Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Da wär's bald aus mit mir. Und annehmen erst recht Nichts; bin ich sein Schuldner, so komm' ich nicht los von ihm. -- Aber es hilft dir wenig, fuhr Geelhaar lachend fort, ich sage dir's im Voraus. Mit der littauischen Wirthschaft muß gründlich aufgeräumt werden, daß kein Stück auf dem andern bleibt; Flickarbeit thut's nicht. Und vor Allem müssen die Schmarotzer fort, die ernten wollen, ohne zu säen. Versuch's doch, ob du mit ihnen leben kannst. Und dann, Ansas -- zur deutschen Wirthschaft gehört eine deutsche Frau. Es giebt schmucke Mädel unter den Littauerinnen, und wenn sie im Sonntagsstaat zur Kirche gehen, mag man die Augen in Acht nehmen; aber zum Wirthschaften taugen sie nichts, außer wenn's auf eure Art hergeht. Das ist meine schlichte Meinung.

Sie wollte dem jungen Littauer nicht in den Sinn. Er hatte andere Pläne. In Szudargen, eine Meile entfernt, gab es einen Wirth Krupat, der nur zwei Töchter hatte. Die ältere mußte ihrem Manne das Grundstück mitbringen, die jüngere aber eine namhafte Ausstattung erhalten. Hier dachte er anzubinden, wenn das Mädchen erwachsen sein würde; es hatte noch einige Jahre Zeit, und inzwischen konnte er seinen Hof in Ordnung gebracht haben. Bei Krupat hatte er schon durch einen guten Freund anfragen lassen und war nicht abschlägig beschieden worden.

Die Verschreibung erfolgte auf dem Gericht in der gewöhnlichen Form. Ansas Wanags erwarb das

Da wär's bald aus mit mir. Und annehmen erst recht Nichts; bin ich sein Schuldner, so komm' ich nicht los von ihm. — Aber es hilft dir wenig, fuhr Geelhaar lachend fort, ich sage dir's im Voraus. Mit der littauischen Wirthschaft muß gründlich aufgeräumt werden, daß kein Stück auf dem andern bleibt; Flickarbeit thut's nicht. Und vor Allem müssen die Schmarotzer fort, die ernten wollen, ohne zu säen. Versuch's doch, ob du mit ihnen leben kannst. Und dann, Ansas — zur deutschen Wirthschaft gehört eine deutsche Frau. Es giebt schmucke Mädel unter den Littauerinnen, und wenn sie im Sonntagsstaat zur Kirche gehen, mag man die Augen in Acht nehmen; aber zum Wirthschaften taugen sie nichts, außer wenn's auf eure Art hergeht. Das ist meine schlichte Meinung.

Sie wollte dem jungen Littauer nicht in den Sinn. Er hatte andere Pläne. In Szudargen, eine Meile entfernt, gab es einen Wirth Krupat, der nur zwei Töchter hatte. Die ältere mußte ihrem Manne das Grundstück mitbringen, die jüngere aber eine namhafte Ausstattung erhalten. Hier dachte er anzubinden, wenn das Mädchen erwachsen sein würde; es hatte noch einige Jahre Zeit, und inzwischen konnte er seinen Hof in Ordnung gebracht haben. Bei Krupat hatte er schon durch einen guten Freund anfragen lassen und war nicht abschlägig beschieden worden.

Die Verschreibung erfolgte auf dem Gericht in der gewöhnlichen Form. Ansas Wanags erwarb das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022"/>
Da wär's bald aus mit mir. Und                     annehmen erst recht Nichts; bin ich sein Schuldner, so komm' ich nicht los von                     ihm. &#x2014; Aber es hilft dir wenig, fuhr Geelhaar lachend fort, ich sage dir's im                     Voraus. Mit der littauischen Wirthschaft muß gründlich aufgeräumt werden, daß                     kein Stück auf dem andern bleibt; Flickarbeit thut's nicht. Und vor Allem müssen                     die Schmarotzer fort, die ernten wollen, ohne zu säen. Versuch's doch, ob du mit                     ihnen leben kannst. Und dann, Ansas &#x2014; zur deutschen Wirthschaft gehört eine                     deutsche Frau. Es giebt schmucke Mädel unter den Littauerinnen, und wenn sie im                     Sonntagsstaat zur Kirche gehen, mag man die Augen in Acht nehmen; aber zum                     Wirthschaften taugen sie nichts, außer wenn's auf eure Art hergeht. Das ist                     meine schlichte Meinung.</p><lb/>
        <p>Sie wollte dem jungen Littauer nicht in den Sinn. Er hatte andere Pläne. In                     Szudargen, eine Meile entfernt, gab es einen Wirth Krupat, der nur zwei Töchter                     hatte. Die ältere mußte ihrem Manne das Grundstück mitbringen, die jüngere aber                     eine namhafte Ausstattung erhalten. Hier dachte er anzubinden, wenn das Mädchen                     erwachsen sein würde; es hatte noch einige Jahre Zeit, und inzwischen konnte er                     seinen Hof in Ordnung gebracht haben. Bei Krupat hatte er schon durch einen                     guten Freund anfragen lassen und war nicht abschlägig beschieden worden.</p><lb/>
        <p>Die Verschreibung erfolgte auf dem Gericht in der gewöhnlichen Form. Ansas Wanags                     erwarb das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0022] Da wär's bald aus mit mir. Und annehmen erst recht Nichts; bin ich sein Schuldner, so komm' ich nicht los von ihm. — Aber es hilft dir wenig, fuhr Geelhaar lachend fort, ich sage dir's im Voraus. Mit der littauischen Wirthschaft muß gründlich aufgeräumt werden, daß kein Stück auf dem andern bleibt; Flickarbeit thut's nicht. Und vor Allem müssen die Schmarotzer fort, die ernten wollen, ohne zu säen. Versuch's doch, ob du mit ihnen leben kannst. Und dann, Ansas — zur deutschen Wirthschaft gehört eine deutsche Frau. Es giebt schmucke Mädel unter den Littauerinnen, und wenn sie im Sonntagsstaat zur Kirche gehen, mag man die Augen in Acht nehmen; aber zum Wirthschaften taugen sie nichts, außer wenn's auf eure Art hergeht. Das ist meine schlichte Meinung. Sie wollte dem jungen Littauer nicht in den Sinn. Er hatte andere Pläne. In Szudargen, eine Meile entfernt, gab es einen Wirth Krupat, der nur zwei Töchter hatte. Die ältere mußte ihrem Manne das Grundstück mitbringen, die jüngere aber eine namhafte Ausstattung erhalten. Hier dachte er anzubinden, wenn das Mädchen erwachsen sein würde; es hatte noch einige Jahre Zeit, und inzwischen konnte er seinen Hof in Ordnung gebracht haben. Bei Krupat hatte er schon durch einen guten Freund anfragen lassen und war nicht abschlägig beschieden worden. Die Verschreibung erfolgte auf dem Gericht in der gewöhnlichen Form. Ansas Wanags erwarb das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/22
Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/22>, abgerufen am 25.11.2024.