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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wirst, wie mit den Andern. Den Hof da wirst du nicht einziehen -- so lang' ich lebe, nicht! -- Pah! lachte Herr Geelhaar laut auf, das wollen wir sehen. Keine fünf Jahre dauert's! Dummheiten, Ansas! Es fragt sich nur, ob du als Bettler davongehst, oder blankes Geld mitnimmst. Ich mein's gut mit dir, weil du mir lange treu gedient hast und ein ganz sauberer Bursch bist, und weil ich auch deiner Schwester Mare eine Ausstattung sichern möchte. Aber wenn du einen eigensinnigen Kopf hast und nicht Vernunft annehmen willst, so trag auch die Kosten davon.

Ansas traute nicht. Es verstand sich für ihn ganz von selbst, daß der Deutsche ihn überlisten wolle, und es war ihm Ernst damit, sein Erbe, das er lieb hatte, nicht in fremde Hände kommen zu lassen. Ich habe bei dir gelernt, wie man wirthschaftet, antwortete er verbissen, und ich will's bei mir gerade so machen, wie du hier.

Das will ich loben! rief der Gutsherr. Will dir auch gar nicht entgegen sein -- nicht im Mindesten. Komm zu mir und frage, wenn du guten Rath brauchst; du sollst jederzeit so gute Antwort haben, als ich sie mir selbst nur geben könnte. Ich will dir auch gern zum Anfang mit Saat und Futter aushelfen und mein Angespann leihen, damit du nicht denkst, daß ich deine Verlegenheit ausnutzen wolle. Soll mir lieb sein, wenn dir's gelingt. -- Das werde ich bleiben lassen, überlegte Ansas im Stillen. Rath von dem--?

wirst, wie mit den Andern. Den Hof da wirst du nicht einziehen — so lang' ich lebe, nicht! — Pah! lachte Herr Geelhaar laut auf, das wollen wir sehen. Keine fünf Jahre dauert's! Dummheiten, Ansas! Es fragt sich nur, ob du als Bettler davongehst, oder blankes Geld mitnimmst. Ich mein's gut mit dir, weil du mir lange treu gedient hast und ein ganz sauberer Bursch bist, und weil ich auch deiner Schwester Mare eine Ausstattung sichern möchte. Aber wenn du einen eigensinnigen Kopf hast und nicht Vernunft annehmen willst, so trag auch die Kosten davon.

Ansas traute nicht. Es verstand sich für ihn ganz von selbst, daß der Deutsche ihn überlisten wolle, und es war ihm Ernst damit, sein Erbe, das er lieb hatte, nicht in fremde Hände kommen zu lassen. Ich habe bei dir gelernt, wie man wirthschaftet, antwortete er verbissen, und ich will's bei mir gerade so machen, wie du hier.

Das will ich loben! rief der Gutsherr. Will dir auch gar nicht entgegen sein — nicht im Mindesten. Komm zu mir und frage, wenn du guten Rath brauchst; du sollst jederzeit so gute Antwort haben, als ich sie mir selbst nur geben könnte. Ich will dir auch gern zum Anfang mit Saat und Futter aushelfen und mein Angespann leihen, damit du nicht denkst, daß ich deine Verlegenheit ausnutzen wolle. Soll mir lieb sein, wenn dir's gelingt. — Das werde ich bleiben lassen, überlegte Ansas im Stillen. Rath von dem—?

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/21>, abgerufen am 22.11.2024.