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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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38.
Und hätte sie, wiewohl es nicht zu glauben,
Auch eine Nebenbulerin;
Nur destomehr triumf für ihren stolzen sinn,
Der Feindin mit gewalt die beute wegzurauben!
Die eyfersucht, die dies auf einmal rege macht,
Vereinigt sich mit andern sanftern trieben,
Nicht länger als bis auf die nächste nacht
Den schönen sieg, nach dem sie dürstet, zu verschieben.
39.
Indessen kommt, entzükt von ihres auftrags glük,
Und ohne argwohn, hintergangen
Zu seyn, fast athemlos, mit glühend rothen wangen
Vor freud und hast, die Amme nun zurük.
Ihr blik ist schon von fern als wie ein sonnenblik
Aus wolken, die sich just zu theilen angefangen.
Herr Ritter (raunt sie ihm ins ohr) was gebt ihr mir?
So öfnet heute noch sich euch die Himmelsthür?
40.
Mit Einem wort, Ihr sollt Amanden sehen!
Noch heut', um mitternacht, wird euch die kleine thür
In's myrtenwäldchen offen stehen:
Der Sclavin, die euch dort erwartet, folget ihr
Getrost wohin sie geht, und fürchtet keine schlingen;
Sie wird euch unversehrt an ort und stelle bringen."
Das gute weib, dem nichts von arglist schwahnt,
Hält sich des weg's gewiß, den sie ihm selbst gebahnt.
41. Wie
38.
Und haͤtte ſie, wiewohl es nicht zu glauben,
Auch eine Nebenbulerin;
Nur deſtomehr triumf fuͤr ihren ſtolzen ſinn,
Der Feindin mit gewalt die beute wegzurauben!
Die eyferſucht, die dies auf einmal rege macht,
Vereinigt ſich mit andern ſanftern trieben,
Nicht laͤnger als bis auf die naͤchſte nacht
Den ſchoͤnen ſieg, nach dem ſie duͤrſtet, zu verſchieben.
39.
Indeſſen kommt, entzuͤkt von ihres auftrags gluͤk,
Und ohne argwohn, hintergangen
Zu ſeyn, faſt athemlos, mit gluͤhend rothen wangen
Vor freud und haſt, die Amme nun zuruͤk.
Ihr blik iſt ſchon von fern als wie ein ſonnenblik
Aus wolken, die ſich juſt zu theilen angefangen.
Herr Ritter (raunt ſie ihm ins ohr) was gebt ihr mir?
So oͤfnet heute noch ſich euch die Himmelsthuͤr?
40.
Mit Einem wort, Ihr ſollt Amanden ſehen!
Noch heut', um mitternacht, wird euch die kleine thuͤr
In's myrtenwaͤldchen offen ſtehen:
Der Sclavin, die euch dort erwartet, folget ihr
Getroſt wohin ſie geht, und fuͤrchtet keine ſchlingen;
Sie wird euch unverſehrt an ort und ſtelle bringen.“
Das gute weib, dem nichts von argliſt ſchwahnt,
Haͤlt ſich des weg's gewiß, den ſie ihm ſelbſt gebahnt.
41. Wie
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[0277] 38. Und haͤtte ſie, wiewohl es nicht zu glauben, Auch eine Nebenbulerin; Nur deſtomehr triumf fuͤr ihren ſtolzen ſinn, Der Feindin mit gewalt die beute wegzurauben! Die eyferſucht, die dies auf einmal rege macht, Vereinigt ſich mit andern ſanftern trieben, Nicht laͤnger als bis auf die naͤchſte nacht Den ſchoͤnen ſieg, nach dem ſie duͤrſtet, zu verſchieben. 39. Indeſſen kommt, entzuͤkt von ihres auftrags gluͤk, Und ohne argwohn, hintergangen Zu ſeyn, faſt athemlos, mit gluͤhend rothen wangen Vor freud und haſt, die Amme nun zuruͤk. Ihr blik iſt ſchon von fern als wie ein ſonnenblik Aus wolken, die ſich juſt zu theilen angefangen. Herr Ritter (raunt ſie ihm ins ohr) was gebt ihr mir? So oͤfnet heute noch ſich euch die Himmelsthuͤr? 40. Mit Einem wort, Ihr ſollt Amanden ſehen! Noch heut', um mitternacht, wird euch die kleine thuͤr In's myrtenwaͤldchen offen ſtehen: Der Sclavin, die euch dort erwartet, folget ihr Getroſt wohin ſie geht, und fuͤrchtet keine ſchlingen; Sie wird euch unverſehrt an ort und ſtelle bringen.“ Das gute weib, dem nichts von argliſt ſchwahnt, Haͤlt ſich des weg's gewiß, den ſie ihm ſelbſt gebahnt. 41. Wie

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/277>, abgerufen am 24.11.2024.