Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wiedeburg, Heinrich: Christliche Leichpredigt Gehalten bey der Begräbnüs der [...] Annæ Mas. Wolfenbüttel, 1618.

Bild:
<< vorherige Seite

Puff an das Hertze geschehen / es sey durch die Predigt des Gesetzes / oder sonsten durch ein zeitlich Creutz / fürnemblich da es wil zum Ende lauffen / dadurch dieser schlaffender Kettenhund erwachet / vnd ein solch wüten vnd toben anfenget / daß manchem Himmel vnnd Erde darvber zu enge werden möchte: Sintemahl seine Bellen in solches Hertz nicht anders hinein schallet / als lauter Donnerschlege des Gesetzes: Verflucht sey jederman / der nicht bleibt in alle dem / das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes daß ers thue. Welches Tages du von den Früchten dieses Baums essen wirst / das ist / Welches Tags du sündigen wirst / soltu des Todes sterben.

Diß ist auch eine sehr schwere vnd harte Anfechtung / vnd ereignet sich nicht allein an den Gottlosen vnd verdampten / bey denen solch bellen eusserste verzweifflung anrichtet / vnnd biß in die Helle vnd Verdamnis treibet / wie an Cain / Saul / Achitophel / Juda etc. zu sehen / sondern auch wol an den Kindern Gottes / deren auch keiner bestehen kan / wenn Gott wil Sünde zurechnen / Psal. 130. v. 3. Für Gott ist kein lebendiger gerecht / Psal. 143. v. 2. Sihe / vnter seinen Heiligen ist keiner ohn Tadel / vnnd die Himmel sind nicht rein für jhm / Job. 15 v. 15.

Wie ist nun aber der sachen zu rahten / wenn also der Gewissens Hund bey einem sterbenden wach vnd rege wird / daß seinem wüten vnnd toben gestewret werde / vnnd der Mensch ohn vnruhe im Friede dahin fahren möge? Nimb das erklerte Sprüchlein an die Hand / ja ins Hertze hinein / so wird den sachen schon gerathen seyn: Denn darinnen muß vns der Teuffel vnnd die Vernunfft diesen herrlichen Spruch stehen lassen / Daß Gottes Liebe vnd Gnade viel grösser sey / denn die Sünde. Denn aus derselben ist er von ewigkeit her bedacht gewesen / wie wir von Sünden / Tod vnd Teuffel möchten errettet werden / auch darzu gegeben in der zeit die Sonn / Kron vnd Wonn seines Väterlichen Hertzens / nemblich seinen Einge-

Puff an das Hertze geschehen / es sey durch die Predigt des Gesetzes / oder sonsten durch ein zeitlich Creutz / fürnemblich da es wil zum Ende lauffen / dadurch dieser schlaffender Kettenhund erwachet / vnd ein solch wüten vnd toben anfenget / daß manchem Himmel vnnd Erde darvber zu enge werden möchte: Sintemahl seine Bellen in solches Hertz nicht anders hinein schallet / als lauter Donnerschlege des Gesetzes: Verflucht sey jederman / der nicht bleibt in alle dem / das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes daß ers thue. Welches Tages du von den Früchten dieses Baums essen wirst / das ist / Welches Tags du sündigen wirst / soltu des Todes sterben.

Diß ist auch eine sehr schwere vnd harte Anfechtung / vnd ereignet sich nicht allein an den Gottlosen vnd verdampten / bey denen solch bellen eusserste verzweifflung anrichtet / vnnd biß in die Helle vnd Verdamnis treibet / wie an Cain / Saul / Achitophel / Juda etc. zu sehen / sondern auch wol an den Kindern Gottes / deren auch keiner bestehen kan / wenn Gott wil Sünde zurechnen / Psal. 130. v. 3. Für Gott ist kein lebendiger gerecht / Psal. 143. v. 2. Sihe / vnter seinen Heiligen ist keiner ohn Tadel / vnnd die Himmel sind nicht rein für jhm / Job. 15 v. 15.

Wie ist nun aber der sachen zu rahten / wenn also der Gewissens Hund bey einem sterbenden wach vnd rege wird / daß seinem wüten vnnd toben gestewret werde / vnnd der Mensch ohn vnruhe im Friede dahin fahren möge? Nimb das erklerte Sprüchlein an die Hand / ja ins Hertze hinein / so wird den sachen schon gerathen seyn: Denn darinnen muß vns der Teuffel vnnd die Vernunfft diesen herrlichen Spruch stehen lassen / Daß Gottes Liebe vnd Gnade viel grösser sey / denn die Sünde. Denn aus derselben ist er von ewigkeit her bedacht gewesen / wie wir von Sünden / Tod vnd Teuffel möchten errettet werden / auch darzu gegeben in der zeit die Sonn / Kron vnd Wonn seines Väterlichen Hertzens / nemblich seinen Einge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0029"/>
Puff an                      das Hertze geschehen / es sey durch die Predigt des Gesetzes / oder sonsten                      durch ein zeitlich Creutz / fürnemblich da es wil zum Ende lauffen / dadurch                      dieser schlaffender Kettenhund erwachet / vnd ein solch wüten vnd toben anfenget                      / daß manchem Himmel vnnd Erde darvber zu enge werden möchte: Sintemahl seine                      Bellen in solches Hertz nicht anders hinein schallet / als lauter Donnerschlege                      des Gesetzes: Verflucht sey jederman / der nicht bleibt in alle dem / das                      geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes daß ers thue. Welches Tages du von                      den Früchten dieses Baums essen wirst / das ist / Welches Tags du sündigen wirst                      / soltu des Todes sterben.</p>
        <p>Diß ist auch eine sehr schwere vnd harte Anfechtung / vnd ereignet sich nicht                      allein an den Gottlosen vnd verdampten / bey denen solch bellen eusserste                      verzweifflung anrichtet / vnnd biß in die Helle vnd Verdamnis treibet / wie an                      Cain / Saul / Achitophel / Juda etc. zu sehen / sondern auch wol an den Kindern                      Gottes / deren auch keiner bestehen kan / wenn Gott wil Sünde zurechnen / Psal.                      130. v. 3. Für Gott ist kein lebendiger gerecht / Psal. 143. v. 2. Sihe / vnter                      seinen Heiligen ist keiner ohn Tadel / vnnd die Himmel sind nicht rein für jhm /                      Job. 15 v. 15.</p>
        <p>Wie ist nun aber der sachen zu rahten / wenn also der Gewissens Hund bey einem                      sterbenden wach vnd rege wird / daß seinem wüten vnnd toben gestewret werde /                      vnnd der Mensch ohn vnruhe im Friede dahin fahren möge? Nimb das erklerte                      Sprüchlein an die Hand / ja ins Hertze hinein / so wird den sachen schon                      gerathen seyn: Denn darinnen muß vns der Teuffel vnnd die Vernunfft diesen                      herrlichen Spruch stehen lassen / Daß Gottes Liebe vnd Gnade viel grösser sey /                      denn die Sünde. Denn aus derselben ist er von ewigkeit her bedacht gewesen / wie                      wir von Sünden / Tod vnd Teuffel möchten errettet werden / auch darzu gegeben in                      der zeit die Sonn / Kron vnd Wonn seines Väterlichen Hertzens / nemblich seinen                              Einge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0029] Puff an das Hertze geschehen / es sey durch die Predigt des Gesetzes / oder sonsten durch ein zeitlich Creutz / fürnemblich da es wil zum Ende lauffen / dadurch dieser schlaffender Kettenhund erwachet / vnd ein solch wüten vnd toben anfenget / daß manchem Himmel vnnd Erde darvber zu enge werden möchte: Sintemahl seine Bellen in solches Hertz nicht anders hinein schallet / als lauter Donnerschlege des Gesetzes: Verflucht sey jederman / der nicht bleibt in alle dem / das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes daß ers thue. Welches Tages du von den Früchten dieses Baums essen wirst / das ist / Welches Tags du sündigen wirst / soltu des Todes sterben. Diß ist auch eine sehr schwere vnd harte Anfechtung / vnd ereignet sich nicht allein an den Gottlosen vnd verdampten / bey denen solch bellen eusserste verzweifflung anrichtet / vnnd biß in die Helle vnd Verdamnis treibet / wie an Cain / Saul / Achitophel / Juda etc. zu sehen / sondern auch wol an den Kindern Gottes / deren auch keiner bestehen kan / wenn Gott wil Sünde zurechnen / Psal. 130. v. 3. Für Gott ist kein lebendiger gerecht / Psal. 143. v. 2. Sihe / vnter seinen Heiligen ist keiner ohn Tadel / vnnd die Himmel sind nicht rein für jhm / Job. 15 v. 15. Wie ist nun aber der sachen zu rahten / wenn also der Gewissens Hund bey einem sterbenden wach vnd rege wird / daß seinem wüten vnnd toben gestewret werde / vnnd der Mensch ohn vnruhe im Friede dahin fahren möge? Nimb das erklerte Sprüchlein an die Hand / ja ins Hertze hinein / so wird den sachen schon gerathen seyn: Denn darinnen muß vns der Teuffel vnnd die Vernunfft diesen herrlichen Spruch stehen lassen / Daß Gottes Liebe vnd Gnade viel grösser sey / denn die Sünde. Denn aus derselben ist er von ewigkeit her bedacht gewesen / wie wir von Sünden / Tod vnd Teuffel möchten errettet werden / auch darzu gegeben in der zeit die Sonn / Kron vnd Wonn seines Väterlichen Hertzens / nemblich seinen Einge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1618/29
Zitationshilfe: Wiedeburg, Heinrich: Christliche Leichpredigt Gehalten bey der Begräbnüs der [...] Annæ Mas. Wolfenbüttel, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1618/29>, abgerufen am 25.04.2024.