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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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mein Vater seinen Pferden etwas eingab, auch wenn sie nicht krank waren, und er belehrte mich, daß sie davon besseren Appetit zum Fressen und ein glattes, glänzendes Fell bekämen. Das Mittel habe er von dir erhalten, versicherte er. -- Moses merkte etwas ängstlich auf. Ist hinterher ein Unglück damit geschehen? fragte er verlegen. Hab' ich ihm's doch gegeben für die Pferde und kann ich doch nicht gutstehen für den falschen Gebrauch. -- Von was für einem Unglück sprichst du? fragte das Mädchen, scheinbar ganz unwissend. -- Moses war beruhigt. Hab' ich gesagt, ein Unglück? berichtigte er sich, hab' ich doch nur gemeint ein Malheur. Wie kommst du überhaupt auf so etwas, Kind? -- Ich wollte dich nur bitten, mir auch das Mittel zu geben. -- Moses sah sie erschreckt an. Was? dir? Was willst du damit? -- Ich diene jetzt bei einem Wirth, erzählte sie, der sehr schlimm ist. Er hat einen Knecht, mit dem er täglich lärmt, weil er ihm vorwirft, daß er ihm die Pferde schlecht halte. Jurgis wäre schon längst fortgelaufen, wenn er mich nicht lieb hätte. Nun hab' ich ihm von dem guten Mittel gesagt, das mein Vater brauchte, und er läßt mir keine Ruhe, bis ich es ihm verschaffe. Deßhalb komme ich zu dir, und wenn du mir nicht helfen willst, ist's mit der Liebschaft aus, denn der Aerger treibt ihn nächstens doch fort. -- Der Jude schüttelte den Kopf. 's ist nicht erlaubt -- geh! laß mich in Ruhe. -- Sie bat und weinte. Kein Mensch sonst solle davon erfahren, und

mein Vater seinen Pferden etwas eingab, auch wenn sie nicht krank waren, und er belehrte mich, daß sie davon besseren Appetit zum Fressen und ein glattes, glänzendes Fell bekämen. Das Mittel habe er von dir erhalten, versicherte er. — Moses merkte etwas ängstlich auf. Ist hinterher ein Unglück damit geschehen? fragte er verlegen. Hab' ich ihm's doch gegeben für die Pferde und kann ich doch nicht gutstehen für den falschen Gebrauch. — Von was für einem Unglück sprichst du? fragte das Mädchen, scheinbar ganz unwissend. — Moses war beruhigt. Hab' ich gesagt, ein Unglück? berichtigte er sich, hab' ich doch nur gemeint ein Malheur. Wie kommst du überhaupt auf so etwas, Kind? — Ich wollte dich nur bitten, mir auch das Mittel zu geben. — Moses sah sie erschreckt an. Was? dir? Was willst du damit? — Ich diene jetzt bei einem Wirth, erzählte sie, der sehr schlimm ist. Er hat einen Knecht, mit dem er täglich lärmt, weil er ihm vorwirft, daß er ihm die Pferde schlecht halte. Jurgis wäre schon längst fortgelaufen, wenn er mich nicht lieb hätte. Nun hab' ich ihm von dem guten Mittel gesagt, das mein Vater brauchte, und er läßt mir keine Ruhe, bis ich es ihm verschaffe. Deßhalb komme ich zu dir, und wenn du mir nicht helfen willst, ist's mit der Liebschaft aus, denn der Aerger treibt ihn nächstens doch fort. — Der Jude schüttelte den Kopf. 's ist nicht erlaubt — geh! laß mich in Ruhe. — Sie bat und weinte. Kein Mensch sonst solle davon erfahren, und

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[0060] mein Vater seinen Pferden etwas eingab, auch wenn sie nicht krank waren, und er belehrte mich, daß sie davon besseren Appetit zum Fressen und ein glattes, glänzendes Fell bekämen. Das Mittel habe er von dir erhalten, versicherte er. — Moses merkte etwas ängstlich auf. Ist hinterher ein Unglück damit geschehen? fragte er verlegen. Hab' ich ihm's doch gegeben für die Pferde und kann ich doch nicht gutstehen für den falschen Gebrauch. — Von was für einem Unglück sprichst du? fragte das Mädchen, scheinbar ganz unwissend. — Moses war beruhigt. Hab' ich gesagt, ein Unglück? berichtigte er sich, hab' ich doch nur gemeint ein Malheur. Wie kommst du überhaupt auf so etwas, Kind? — Ich wollte dich nur bitten, mir auch das Mittel zu geben. — Moses sah sie erschreckt an. Was? dir? Was willst du damit? — Ich diene jetzt bei einem Wirth, erzählte sie, der sehr schlimm ist. Er hat einen Knecht, mit dem er täglich lärmt, weil er ihm vorwirft, daß er ihm die Pferde schlecht halte. Jurgis wäre schon längst fortgelaufen, wenn er mich nicht lieb hätte. Nun hab' ich ihm von dem guten Mittel gesagt, das mein Vater brauchte, und er läßt mir keine Ruhe, bis ich es ihm verschaffe. Deßhalb komme ich zu dir, und wenn du mir nicht helfen willst, ist's mit der Liebschaft aus, denn der Aerger treibt ihn nächstens doch fort. — Der Jude schüttelte den Kopf. 's ist nicht erlaubt — geh! laß mich in Ruhe. — Sie bat und weinte. Kein Mensch sonst solle davon erfahren, und

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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/60>, abgerufen am 24.11.2024.