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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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8.
So ruft er heimlich aus, und schwört sich selber nun
Und schwört es Oberon (von dem er, ungesehen,
Um seine stirn das leise geist'ge wehen
Zu fühlen glaubt) sein Aeusserstes zu thun
Im kampf der lieb und pflicht mit ehre zu bestehen.
Sorgfältig hält er nun sich von Amanden fern,
Und bringt die Nächte zu, starr nach dem Angelstern,
Die Tage, schwermuthsvoll ins Meer hinauszusehen.
9.
Die Schöne, die den Mann, dem sie ihr herz geschenkt,
So ganz verwandelt sieht, ist destomehr verlegen,
Da sie davon sich keine ursach denkt.
Doch mehr, aus zärtlichkeit, von ihrem unvermögen
Als, durch sein sprödethun, an ihrem stolz, gekränkt,
Sezt sie ihm sanftmuth blos und viel geduld entgegen.
Das übel nimmt indeß mit jeder stunde zu,
Und raubet ihm und ihr bey tag und nacht die ruh.
10.
Einst um die zeit, da schon am sternevollen Himmel
In Thetis schoos der funkelnde Arktur
Sich senkt -- es schwieg am Bord das lärmende getümmel,
Und kaum bewegte sich, wie eine waizenflur
Auf der sich Zefyr wiegt, der Ocean -- die Leute
Im Schiffe, allzumal des tiefsten schlummers beute,
Verdunsteten den wein, der in den adern rann,
Und selbst am ruder nikt der sichre Steuermann:
11. Auch
8.
So ruft er heimlich aus, und ſchwoͤrt ſich ſelber nun
Und ſchwoͤrt es Oberon (von dem er, ungeſehen,
Um ſeine ſtirn das leiſe geiſt'ge wehen
Zu fuͤhlen glaubt) ſein Aeuſſerſtes zu thun
Im kampf der lieb und pflicht mit ehre zu beſtehen.
Sorgfaͤltig haͤlt er nun ſich von Amanden fern,
Und bringt die Naͤchte zu, ſtarr nach dem Angelſtern,
Die Tage, ſchwermuthsvoll ins Meer hinauszuſehen.
9.
Die Schoͤne, die den Mann, dem ſie ihr herz geſchenkt,
So ganz verwandelt ſieht, iſt deſtomehr verlegen,
Da ſie davon ſich keine urſach denkt.
Doch mehr, aus zaͤrtlichkeit, von ihrem unvermoͤgen
Als, durch ſein ſproͤdethun, an ihrem ſtolz, gekraͤnkt,
Sezt ſie ihm ſanftmuth blos und viel geduld entgegen.
Das uͤbel nimmt indeß mit jeder ſtunde zu,
Und raubet ihm und ihr bey tag und nacht die ruh.
10.
Einſt um die zeit, da ſchon am ſternevollen Himmel
In Thetis ſchoos der funkelnde Arktur
Sich ſenkt — es ſchwieg am Bord das laͤrmende getuͤmmel,
Und kaum bewegte ſich, wie eine waizenflur
Auf der ſich Zefyr wiegt, der Ocean — die Leute
Im Schiffe, allzumal des tiefſten ſchlummers beute,
Verdunſteten den wein, der in den adern rann,
Und ſelbſt am ruder nikt der ſichre Steuermann:
11. Auch
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[0166] 8. So ruft er heimlich aus, und ſchwoͤrt ſich ſelber nun Und ſchwoͤrt es Oberon (von dem er, ungeſehen, Um ſeine ſtirn das leiſe geiſt'ge wehen Zu fuͤhlen glaubt) ſein Aeuſſerſtes zu thun Im kampf der lieb und pflicht mit ehre zu beſtehen. Sorgfaͤltig haͤlt er nun ſich von Amanden fern, Und bringt die Naͤchte zu, ſtarr nach dem Angelſtern, Die Tage, ſchwermuthsvoll ins Meer hinauszuſehen. 9. Die Schoͤne, die den Mann, dem ſie ihr herz geſchenkt, So ganz verwandelt ſieht, iſt deſtomehr verlegen, Da ſie davon ſich keine urſach denkt. Doch mehr, aus zaͤrtlichkeit, von ihrem unvermoͤgen Als, durch ſein ſproͤdethun, an ihrem ſtolz, gekraͤnkt, Sezt ſie ihm ſanftmuth blos und viel geduld entgegen. Das uͤbel nimmt indeß mit jeder ſtunde zu, Und raubet ihm und ihr bey tag und nacht die ruh. 10. Einſt um die zeit, da ſchon am ſternevollen Himmel In Thetis ſchoos der funkelnde Arktur Sich ſenkt — es ſchwieg am Bord das laͤrmende getuͤmmel, Und kaum bewegte ſich, wie eine waizenflur Auf der ſich Zefyr wiegt, der Ocean — die Leute Im Schiffe, allzumal des tiefſten ſchlummers beute, Verdunſteten den wein, der in den adern rann, Und ſelbſt am ruder nikt der ſichre Steuermann: 11. Auch

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/166>, abgerufen am 25.11.2024.