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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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alles bey sich habende Geld übergab und ihn
versicherte, daß der ganze Schatz sein wer-
den sollte, wenn er ihn durch Verkürzung
des Weges nur etliche Stunden früher zu
dem weisen Derwische zu bringen wüßte:
der Andre nahm es mit Dankbarkeit an und
versprach sein Verlangen so sehr als möglich
zu erfüllen. Auch fanden sie sich beym An-
bruche des Tages auf einem Felsenrücken,
von welchem sie eine schöne muntre lachende
Ebne übersahen, die durch den Anblick
schon ihnen die ausgestandnen Beschwerlich-
keiten hinlänglich vergütete. Belphegors
Herz schlug vor Entzücken, als er die Woh-
nung des Derwisches durch ein dünnes
Palmwäldchen hervorschimmern sah: gern
hätte er mit Einem Sprunge die heilige
Schwelle betreten: jedes Lufttheilchen, das
er einhauchte, schien ihm reiner und heili-
ger zu seyn.

Wenn die Musen gegen einen Prosaisten
nicht etwas spröde wären, so rief ich sie mit
lautem Schreyen um ihren Beystand bey
der Schilderung eines der schönsten Thäler
an; aber so muß ein armer Verfasser in
ungebundner Rede die Sache allein bestreiten.

Will

alles bey ſich habende Geld uͤbergab und ihn
verſicherte, daß der ganze Schatz ſein wer-
den ſollte, wenn er ihn durch Verkuͤrzung
des Weges nur etliche Stunden fruͤher zu
dem weiſen Derwiſche zu bringen wuͤßte:
der Andre nahm es mit Dankbarkeit an und
verſprach ſein Verlangen ſo ſehr als moͤglich
zu erfuͤllen. Auch fanden ſie ſich beym An-
bruche des Tages auf einem Felſenruͤcken,
von welchem ſie eine ſchoͤne muntre lachende
Ebne uͤberſahen, die durch den Anblick
ſchon ihnen die ausgeſtandnen Beſchwerlich-
keiten hinlaͤnglich verguͤtete. Belphegors
Herz ſchlug vor Entzuͤcken, als er die Woh-
nung des Derwiſches durch ein duͤnnes
Palmwaͤldchen hervorſchimmern ſah: gern
haͤtte er mit Einem Sprunge die heilige
Schwelle betreten: jedes Lufttheilchen, das
er einhauchte, ſchien ihm reiner und heili-
ger zu ſeyn.

Wenn die Muſen gegen einen Proſaiſten
nicht etwas ſproͤde waͤren, ſo rief ich ſie mit
lautem Schreyen um ihren Beyſtand bey
der Schilderung eines der ſchoͤnſten Thaͤler
an; aber ſo muß ein armer Verfaſſer in
ungebundner Rede die Sache allein beſtreiten.

Will
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[68/0074] alles bey ſich habende Geld uͤbergab und ihn verſicherte, daß der ganze Schatz ſein wer- den ſollte, wenn er ihn durch Verkuͤrzung des Weges nur etliche Stunden fruͤher zu dem weiſen Derwiſche zu bringen wuͤßte: der Andre nahm es mit Dankbarkeit an und verſprach ſein Verlangen ſo ſehr als moͤglich zu erfuͤllen. Auch fanden ſie ſich beym An- bruche des Tages auf einem Felſenruͤcken, von welchem ſie eine ſchoͤne muntre lachende Ebne uͤberſahen, die durch den Anblick ſchon ihnen die ausgeſtandnen Beſchwerlich- keiten hinlaͤnglich verguͤtete. Belphegors Herz ſchlug vor Entzuͤcken, als er die Woh- nung des Derwiſches durch ein duͤnnes Palmwaͤldchen hervorſchimmern ſah: gern haͤtte er mit Einem Sprunge die heilige Schwelle betreten: jedes Lufttheilchen, das er einhauchte, ſchien ihm reiner und heili- ger zu ſeyn. Wenn die Muſen gegen einen Proſaiſten nicht etwas ſproͤde waͤren, ſo rief ich ſie mit lautem Schreyen um ihren Beyſtand bey der Schilderung eines der ſchoͤnſten Thaͤler an; aber ſo muß ein armer Verfaſſer in ungebundner Rede die Sache allein beſtreiten. Will

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/74>, abgerufen am 28.11.2024.