Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Sätzen über dem Bach war und bald oben mitten unter den glühendrothen Blüthen emsig und lange suchte. Dann überließ er sich seinen Gedanken und kämpfte halb zwischen Schlaf und Träumen, als es plötzlich schleichend um die Ecke bog, an welcher er lehnte, und ein junger Bauer, Gewehr im Arm, vor im stand. Jedem von Beiden kam der Andere unerwartet; ihre Augen wurzelten in einander. Aber schon hatte Otto den Bauer um den Leib gefaßt, denn das Gewehr zu brauchen war keine Zeit; schon wälzten sie sich am Boden zwischen Tannen und Moos, Jeder bemüht, das Messer zu ziehen, kräftig und gelenk wie zwei kämpfende Schlangen. Der Wildrer war stärker und preßte Otto so fest an sich, daß ihm das Blut wild zum Gehirn strömte, als sollte es zerspringen; doch ersah sich der Jüngling eines Vortheils und stieß endlich dem Bauer den Kopf an eine hervorragende starke Wurzel, daß dieser betäubt nachließ und Otto das Messer lösen konnte. Keiner von Beiden hatte ein Wort gesprochen! trotzig und mit giftigem, aber festem Blick wollte der Bursche den Stoß empfangen, als eine eiserne Hand Otto's Arm von hinten so fest umklammerte, daß er weder den Wilderer erstechen, noch dem Andern, wie er versuchte, das Messer in den Leib rennen konnte. Um der Gotts Willen! -- Der Herr Otto kämpft mit dem Teufel selbst; es ist ja der Maurerkarle, der unter dem Ginster liegt! schrie der Förster, Otto immer krampfhafter haltend. Sätzen über dem Bach war und bald oben mitten unter den glühendrothen Blüthen emsig und lange suchte. Dann überließ er sich seinen Gedanken und kämpfte halb zwischen Schlaf und Träumen, als es plötzlich schleichend um die Ecke bog, an welcher er lehnte, und ein junger Bauer, Gewehr im Arm, vor im stand. Jedem von Beiden kam der Andere unerwartet; ihre Augen wurzelten in einander. Aber schon hatte Otto den Bauer um den Leib gefaßt, denn das Gewehr zu brauchen war keine Zeit; schon wälzten sie sich am Boden zwischen Tannen und Moos, Jeder bemüht, das Messer zu ziehen, kräftig und gelenk wie zwei kämpfende Schlangen. Der Wildrer war stärker und preßte Otto so fest an sich, daß ihm das Blut wild zum Gehirn strömte, als sollte es zerspringen; doch ersah sich der Jüngling eines Vortheils und stieß endlich dem Bauer den Kopf an eine hervorragende starke Wurzel, daß dieser betäubt nachließ und Otto das Messer lösen konnte. Keiner von Beiden hatte ein Wort gesprochen! trotzig und mit giftigem, aber festem Blick wollte der Bursche den Stoß empfangen, als eine eiserne Hand Otto's Arm von hinten so fest umklammerte, daß er weder den Wilderer erstechen, noch dem Andern, wie er versuchte, das Messer in den Leib rennen konnte. Um der Gotts Willen! — Der Herr Otto kämpft mit dem Teufel selbst; es ist ja der Maurerkarle, der unter dem Ginster liegt! schrie der Förster, Otto immer krampfhafter haltend. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031"/> Sätzen über dem Bach war und bald oben mitten unter den glühendrothen Blüthen emsig und lange suchte. Dann überließ er sich seinen Gedanken und kämpfte halb zwischen Schlaf und Träumen, als es plötzlich schleichend um die Ecke bog, an welcher er lehnte, und ein junger Bauer, Gewehr im Arm, vor im stand. Jedem von Beiden kam der Andere unerwartet; ihre Augen wurzelten in einander. Aber schon hatte Otto den Bauer um den Leib gefaßt, denn das Gewehr zu brauchen war keine Zeit; schon wälzten sie sich am Boden zwischen Tannen und Moos, Jeder bemüht, das Messer zu ziehen, kräftig und gelenk wie zwei kämpfende Schlangen. Der Wildrer war stärker und preßte Otto so fest an sich, daß ihm das Blut wild zum Gehirn strömte, als sollte es zerspringen; doch ersah sich der Jüngling eines Vortheils und stieß endlich dem Bauer den Kopf an eine hervorragende starke Wurzel, daß dieser betäubt nachließ und Otto das Messer lösen konnte.</p><lb/> <p>Keiner von Beiden hatte ein Wort gesprochen! trotzig und mit giftigem, aber festem Blick wollte der Bursche den Stoß empfangen, als eine eiserne Hand Otto's Arm von hinten so fest umklammerte, daß er weder den Wilderer erstechen, noch dem Andern, wie er versuchte, das Messer in den Leib rennen konnte.</p><lb/> <p>Um der Gotts Willen! — Der Herr Otto kämpft mit dem Teufel selbst; es ist ja der Maurerkarle, der unter dem Ginster liegt! schrie der Förster, Otto immer krampfhafter haltend.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
Sätzen über dem Bach war und bald oben mitten unter den glühendrothen Blüthen emsig und lange suchte. Dann überließ er sich seinen Gedanken und kämpfte halb zwischen Schlaf und Träumen, als es plötzlich schleichend um die Ecke bog, an welcher er lehnte, und ein junger Bauer, Gewehr im Arm, vor im stand. Jedem von Beiden kam der Andere unerwartet; ihre Augen wurzelten in einander. Aber schon hatte Otto den Bauer um den Leib gefaßt, denn das Gewehr zu brauchen war keine Zeit; schon wälzten sie sich am Boden zwischen Tannen und Moos, Jeder bemüht, das Messer zu ziehen, kräftig und gelenk wie zwei kämpfende Schlangen. Der Wildrer war stärker und preßte Otto so fest an sich, daß ihm das Blut wild zum Gehirn strömte, als sollte es zerspringen; doch ersah sich der Jüngling eines Vortheils und stieß endlich dem Bauer den Kopf an eine hervorragende starke Wurzel, daß dieser betäubt nachließ und Otto das Messer lösen konnte.
Keiner von Beiden hatte ein Wort gesprochen! trotzig und mit giftigem, aber festem Blick wollte der Bursche den Stoß empfangen, als eine eiserne Hand Otto's Arm von hinten so fest umklammerte, daß er weder den Wilderer erstechen, noch dem Andern, wie er versuchte, das Messer in den Leib rennen konnte.
Um der Gotts Willen! — Der Herr Otto kämpft mit dem Teufel selbst; es ist ja der Maurerkarle, der unter dem Ginster liegt! schrie der Förster, Otto immer krampfhafter haltend.
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