Wiedeburg, Heinrich: Christliche Leichpredigt Gehalten bey der Begräbnüs der [...] Annæ Mas. Wolfenbüttel, 1618.Denn ich sage euch / Warlich / spricht Christus: Matth. 5. v. 18. Biß daß Himmel vnnd Erde zergehe / wird nicht zergehen der kleinest Buchstabe / noch ein Tittel vom Gesetz / bis daß es alles geschehe. So nun aber die Liebe vnnd Gnade Gottes einen Menschen / welchen die Gerechtigkeit Gottes verdammet / vnnd des ewigen Tods schuldig vervrtheilt / schlecht dahin ohn einige gnugthuung wiederumb absolvirete vnd loß spreche / so würde dieselbe Liebe vnnd Gnade die vnwandelbare Gerechtigkeit vnnd Warheit GOTtes auffheben. Muß derowegen ein Mittel seyn / dadurch der Gerechtigkeit Gottes gnug geschehe / vnd dieselbe also mit der Gnade vnd Liebe Gottes in einem hochwunderbaren vnerforschlichen Temperamento vbereinstimme / einen armen Sünder von Sünden zu absolviren vnnd loß zusprechen. Solch Mittel hat Gott von ewigkeit her erfunden vnnd gesetzet / vnnd in erfüllung der zeit aus Gnaden gegeben / nemblich seinen eingebornen Sohn. Daß er seinen eingebornen Sohn gab. Da wir billig des Heiligen Augustini Rath folgen / (l. 13. de Trin. c. 11.) vnd enthalten vns der weitleufftigen vnnötigen Disputation / ob Gott nicht habe ander Mittel vnd Maß gewust / oder finden mögen / den Menschen aus dem grossen Elende zu helffen / es habe denn sein lieber eingeborner Sohn müssen ein sterblich Mensch geboren werden / vnnd leiden vnnd sterben? Genug ists / daß wir wissen / wie sich Gott vns Gerecht vnd Selig zu machen erkläret habe / vnd nicht zweiffeln dürffen / daß solcher Weg / vns in vnserm hochbetrübten sündlichen vnd verdamlichen zustande der Seligkeit zuverwisseren / allein der allerbeste gewesen sey. Denn / geliebte / darinne sehen wir das Fewr der Liebe Gottes gegen vns arme Sünder viel heller scheinen vnd leuchten / denn die helle Sonne am hellen vnd schonen Mittage: Was ist lieber als ein Denn ich sage euch / Warlich / spricht Christus: Matth. 5. v. 18. Biß daß Himmel vnnd Erde zergehe / wird nicht zergehen der kleinest Buchstabe / noch ein Tittel vom Gesetz / bis daß es alles geschehe. So nun aber die Liebe vnnd Gnade Gottes einen Menschen / welchen die Gerechtigkeit Gottes verdammet / vnnd des ewigen Tods schuldig vervrtheilt / schlecht dahin ohn einige gnugthuung wiederumb absolvirete vnd loß spreche / so würde dieselbe Liebe vnnd Gnade die vnwandelbare Gerechtigkeit vnnd Warheit GOTtes auffheben. Muß derowegen ein Mittel seyn / dadurch der Gerechtigkeit Gottes gnug geschehe / vnd dieselbe also mit der Gnade vnd Liebe Gottes in einem hochwunderbaren vnerforschlichen Temperamento vbereinstimme / einen armen Sünder von Sünden zu absolviren vnnd loß zusprechen. Solch Mittel hat Gott von ewigkeit her erfunden vnnd gesetzet / vnnd in erfüllung der zeit aus Gnaden gegeben / nemblich seinen eingebornen Sohn. Daß er seinen eingebornen Sohn gab. Da wir billig des Heiligen Augustini Rath folgen / (l. 13. de Trin. c. 11.) vnd enthalten vns der weitleufftigen vnnötigen Disputation / ob Gott nicht habe ander Mittel vnd Maß gewust / oder finden mögen / den Menschen aus dem grossen Elende zu helffen / es habe denn sein lieber eingeborner Sohn müssen ein sterblich Mensch geboren werden / vnnd leiden vnnd sterben? Genug ists / daß wir wissen / wie sich Gott vns Gerecht vnd Selig zu machen erkläret habe / vnd nicht zweiffeln dürffen / daß solcher Weg / vns in vnserm hochbetrübten sündlichen vnd verdamlichen zustande der Seligkeit zuverwisseren / allein der allerbeste gewesen sey. Denn / geliebte / darinne sehen wir das Fewr der Liebe Gottes gegen vns arme Sünder viel heller scheinen vnd leuchten / denn die helle Sonne am hellen vnd schonen Mittage: Was ist lieber als ein <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0017"/> Denn ich sage euch / Warlich / spricht Christus: Matth. 5. v. 18. Biß daß Himmel vnnd Erde zergehe / wird nicht zergehen der kleinest Buchstabe / noch ein Tittel vom Gesetz / bis daß es alles geschehe. So nun aber die Liebe vnnd Gnade Gottes einen Menschen / welchen die Gerechtigkeit Gottes verdammet / vnnd des ewigen Tods schuldig vervrtheilt / schlecht dahin ohn einige gnugthuung wiederumb absolvirete vnd loß spreche / so würde dieselbe Liebe vnnd Gnade die vnwandelbare Gerechtigkeit vnnd Warheit GOTtes auffheben. Muß derowegen ein Mittel seyn / dadurch der Gerechtigkeit Gottes gnug geschehe / vnd dieselbe also mit der Gnade vnd Liebe Gottes in einem hochwunderbaren vnerforschlichen Temperamento vbereinstimme / einen armen Sünder von Sünden zu absolviren vnnd loß zusprechen.</p> <p>Solch Mittel hat Gott von ewigkeit her erfunden vnnd gesetzet / vnnd in erfüllung der zeit aus Gnaden gegeben / nemblich seinen eingebornen Sohn. Daß er seinen eingebornen Sohn gab. Da wir billig des Heiligen Augustini Rath folgen / (l. 13. de Trin. c. 11.) vnd enthalten vns der weitleufftigen vnnötigen Disputation / ob Gott nicht habe ander Mittel vnd Maß gewust / oder finden mögen / den Menschen aus dem grossen Elende zu helffen / es habe denn sein lieber eingeborner Sohn müssen ein sterblich Mensch geboren werden / vnnd leiden vnnd sterben? Genug ists / daß wir wissen / wie sich Gott vns Gerecht vnd Selig zu machen erkläret habe / vnd nicht zweiffeln dürffen / daß solcher Weg / vns in vnserm hochbetrübten sündlichen vnd verdamlichen zustande der Seligkeit zuverwisseren / allein der allerbeste gewesen sey.</p> <p>Denn / geliebte / darinne sehen wir das Fewr der Liebe Gottes gegen vns arme Sünder viel heller scheinen vnd leuchten / denn die helle Sonne am hellen vnd schonen Mittage: Was ist lieber als ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
Denn ich sage euch / Warlich / spricht Christus: Matth. 5. v. 18. Biß daß Himmel vnnd Erde zergehe / wird nicht zergehen der kleinest Buchstabe / noch ein Tittel vom Gesetz / bis daß es alles geschehe. So nun aber die Liebe vnnd Gnade Gottes einen Menschen / welchen die Gerechtigkeit Gottes verdammet / vnnd des ewigen Tods schuldig vervrtheilt / schlecht dahin ohn einige gnugthuung wiederumb absolvirete vnd loß spreche / so würde dieselbe Liebe vnnd Gnade die vnwandelbare Gerechtigkeit vnnd Warheit GOTtes auffheben. Muß derowegen ein Mittel seyn / dadurch der Gerechtigkeit Gottes gnug geschehe / vnd dieselbe also mit der Gnade vnd Liebe Gottes in einem hochwunderbaren vnerforschlichen Temperamento vbereinstimme / einen armen Sünder von Sünden zu absolviren vnnd loß zusprechen.
Solch Mittel hat Gott von ewigkeit her erfunden vnnd gesetzet / vnnd in erfüllung der zeit aus Gnaden gegeben / nemblich seinen eingebornen Sohn. Daß er seinen eingebornen Sohn gab. Da wir billig des Heiligen Augustini Rath folgen / (l. 13. de Trin. c. 11.) vnd enthalten vns der weitleufftigen vnnötigen Disputation / ob Gott nicht habe ander Mittel vnd Maß gewust / oder finden mögen / den Menschen aus dem grossen Elende zu helffen / es habe denn sein lieber eingeborner Sohn müssen ein sterblich Mensch geboren werden / vnnd leiden vnnd sterben? Genug ists / daß wir wissen / wie sich Gott vns Gerecht vnd Selig zu machen erkläret habe / vnd nicht zweiffeln dürffen / daß solcher Weg / vns in vnserm hochbetrübten sündlichen vnd verdamlichen zustande der Seligkeit zuverwisseren / allein der allerbeste gewesen sey.
Denn / geliebte / darinne sehen wir das Fewr der Liebe Gottes gegen vns arme Sünder viel heller scheinen vnd leuchten / denn die helle Sonne am hellen vnd schonen Mittage: Was ist lieber als ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1618 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1618/17 |
Zitationshilfe: | Wiedeburg, Heinrich: Christliche Leichpredigt Gehalten bey der Begräbnüs der [...] Annæ Mas. Wolfenbüttel, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt_1618/17>, abgerufen am 27.07.2024. |