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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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8.
So vieler Herrlichkeit entsagen,
Verlassen Hof und Thron, dem sie geboren ward,
Und sich, auf ungewisse fahrt,
Ins weite meer der Welt mit einem Mann zu wagen;
Zu leben ihm allein, mit ihm den unbestand
Des Erdenglüks, mit ihm des schiksals schläge tragen,
(Und ach! oft kömmt der schlag von der geliebten hand!)
Da lohnt sichs wohl, vorher sein herz genau zu fragen.
9.
Noch, Rezia, wenn dich die wage schrekt,
Noch stehts bey dir den wunsch der Liebe zu betrügen;
Sie schlummern nur, die hier als wie im grabe liegen,
Sie leben wieder auf, sobald mein stab sie wekt.
Der Sultan wird dir gerne, was geschehen,
Verzeyhn, trotz dem was er dabey verlohr,
Und Rezia wird wieder wie zuvor
Von aller welt sich angebetet sehen.
10.
Hier schwieg der schöne Zwerg. Und, bleicher als der tod
Steht Hüon da, das urtheil zu empfangen,
Womit ihn Oberon, der grausame! bedroht.
In asche sinkt das feuer seiner wangen.
Zu edel oder stolz, vielleicht ein zweifelnd herz
Mit liebesworten zu bestechen,
Starrt er zur erde hin mit tiefverhaltnem schmerz,
Und läßt nicht einen blik zu seinem vortheil sprechen.
11. Doch
8.
So vieler Herrlichkeit entſagen,
Verlaſſen Hof und Thron, dem ſie geboren ward,
Und ſich, auf ungewiſſe fahrt,
Ins weite meer der Welt mit einem Mann zu wagen;
Zu leben ihm allein, mit ihm den unbeſtand
Des Erdengluͤks, mit ihm des ſchikſals ſchlaͤge tragen,
(Und ach! oft koͤmmt der ſchlag von der geliebten hand!)
Da lohnt ſichs wohl, vorher ſein herz genau zu fragen.
9.
Noch, Rezia, wenn dich die wage ſchrekt,
Noch ſtehts bey dir den wunſch der Liebe zu betruͤgen;
Sie ſchlummern nur, die hier als wie im grabe liegen,
Sie leben wieder auf, ſobald mein ſtab ſie wekt.
Der Sultan wird dir gerne, was geſchehen,
Verzeyhn, trotz dem was er dabey verlohr,
Und Rezia wird wieder wie zuvor
Von aller welt ſich angebetet ſehen.
10.
Hier ſchwieg der ſchoͤne Zwerg. Und, bleicher als der tod
Steht Huͤon da, das urtheil zu empfangen,
Womit ihn Oberon, der grauſame! bedroht.
In aſche ſinkt das feuer ſeiner wangen.
Zu edel oder ſtolz, vielleicht ein zweifelnd herz
Mit liebesworten zu beſtechen,
Starrt er zur erde hin mit tiefverhaltnem ſchmerz,
Und laͤßt nicht einen blik zu ſeinem vortheil ſprechen.
11. Doch
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[0122] 8. So vieler Herrlichkeit entſagen, Verlaſſen Hof und Thron, dem ſie geboren ward, Und ſich, auf ungewiſſe fahrt, Ins weite meer der Welt mit einem Mann zu wagen; Zu leben ihm allein, mit ihm den unbeſtand Des Erdengluͤks, mit ihm des ſchikſals ſchlaͤge tragen, (Und ach! oft koͤmmt der ſchlag von der geliebten hand!) Da lohnt ſichs wohl, vorher ſein herz genau zu fragen. 9. Noch, Rezia, wenn dich die wage ſchrekt, Noch ſtehts bey dir den wunſch der Liebe zu betruͤgen; Sie ſchlummern nur, die hier als wie im grabe liegen, Sie leben wieder auf, ſobald mein ſtab ſie wekt. Der Sultan wird dir gerne, was geſchehen, Verzeyhn, trotz dem was er dabey verlohr, Und Rezia wird wieder wie zuvor Von aller welt ſich angebetet ſehen. 10. Hier ſchwieg der ſchoͤne Zwerg. Und, bleicher als der tod Steht Huͤon da, das urtheil zu empfangen, Womit ihn Oberon, der grauſame! bedroht. In aſche ſinkt das feuer ſeiner wangen. Zu edel oder ſtolz, vielleicht ein zweifelnd herz Mit liebesworten zu beſtechen, Starrt er zur erde hin mit tiefverhaltnem ſchmerz, Und laͤßt nicht einen blik zu ſeinem vortheil ſprechen. 11. Doch

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/122>, abgerufen am 30.11.2024.