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Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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posten prazzeln um mich her; da hat's mich angefaßt, so bitterbös, und der Kerl mußte mir kalt sein.

Es ist wohl zwanzig Jahre her, und doch: ich konnt' oft und viel darüber nicht Schlaf finden. Er hat mich so gräßlich bedroht, daß er mir noch erscheinen wolle vor dem seligen End', wenn ich schösse. Und es ist nicht sauber. Ja, Herr Otto: in die Kirche komm' ich gerade nicht viel; aber man lernt es im Wald: wen der Herrgott soll schützen, deß Hand muß rein sein von ungerechtem Blut. Denn der Otter frißt den Fisch und den Otter schießt der Schütz und den Schütz holt der Tod. Eins ums Andere. Wie oft denk' ich nicht in meinem Sinn: du willst keinen weiter kalt machen, Förster! Aber wenn sie so die Gais in der Milch und die Vögel in der Heckzeit wegschießen, so thut mir's im Herzen weh, und wenn so ein Kerl vor mir steht, so muß ich Blut sehen.

Doch er liegt wohl; ich habe in des Königs Namen geschossen! -- machte sich der Förster die Last leicht und sah seinen Begleiter um Zustimmung an; allein dieser antwortete nur kurz: Meine Hände sind rein.

Das war dem Alten nicht recht; er wurde still; er klopfte am Büchsenschloß, schnallte den Leibriemen fester und sah vor sich hin.

Schwatzen wir da wie die alten Weiber Langes und Breites, fing er endlich wieder an, und vergessen ganz, daß der Eber im Grenzthal abgespürt werden

posten prazzeln um mich her; da hat's mich angefaßt, so bitterbös, und der Kerl mußte mir kalt sein.

Es ist wohl zwanzig Jahre her, und doch: ich konnt' oft und viel darüber nicht Schlaf finden. Er hat mich so gräßlich bedroht, daß er mir noch erscheinen wolle vor dem seligen End', wenn ich schösse. Und es ist nicht sauber. Ja, Herr Otto: in die Kirche komm' ich gerade nicht viel; aber man lernt es im Wald: wen der Herrgott soll schützen, deß Hand muß rein sein von ungerechtem Blut. Denn der Otter frißt den Fisch und den Otter schießt der Schütz und den Schütz holt der Tod. Eins ums Andere. Wie oft denk' ich nicht in meinem Sinn: du willst keinen weiter kalt machen, Förster! Aber wenn sie so die Gais in der Milch und die Vögel in der Heckzeit wegschießen, so thut mir's im Herzen weh, und wenn so ein Kerl vor mir steht, so muß ich Blut sehen.

Doch er liegt wohl; ich habe in des Königs Namen geschossen! — machte sich der Förster die Last leicht und sah seinen Begleiter um Zustimmung an; allein dieser antwortete nur kurz: Meine Hände sind rein.

Das war dem Alten nicht recht; er wurde still; er klopfte am Büchsenschloß, schnallte den Leibriemen fester und sah vor sich hin.

Schwatzen wir da wie die alten Weiber Langes und Breites, fing er endlich wieder an, und vergessen ganz, daß der Eber im Grenzthal abgespürt werden

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[0024] posten prazzeln um mich her; da hat's mich angefaßt, so bitterbös, und der Kerl mußte mir kalt sein. Es ist wohl zwanzig Jahre her, und doch: ich konnt' oft und viel darüber nicht Schlaf finden. Er hat mich so gräßlich bedroht, daß er mir noch erscheinen wolle vor dem seligen End', wenn ich schösse. Und es ist nicht sauber. Ja, Herr Otto: in die Kirche komm' ich gerade nicht viel; aber man lernt es im Wald: wen der Herrgott soll schützen, deß Hand muß rein sein von ungerechtem Blut. Denn der Otter frißt den Fisch und den Otter schießt der Schütz und den Schütz holt der Tod. Eins ums Andere. Wie oft denk' ich nicht in meinem Sinn: du willst keinen weiter kalt machen, Förster! Aber wenn sie so die Gais in der Milch und die Vögel in der Heckzeit wegschießen, so thut mir's im Herzen weh, und wenn so ein Kerl vor mir steht, so muß ich Blut sehen. Doch er liegt wohl; ich habe in des Königs Namen geschossen! — machte sich der Förster die Last leicht und sah seinen Begleiter um Zustimmung an; allein dieser antwortete nur kurz: Meine Hände sind rein. Das war dem Alten nicht recht; er wurde still; er klopfte am Büchsenschloß, schnallte den Leibriemen fester und sah vor sich hin. Schwatzen wir da wie die alten Weiber Langes und Breites, fing er endlich wieder an, und vergessen ganz, daß der Eber im Grenzthal abgespürt werden

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:16:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:16:28Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910/24>, abgerufen am 24.11.2024.