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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

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Eilftes Buch, erstes Capitel.

Und soviel mag dann zur Rechtfertigung unsers Au-
tors gesagt seyn; wenn es anders zu seiner Rechtfer-
tigung dienen kan, welches wir den Kunstrichtern über-
lassen müssen. Das Urtheil mag indessen ausfallen wie
es will, so beladet sich der Herausgeber, wie er schon
erklärt hat, dessen im geringsten nicht. Die Absich-
ten, warum er die alte Urkunde, welche zufälliger
Weise in seine Hände gekommen ist, in einen Auszug
von derjenigen Form und Beschaffenheit, wie die vor-
hergehenden zehen Bücher weisen, gebracht hat, sind
bereits erreicht. Es ist verhoffentlich unnöthig, sich hier-
über näher zu erklären. Doch soviel können wir wol
sagen, daß er niemalen daran gedacht hat, einen
Roman zu schreiben, wie sich vielleicht manche, un-
geachtet des Titels und der Vorrede, zu glauben in
den Kopf gesezt haben mögen -- und da dieses Buch,
in so fern der Herausgeber Theil daran hat, kein Ro-
man ist, noch einer seyn soll; so hat er sich auch um
die so genannte Schürzung des Knotens, und ob der
Verfasser der Urkunde seinen Knoten geschikt oder un-
geschikt entwikelt oder zerschnitten hat, wenig zu be-
kümmern.

Zweytes
Eilftes Buch, erſtes Capitel.

Und ſoviel mag dann zur Rechtfertigung unſers Au-
tors geſagt ſeyn; wenn es anders zu ſeiner Rechtfer-
tigung dienen kan, welches wir den Kunſtrichtern uͤber-
laſſen muͤſſen. Das Urtheil mag indeſſen ausfallen wie
es will, ſo beladet ſich der Herausgeber, wie er ſchon
erklaͤrt hat, deſſen im geringſten nicht. Die Abſich-
ten, warum er die alte Urkunde, welche zufaͤlliger
Weiſe in ſeine Haͤnde gekommen iſt, in einen Auszug
von derjenigen Form und Beſchaffenheit, wie die vor-
hergehenden zehen Buͤcher weiſen, gebracht hat, ſind
bereits erreicht. Es iſt verhoffentlich unnoͤthig, ſich hier-
uͤber naͤher zu erklaͤren. Doch ſoviel koͤnnen wir wol
ſagen, daß er niemalen daran gedacht hat, einen
Roman zu ſchreiben, wie ſich vielleicht manche, un-
geachtet des Titels und der Vorrede, zu glauben in
den Kopf geſezt haben moͤgen ‒‒ und da dieſes Buch,
in ſo fern der Herausgeber Theil daran hat, kein Ro-
man iſt, noch einer ſeyn ſoll; ſo hat er ſich auch um
die ſo genannte Schuͤrzung des Knotens, und ob der
Verfaſſer der Urkunde ſeinen Knoten geſchikt oder un-
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kuͤmmern.

Zweytes
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[299/0301] Eilftes Buch, erſtes Capitel. Und ſoviel mag dann zur Rechtfertigung unſers Au- tors geſagt ſeyn; wenn es anders zu ſeiner Rechtfer- tigung dienen kan, welches wir den Kunſtrichtern uͤber- laſſen muͤſſen. Das Urtheil mag indeſſen ausfallen wie es will, ſo beladet ſich der Herausgeber, wie er ſchon erklaͤrt hat, deſſen im geringſten nicht. Die Abſich- ten, warum er die alte Urkunde, welche zufaͤlliger Weiſe in ſeine Haͤnde gekommen iſt, in einen Auszug von derjenigen Form und Beſchaffenheit, wie die vor- hergehenden zehen Buͤcher weiſen, gebracht hat, ſind bereits erreicht. Es iſt verhoffentlich unnoͤthig, ſich hier- uͤber naͤher zu erklaͤren. Doch ſoviel koͤnnen wir wol ſagen, daß er niemalen daran gedacht hat, einen Roman zu ſchreiben, wie ſich vielleicht manche, un- geachtet des Titels und der Vorrede, zu glauben in den Kopf geſezt haben moͤgen ‒‒ und da dieſes Buch, in ſo fern der Herausgeber Theil daran hat, kein Ro- man iſt, noch einer ſeyn ſoll; ſo hat er ſich auch um die ſo genannte Schuͤrzung des Knotens, und ob der Verfaſſer der Urkunde ſeinen Knoten geſchikt oder un- geſchikt entwikelt oder zerſchnitten hat, wenig zu be- kuͤmmern. Zweytes

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/301>, abgerufen am 28.03.2024.