich wahre schönheit brüstet;
Begieb, damit du ihn um so viel sichrer rührst,
Der fremden waffen dich, womit die Kunst uns rüstet;
Er fühl und seh' was Götter selbst gelüstet!
Und wenn du dann sein herz noch nicht verführst,
Er dann dich noch verschmäht -- dann, Königin, erwache
Dein stolz, und schaffe dir die süße lust der Rache!
6. So
3.
Nun ſteht er wieder da in ſeiner ganzen Schoͤne,
Der erſte aller Erdenſoͤhne,
Ein Held, ein Gott! — Unmoͤglich iſt er nur
Der Neffe Ibrahims — In ſeinem ganzen weſen,
In ſeinem ton und anſtand iſt die ſpur
Von dem, was er umſonſt verbergen will, zu leſen;
Wo iſt der ſtempel der Natur
Der einen Koͤnig macht ſichtbarer je geweſen?
4.
Er, er allein, iſt Ihrer werth,
Iſt werth, in ihrem arm ſich zu vergoͤttern.
Und, o! ihr fehlt ein bliz, die Feindin zu zerſchmettern,
Die ihn bezaubert haͤlt, und ihr den ſieg erſchwert?
Doch, wie? Almanſaris? Fuͤhlſt du dich ſelbſt nicht beſſer?
Goͤnn ihm den kleinen ſtolz ſich pfauengleich zu blaͤhn
In ſeinem heldenthum! Selbſt Dir zu widerſtehn!
Das alles macht doch nur die luſt des ſieges groͤſſer!
5.
Beſtuͤrm' ihn erſt, eh du den mut verlierſt,
Mit jedem reiz, auf den ſich wahre ſchoͤnheit bruͤſtet;
Begieb, damit du ihn um ſo viel ſichrer ruͤhrſt,
Der fremden waffen dich, womit die Kunſt uns ruͤſtet;
Er fuͤhl und ſeh' was Goͤtter ſelbſt geluͤſtet!
Und wenn du dann ſein herz noch nicht verfuͤhrſt,
Er dann dich noch verſchmaͤht — dann, Koͤnigin, erwache
Dein ſtolz, und ſchaffe dir die ſuͤße luſt der Rache!
6. So
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[0289] 3. Nun ſteht er wieder da in ſeiner ganzen Schoͤne, Der erſte aller Erdenſoͤhne, Ein Held, ein Gott! — Unmoͤglich iſt er nur Der Neffe Ibrahims — In ſeinem ganzen weſen, In ſeinem ton und anſtand iſt die ſpur Von dem, was er umſonſt verbergen will, zu leſen; Wo iſt der ſtempel der Natur Der einen Koͤnig macht ſichtbarer je geweſen? 4. Er, er allein, iſt Ihrer werth, Iſt werth, in ihrem arm ſich zu vergoͤttern. Und, o! ihr fehlt ein bliz, die Feindin zu zerſchmettern, Die ihn bezaubert haͤlt, und ihr den ſieg erſchwert? Doch, wie? Almanſaris? Fuͤhlſt du dich ſelbſt nicht beſſer? Goͤnn ihm den kleinen ſtolz ſich pfauengleich zu blaͤhn In ſeinem heldenthum! Selbſt Dir zu widerſtehn! Das alles macht doch nur die luſt des ſieges groͤſſer! 5. Beſtuͤrm' ihn erſt, eh du den mut verlierſt, Mit jedem reiz, auf den ſich wahre ſchoͤnheit bruͤſtet; Begieb, damit du ihn um ſo viel ſichrer ruͤhrſt, Der fremden waffen dich, womit die Kunſt uns ruͤſtet; Er fuͤhl und ſeh' was Goͤtter ſelbſt geluͤſtet! Und wenn du dann ſein herz noch nicht verfuͤhrſt, Er dann dich noch verſchmaͤht — dann, Koͤnigin, erwache Dein ſtolz, und ſchaffe dir die ſuͤße luſt der Rache! 6. So

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/289>, abgerufen am 23.11.2024.