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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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18.
Auf einmal gähnt im tiefsten felsengrund
Ihn eine höhle an, vor deren finsterm schlund
Ein prasselnd feuer flammt. In wunderbaren gestalten
Ragt aus der dunkeln nacht das angestrahlte gestein,
Mit wildem gebüsch versezt, das aus den schwarzen spalten
Herabnikt und im widerschein
Wie grünes feuer brennt. Mit lustvermengtem grauen
Bleibt unser ritter stehn den zauber anzuschauen.
19.
Indem schallt aus dem bauch der gruft ein donnernd Halt!
Und plötzlich stand vor ihm ein mann von rauher gestalt,
Mit einem mantel bedeckt von wilden katzenfellen
Der grob zusammengeflickt die rauhen schenkel schlug;
Ein graulich schwarzer bart hieng ihm in krausen wellen
Bis auf den magen herab, und auf der schulter trug
Er einen zedernast, als keule, dick genug
Den größten stier auf Einen schlag zu fällen.
20.
Der Ritter, ohne vor dem mann
Und seinem zedernbaum und seinem bart zu erschrecken,
Beginnt in der sprache von Oc, der einz'gen die er kann,
Ihm seinen nothstand zu entdecken.
Was hör' ich? ruft entzückt der alte waldmann aus:
O süße musik vom ufer der Garonne!
Schon sechzehnmal durchläuft den sternenkreis die sonne,
Und alldiezeit entbehr' ich diesen ohrenschmaus.
21. Will-
A 5
18.
Auf einmal gaͤhnt im tiefſten felſengrund
Ihn eine hoͤhle an, vor deren finſterm ſchlund
Ein praſſelnd feuer flammt. In wunderbaren geſtalten
Ragt aus der dunkeln nacht das angeſtrahlte geſtein,
Mit wildem gebuͤſch verſezt, das aus den ſchwarzen ſpalten
Herabnikt und im widerſchein
Wie gruͤnes feuer brennt. Mit luſtvermengtem grauen
Bleibt unſer ritter ſtehn den zauber anzuſchauen.
19.
Indem ſchallt aus dem bauch der gruft ein donnernd Halt!
Und ploͤtzlich ſtand vor ihm ein mann von rauher geſtalt,
Mit einem mantel bedeckt von wilden katzenfellen
Der grob zuſammengeflickt die rauhen ſchenkel ſchlug;
Ein graulich ſchwarzer bart hieng ihm in krauſen wellen
Bis auf den magen herab, und auf der ſchulter trug
Er einen zedernaſt, als keule, dick genug
Den groͤßten ſtier auf Einen ſchlag zu faͤllen.
20.
Der Ritter, ohne vor dem mann
Und ſeinem zedernbaum und ſeinem bart zu erſchrecken,
Beginnt in der ſprache von Oc, der einz'gen die er kann,
Ihm ſeinen nothſtand zu entdecken.
Was hoͤr' ich? ruft entzuͤckt der alte waldmann aus:
O ſuͤße muſik vom ufer der Garonne!
Schon ſechzehnmal durchlaͤuft den ſternenkreis die ſonne,
Und alldiezeit entbehr' ich dieſen ohrenſchmaus.
21. Will-
A 5
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[0015] 18. Auf einmal gaͤhnt im tiefſten felſengrund Ihn eine hoͤhle an, vor deren finſterm ſchlund Ein praſſelnd feuer flammt. In wunderbaren geſtalten Ragt aus der dunkeln nacht das angeſtrahlte geſtein, Mit wildem gebuͤſch verſezt, das aus den ſchwarzen ſpalten Herabnikt und im widerſchein Wie gruͤnes feuer brennt. Mit luſtvermengtem grauen Bleibt unſer ritter ſtehn den zauber anzuſchauen. 19. Indem ſchallt aus dem bauch der gruft ein donnernd Halt! Und ploͤtzlich ſtand vor ihm ein mann von rauher geſtalt, Mit einem mantel bedeckt von wilden katzenfellen Der grob zuſammengeflickt die rauhen ſchenkel ſchlug; Ein graulich ſchwarzer bart hieng ihm in krauſen wellen Bis auf den magen herab, und auf der ſchulter trug Er einen zedernaſt, als keule, dick genug Den groͤßten ſtier auf Einen ſchlag zu faͤllen. 20. Der Ritter, ohne vor dem mann Und ſeinem zedernbaum und ſeinem bart zu erſchrecken, Beginnt in der ſprache von Oc, der einz'gen die er kann, Ihm ſeinen nothſtand zu entdecken. Was hoͤr' ich? ruft entzuͤckt der alte waldmann aus: O ſuͤße muſik vom ufer der Garonne! Schon ſechzehnmal durchlaͤuft den ſternenkreis die ſonne, Und alldiezeit entbehr' ich dieſen ohrenſchmaus. 21. Will- A 5

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/15>, abgerufen am 21.11.2024.