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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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21.
Willkommen, edler herr, auf Libanon, willkommen!
Wiewohl sich leicht erachten läßt
Daß ihr den weg in dieses drachennest
Um meinetwillen nicht genommen.
Kommt, ruhet aus, und nehmt vorlieb, so gut
Als mutter Natur uns hier mit eignen händen thut.
Die sonne ist mein koch, und hier in diesem keller
Springt tag und nacht mein wein und macht die Augen heller.
22.
Mein held, dem dieser gruß gar große freude gab,
Folgt ungesäumt dem landsmann in die grotte,
Legt traulich helm und panzer ab,
Und steht entwafnet da, gleich einem jungen Gotte.
Dem waldmann wirds als rühr' ihn Alquifs stab,
Da jener izt den lör des blanken helms entschnallet,
Und ihm den schlanken rücken hinab
Sein langes gelbes haar in großen ringen wallet.
23.
Wie ähnlich, ruft er, o! wie ähnlich, stück vor stück,
Stirn, auge, mund, und haar! Wem ähnlich, fragt der Ritter?
"Verzeyht mir, junger mann! Es war ein augenblick,
Ein traum aus beßrer zeit! so süß! und auch so bitter!
Es kann nicht seyn! -- Und doch, wie euch dies schöne haar
Den rücken herunter fiel, war mir's ich seh ihn selber
Von kopf zu Fuß. Bey Gott! sein bildnis, ganz und gar,
Nur Er von breitrer brust, und eure locken gelber."
24. "Ihr
21.
Willkommen, edler herr, auf Libanon, willkommen!
Wiewohl ſich leicht erachten laͤßt
Daß ihr den weg in dieſes drachenneſt
Um meinetwillen nicht genommen.
Kommt, ruhet aus, und nehmt vorlieb, ſo gut
Als mutter Natur uns hier mit eignen haͤnden thut.
Die ſonne iſt mein koch, und hier in dieſem keller
Springt tag und nacht mein wein und macht die Augen heller.
22.
Mein held, dem dieſer gruß gar große freude gab,
Folgt ungeſaͤumt dem landsmann in die grotte,
Legt traulich helm und panzer ab,
Und ſteht entwafnet da, gleich einem jungen Gotte.
Dem waldmann wirds als ruͤhr' ihn Alquifs ſtab,
Da jener izt den loͤr des blanken helms entſchnallet,
Und ihm den ſchlanken ruͤcken hinab
Sein langes gelbes haar in großen ringen wallet.
23.
Wie aͤhnlich, ruft er, o! wie aͤhnlich, ſtuͤck vor ſtuͤck,
Stirn, auge, mund, und haar! Wem aͤhnlich, fragt der Ritter?
„Verzeyht mir, junger mann! Es war ein augenblick,
Ein traum aus beßrer zeit! ſo ſuͤß! und auch ſo bitter!
Es kann nicht ſeyn! — Und doch, wie euch dies ſchoͤne haar
Den ruͤcken herunter fiel, war mir's ich ſeh ihn ſelber
Von kopf zu Fuß. Bey Gott! ſein bildnis, ganz und gar,
Nur Er von breitrer bruſt, und eure locken gelber.“
24. „Ihr
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[0016] 21. Willkommen, edler herr, auf Libanon, willkommen! Wiewohl ſich leicht erachten laͤßt Daß ihr den weg in dieſes drachenneſt Um meinetwillen nicht genommen. Kommt, ruhet aus, und nehmt vorlieb, ſo gut Als mutter Natur uns hier mit eignen haͤnden thut. Die ſonne iſt mein koch, und hier in dieſem keller Springt tag und nacht mein wein und macht die Augen heller. 22. Mein held, dem dieſer gruß gar große freude gab, Folgt ungeſaͤumt dem landsmann in die grotte, Legt traulich helm und panzer ab, Und ſteht entwafnet da, gleich einem jungen Gotte. Dem waldmann wirds als ruͤhr' ihn Alquifs ſtab, Da jener izt den loͤr des blanken helms entſchnallet, Und ihm den ſchlanken ruͤcken hinab Sein langes gelbes haar in großen ringen wallet. 23. Wie aͤhnlich, ruft er, o! wie aͤhnlich, ſtuͤck vor ſtuͤck, Stirn, auge, mund, und haar! Wem aͤhnlich, fragt der Ritter? „Verzeyht mir, junger mann! Es war ein augenblick, Ein traum aus beßrer zeit! ſo ſuͤß! und auch ſo bitter! Es kann nicht ſeyn! — Und doch, wie euch dies ſchoͤne haar Den ruͤcken herunter fiel, war mir's ich ſeh ihn ſelber Von kopf zu Fuß. Bey Gott! ſein bildnis, ganz und gar, Nur Er von breitrer bruſt, und eure locken gelber.“ 24. „Ihr

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/16>, abgerufen am 21.11.2024.